Das Thema wird heiss diskutiert: Sollte man als Mann zur Prostatakrebsvorsorge? Und, wenn ja, wann? Welche Tests sind am zuverlässigsten? Weil zu diesem Thema äusserst widersprüchliche Informationen existieren und sich auch manche Expertinnen und Experten sowie (Haus-)Ärztinnen und -Ärzte nicht einig sind, ist die Verunsicherung bei vielen Männern gross.
Das Webinar «Früherkennung von Prostatakrebs: Ist bei mir eine Vorsorgeuntersuchung nötig?» der Hirslanden Kliniken Zürich nahm sich dieser Unsicherheit an. Die beiden Fachärzte
PD Dr. med. Aurelius Omlin, Facharzt für Medizinische Onkologie am Onkozentrum Zürich und Chairman des Uroonkologischen Zentrums der Klinik Hirslanden
PD Dr. med. Thomas Hermanns, Facharzt für Urologie, vom Zentrum für Urologie der Hirslanden Kliniken in Zürich
klärten darüber auf, mit welchen Vorsorgeuntersuchungen Prostatakrebs sicher erkannt wird. Und das Interesse war gross: Weit über hundert Teilnehmende nutzten die Chance, sich über das Thema zu informieren und ihre persönlichen Fragen zu stellen.
Multidimensionales Screening ist sicher
Facharzt Thomas Hermanns konnte die Teilnehmenden in seinem Übersichtsvortrag schon vorab beruhigen: Das heutige multidimensionale Screening, wie es auch die Hirslanden Kliniken standardmässig anwenden (siehe Box), erkennt einen möglichen Prostatakrebs sicher – und hilft zudem, unnötige Biopsien zu verhindern sowie die Mortalität bei der häufigsten Krebsart von Männern deutlich zu senken. «Wir können im Jahr 2024 auf eine intelligente, strukturierte Vorsorge zurückgreifen», sagt Hermanns.
Hirslanden steht im Bereich Prostata- oder Hodenkrebs schweizweit für höchste Fachkompetenz und Behandlungsqualität – von der Prävention und Früherkennung über die Behandlung bis zur Nachsorge. Mehr Infos und Kontaktangaben zu den einzelnen Zentren via Link.
Hirslanden steht im Bereich Prostata- oder Hodenkrebs schweizweit für höchste Fachkompetenz und Behandlungsqualität – von der Prävention und Früherkennung über die Behandlung bis zur Nachsorge. Mehr Infos und Kontaktangaben zu den einzelnen Zentren via Link.
Moderne Prostatakrebsvorsorge besteht nicht nur aus einer Kombination von Bestimmung des PSA-Werts im Blut, Abtasten der Prostata – also dem Fingertest – sowie Ultraschall. Es werden auch weitere Parameter in die Vorsorgeuntersuchung eingebaut, zum Beispiel Alter, Grösse der Prostata und Krebserkrankungen in der Familie. Es stehen heute Tools zur Verfügung, um diese Parameter in einen Risikokalkulator einzugeben und die Wahrscheinlichkeit für das Vorliegen eines Prostatakrebses auszurechnen. Zudem stehen neue genetische Tests zur Verfügung.
Revolutioniert habe die Prostatakrebsvorsorge im Vergleich zu früher aber besonders die Magnetresonanztomografie (MRI). «Damit sind wir erstmals in der Lage, Prostatakrebs sichtbar zu machen und können dadurch auch viel gezielter Biopsien durchführen als früher», so der Experte. «Alles in allem läuft die Früherkennung heute viel zielgenauer ab als noch vor einigen Jahren.»
Welche Fragen die Webinar-Teilnehmenden zum Thema Prostatakrebsvorsorge umtrieben und welche Antworten die Experten, Urologe PD. Dr. med. Thomas Hermanns und Onkologe PD. Dr. med. Aurelius Omlin, darauf geben, zeigen wir nachfolgend.
Ab wann sollte ich zur Prostatakrebsvorsorge?
Grundsätzlich ab 50 Jahren, da ab diesem Alter das Risiko, an einem Prostatakrebs zu erkranken, zunimmt. Bei familiärer Vorbelastung, also im Fall einer Vorerkrankung eines Verwandten ersten oder zweiten Grades, wird die Früherkennung bereits ab dem 45. Altersjahr empfohlen. Liegen nachgewiesene Erbgutveränderungen (z. B. im sogenannten BRCA-Gen) vor, sollte sogar schon mit 40 der erste Vorsorgecheck durchgeführt werden.
