Foto-Sucht ist laut Psychologen eine psychische Störung
So krank machen Selfies!

Die «Selfitis» ist kein Mythos: Psychologen bezeichnen den Drang, ständig Fotos von sich zu posten, als echtes psychisches Problem. Kritisch wird es ab drei Bildern pro Tag.
Publiziert: 18.12.2017 um 19:52 Uhr
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Aktualisiert: 18.12.2018 um 13:47 Uhr
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US-Reality-Star und Hotelerbin Paris Hilton ist ein Fan von Selfies.
Foto: Instagram

Wer seine Instagram-Follower obsessiv mit Selfies versorgt, könnte seiner Psyche schaden: Wie der «Telegraph» berichtet, ist die Fotosucht «Selfitis» nicht unbedenklich. Der Begriff wurde erstmals vor drei Jahren geprägt, als sich im Netz ein Artikel verbreitete, in dem die American Psychiatric Association die Selfie-Sucht vermeintlich als Krankheit anerkannte. 

Nachdem sich der Bericht als Falschmeldung herausgestellt hatte, untersuchten Forscher der Nottingham Trent University und der indischen Thiagarajar School of Management, ob in der Nachricht nicht ein Funke Wahrheit steckt – und wurden fündig. Jetzt beurteilen die Psychologen die Selfie-Sucht tatsächlich als echte psychische Störung: Die Selfitis gibt es also wirklich!

Die Wissenschaftler entwickelten sogar einen eigenen Verhaltensmassstab, der dazu dient, das Ausmass der Störung zu beurteilen.

Der Massstab, der von 1 bis 100 reicht, wurde mittels Fokusgruppen mit 200 Teilnehmern festgelegt. Die befragten Personen sind in Indien angesiedelt, da das Land am meisten User bei Facebook zählt – und die höchste Zahl an Todesfällen durch Selfies an gefährlichen Orten.

Betroffene sind oft Selbstdarsteller mit geringem Selbstbewusstsein

Den Forschern zufolge gibt es drei Selfitis-Stufen. Zu den Grenzfällen gehören Leute, die mindestens dreimal täglich Selfies schiessen, diese allerdings nicht auf Social Media posten. Die akute Phase der Krankheit beginnt, wenn die Bilder im Netz geteilt werden.

Im dritten, chronischen Stadium fühlen Betroffene einen unkontrollierbaren Drang, rund um die Uhr Fotos von sich selbst zu machen und diese mehr als sechsmal pro Tag zu posten. 

Erkrankte wollen sich dazugehörig fühlen

Der typische Selfitis-Erkrankte ist ein Selbstdarsteller mit geringem Selbstbewusstsein. Diese Leute würden sich durch das permanente Posten der Fotos erhoffen, ihr soziales Ansehen anzukurbeln und sich als Teil einer Gruppe zu fühlen. 

Die Untersuchungsergebnisse wurden in der Fachzeitschrift «International Journal of Mental Health and Addiction» veröffentlicht. Trotzdem sind sich in der Wissenschaft nicht alle einig über die angeblich reale Selfitis. 

Mark Salter, Sprecher des Royal College of Psychiatrists, glaubt nicht daran: «‹Selfitis› existiert nicht und sollte auch nicht existieren. Es gibt eine Tendenz, eine ganze Reihe von komplizierten und komplexen menschlichen Verhaltensweisen mit einem einzelnen Wort benennen zu wollen. Aber das ist gefährlich, denn es kann etwas Wirklichkeit werden lassen, das es eigentlich gar nicht gibt.» (kad)

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