Unter Alkoholeinfluss bringt auch die fleissigste Spinne kein sauberes Netz mehr hin. Mit LSD schaffen die Tiere zwar die Grundstruktur noch sauber, bei den Querverbindungen ist dann aber Schluss. Auch Marihuana endet mit einem halbfertigen Netz, während Koffein die Spinne derart verstört, dass sie scheinbar planlos drauflos webt.
Solchen und anderen Versuchen ist es zu verdanken, dass der Mensch heute weiss, wie und wo Sucht entsteht. Und dem neuen Buch vom Science-Trio Puntigam, Gruber und Oberhummer, dass man die dazugehörigen naturwissenschaftlichen Erklärungen gerne liest.
Süchtige belohnen sich zu Tode
Beispielsweise, dass der zentrale Bereich für Sucht das Belohnungssystem im Gehirn ist. Es wurde entdeckt, indem man Ratten Elektroden im Kopf implantierte. Betätigten die Ratten einen Schalter, wurden die Elektroden unter Strom gesetzt. Das gefiel den Versuchstieren dermassen gut, dass sie Essen und Trinken vergassen und nur noch den Schalter betätigten. Sie waren süchtig.
Sämtliche Drogen greifen ins Belohnungssystem ein. Das ist ihr Erfolgsrezept. Das Fatale daran: Die Struktur unseres Gehirns ändert sich fast augenblicklich. Während wir noch glauben, den Rauschmittelkonsum im Griff zu haben, hat sich unser Gehirn bereits verändert. Alle Verbindungen der Neuronen, die am Suchtverhalten beteiligt waren, wurden verstärkt. Je grösser die Verstärkung ausfällt, umso süchtiger macht der Stoff. Verstärkte Verbindungen führen dazu, dass diese Neuronen das nächste Mal leichter aktiv werden können. Das erleichtert uns zwar das Lernen, verstärkt aber auch das Suchtverhalten und erschwert so jede Therapie.
Gefährliche Neutralisierung
Einen interessanten Ansatz gegen die Sucht nach Alkohol lieferte Roche 1984 mit «Ro 15-4513». Die Substanz hebt alle negativen Wirkungen des Alkohols schlagartig auf. Kein Torkeln, kein Lallen und kein Taumeln, obwohl sich der Alkoholgehalt im Blut nicht verändert. Allerdings werden die negativen Folgen des Alkohols auf Körper und Kreislauf dadurch nicht aufgehoben. Das heisst: Der emsige Trinker, der Ro 15-4513 einnimmt, bleibt von aussen betrachtet völlig nüchtern – bis plötzlich die Alkoholvergiftung eintritt. Roche hat das Zaubermittel freundlicherweise nicht auf den Markt gebracht.