Was ist der PSA-Wert?
Der PSA-Wert (Prostata-spezifisches Antigen) ist ein Blutwert, der zur Diagnose und Überwachung von Prostatakrebs sowie anderen Prostataerkrankungen verwendet wird. PSA ist ein Protein, das von den Zellen der Prostata produziert wird und in kleinen Mengen im Blut vorkommt.
In welchen Abständen sollte ich die Kontrolle wiederholen?
Es gibt Studien, die anhand des PSA-Werts die weiteren Nachsorgen empfehlen. Wer zum Beispiel einen erhöhten PSA-Wert zwischen 3 und 4 hat, dem wird in der Regel erst einmal eine jährliche Untersuchung empfohlen. Bleibt der Wert relativ konstant, können die Intervalle verlängert werden. Für Männer mit niedrigeren Werten werden Intervalle von zwei bis fünf Jahren empfohlen, da das Risiko, dass sich im Laufe der nächsten Jahre Prostatakrebs entwickeln wird, niedrig ist. Bei Patienten, deren Wert irgendwo dazwischen liegt, ist ein Untersuchungsintervall von zwei Jahren sinnvoll. Danach hängt es davon ab, wie sich der PSA-Wert verhält. Wenn er jedes Jahr ansteigt, sollten die Kontrollintervalle verkürzt werden.
Wie hoch ist der optimale PSA-Wert?
Männer zwischen 45 und 50 haben optimalerweise einen PSA-Wert von unter 1,0 oder noch besser unter 0,7. Im Laufe der Jahre nimmt der PSA-Wert dann zu, weshalb er immer in Korrelation mit dem Alter und der Grösse der Prostata beurteilt werden sollte.
Sollte man neue genetische Tests wie den Stockholm3-Test anwenden, um die Früherkennung zu verbessern?
Es ist wichtig, dass wir weiter forschen, um die Prostatakrebsvorsorge noch mehr zu optimieren. Genetische Tests wie der Stockholm3-Test sind hier ein interessanter Ansatz. Bisher konnte aber noch nicht gezeigt werden, dass der Test einen Vorteil gegenüber dem aktuell durchgeführten multidimensionalen Screening mittels Risikokalkulator und MRI bringt. Der Test kostet ca. 500 Franken, die die Patienten meist selbst tragen müssen. Ist der Test auffällig, muss dann trotzdem noch ein MRI durchgeführt werden, um den Krebs für die Biopsie zu lokalisieren. Was es braucht, sind gut designte Studien, die den Wert des Tests genau untersuchen. Den Test bereits jetzt als neuen Standard zu vermarkten, ist unseriös.
Kann der Hausarzt die Vorsorgeuntersuchung machen?
Es ist absolut möglich, dass die Hausärztin oder der Hausarzt die initialen Untersuchungen, also das Abfragen der Symptome und das Bestimmen des PSA-Werts übernimmt. Beim PSA-Wert erhält man das Resultat in der Regel innerhalb von 24 Stunden. Er kostet etwa 30 bis 40 Franken und wird von der Krankenkasse übernommen. Anschliessend sind unter Umständen auch Untersuchungen nötig, die Hausärzte oftmals nicht anbieten, darunter der Ultraschall zum Bestimmen der Grösse der Prostata. Für die definitive Beurteilung des MRIs und die Planung einer Biopsie sollte die Überweisung an eine Urologin oder einen Urologen erfolgen.
Mein Hausarzt sagt, die Bestimmung des PSA-Werts sei nicht nötig. Was kann ich tun?
Diese Einstellung fusst auf den Erkenntnissen der Prostatakrebs-Screening-Studien aus der Zeit um das Jahr 2010, welche rein PSA-basiert waren und die MRI-Diagnostik nicht beinhaltet haben. Mittlerweile hat man verlässliche Daten, die besagen, dass eine Prostatakrebsvorsorge zu einer Senkung der Sterblichkeit führen kann. Diese Daten haben vor allem in Kombination mit den verbesserten, zielsicheren Untersuchungen wieder zu einem klaren Umdenken geführt. Viele internationale Guidelines empfehlen heute die Prostatakrebsvorsorge unter Einbezug der neuen Möglichkeiten, weshalb es nicht mehr gerechtfertigt ist, dass Hausärzte das grundsätzlich ablehnen. Mittlerweile unterstützt sogar die Europäische Union mit einem gross angelegten Projekt den Aufbau von strukturierten nationalen Prostatakrebsvorsorge-Programmen.
- Konsultation & Information
- Anamnese (Familie, Symptome, Genetik)
- PSA-Test, körperliche Untersuchung, Ultraschall
- Risikokalkulator
- MRI bei erhöhtem Risiko
- Gezielten Biopsie bei auffälligem MRI
- Konsultation & Information
- Anamnese (Familie, Symptome, Genetik)
- PSA-Test, körperliche Untersuchung, Ultraschall
- Risikokalkulator
- MRI bei erhöhtem Risiko
- Gezielten Biopsie bei auffälligem MRI
Stimmt es, dass man vor dem Bestimmen des PSA-Werts nicht Velofahren und keine sexuellen Aktivitäten haben sollte?
Es gibt keine Studien, die ganz klar zeigen, dass man am Tag nach dem Velofahren oder einem sexuellen Kontakt immer einen erhöhten PSA-Wert hat. Es hängt vermutlich auch davon ab, wie intensiv man dies betreibt. Wer zum Beispiel drei Stunden auf dem Rennvelo sitzt, hat vermutlich ein höheres Risiko für einen erhöhten Wert als jemand, der gemütlich eine halbe Stunde auf dem E-Bike unterwegs ist. Wenn der Wert bei jemandem unerklärlich hoch ist, kann man dazu raten, auf exzessives Velofahren oder Sexualkontakt für einige Zeit zu verzichten und dann den PSA-Test nochmals wiederholen. Beim Prostatakrebs ist es praktisch immer so, dass genügend Zeit ist, einen PSA-Wert nach einiger Zeit nochmal zu kontrollieren.
Ich mag die Untersuchung mit dem Finger nicht. Ist dieses Abtasten der Prostata überhaupt noch wichtig?
Die Fingeruntersuchung wird tatsächlich immer unwichtiger, das zeigen auch Studien. Heutzutage ist das MRI sicherlich die bessere Untersuchung. Ich als Urologe mache es in meiner Sprechstunde dennoch so, dass ich die Fingeruntersuchung bei der ersten Konsultation anbiete. Die Untersuchung ist simpel und kann manchmal doch einen Prostatakrebs aufspüren. Wenn der Patient aber sagt, er möchte das nicht, ist das absolut okay.
Was bedeutet es, wenn die Prostata vergrössert ist?
Es ist wichtig zu wissen, dass es zwei grosse Erkrankungen in der Prostata gibt, die zu einem erhöhten PSA-Wert führen. Das ist zum einen der Prostatakrebs und zum anderen die gutartige Prostatavergrösserung, die oft zu Symptomen beim Wasserlassen führt. Sie steht aber in den allermeisten Fällen nicht im Zusammenhang mit dem Prostatakrebs. Dennoch kann es vorkommen, dass die beiden Erkrankungen parallel auftreten. Wichtig ist deshalb zu wissen, dass wir heutzutage das Prostatavolumen mit dem PSA-Wert gemeinsam anschauen. Es gilt: Das Risiko für einen Prostatakrebs ist kleiner, je grösser die Prostata bei gleichbleibendem PSA-Wert ist. Wenn also jemand einen hohen PSA-Wert hat und eine kleine Prostata, ist das Krebsrisiko entsprechend grösser.
Kann man etwas tun, damit sich kein Prostatakrebs entwickelt?
Es gibt Medikamente, die man hinsichtlich einer Risikosenkung untersucht hat, doch die Ergebnisse sind kontrovers, sodass sich diese Prophylaxetherapie nicht etabliert hat. Was aber wichtig ist – und das empfehlen wir immer – ist ein gesunder Lebensstil. Denn was für das Herz gut ist, kann auch für die Prostata nicht falsch sein. Also Verzicht auf Rauchen und übermässigen Alkoholkonsum, dafür auf ausgewogene Ernährung und ausreichend Bewegung setzen.
Hinweis: Das Webinar gibt es im Video unten zum Nachschauen.
Dieser Beitrag wurde vom Ringier Brand Studio im Auftrag eines Kunden erstellt. Die Inhalte sind journalistisch aufbereitet und entsprechen den Qualitätsanforderungen von Ringier.
Kontakt: E-Mail an Brand Studio
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