Wenn die Hüfte schmerzt
Ein Eingriff kann sich lohnen

Sie hat den Gletschermarathon «Patrouille des Glaciers» gemeistert: Evelyne Janz führt ein durch und durch sportliches Leben! Und das mit einer künstlichen Hüfte.
Publiziert: 14.11.2016 um 16:29 Uhr
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Aktualisiert: 20.06.2023 um 09:22 Uhr
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Zu den Komplikationen während der Operation zählen Verletzungen der Gefässe und Nerven. Sie sind aber mit unter 1 Prozent sehr gering. Statistisch gesehen, liegt die Lebenserwartung einer Total-Hüftprothese zu 90 Prozent bei mindestens 15 Jahren.
Foto: mauritius images
Martina Bortolani

Der Schmerz überwältigte sie, er schoss ihr vom unteren Rücken bis ins Bein. Am liebsten hätte Evelyne Janz aufgeschrien. Auf Höhe der Valsorey-Hütte, südwestlich des Grand Combin auf 3030 Metern über Meer, gab ihr Körper eine unmissverständliche Botschaft von sich: «Es geht nicht mehr, deine Hüfte ist kaputt.» Gerade jetzt, während sie an der «Haute-Route», einer mehrtägigen Ski- und Schneeschuhtour teilnahm! Die 58-Jährigen sorgte sich um die Zukunft als Sportlerin.

Drei Wochen später sass sie in der Hirslanden Klinik Bois-Cerf bei Dr. Jacques Vallotton und wartete auf die Diagnose. Und tatsächlich, ihre böse Vorahnung bestätigte sich: Sie brauche ein künstliches Hüftgelenk, lautete der Rat der Ärzte! Für Janz, die aktive Frau, unvorstellbar. Ausgerechnet ihr musste das passieren. Wandern, Radfahren, Schwimmen, Skitouren – der Sport und ein gesunder Lifestyle hatten bislang ihr Leben bestimmt. Janz erreichte gar sportliche Leistungen wie eine 25-Jährige.

Dass sie an Arthrose litt, wusste die Lausannerin zwar schon länger, aber diese Schmerzen! Würde sie je wieder ihr gewohntes Leben führen können? Das Gespräch mit dem Spezialisten machte ihr Mut – «Sie werden wieder Sport machen, sich bewegen können und das ohne Schmerzen», versprach er ihr. Am 19. Juni 2012 war es dann so weit: Janz wurde auf der rechten Seite ein künstliches Hüftgelenk implantiert. Ein Jahr später – ebenfalls arthrosebedingt – ersetzte man ihr sogar noch ein Schultergelenk.

Platz 1 für die Schweiz in Sachen Hüftoperationen.
Foto: Getty Images/iStockphoto


Die Schweiz ist Spitzenreiter bei Hüftoperationen

Evelyne Janz befindet sich in guter Gesellschaft. Sie ist eine von gut 25'000 Personen im Jahr, denen künstliche Hüftgelenke implantiert werden. Tendenz steigend – die Anzahl der Eingriffe stieg seit 2009 um mehr als ein Drittel. Dicht gefolgt von Schulter- und Knieprothesen. Mit dieser Anzahl an Operationen liegt die Schweiz in den OECD-Ländern auf Platz eins. Jedes Jahr werden weltweit künstliche Gelenke im Wert von 14 Milliarden Dollar implantiert. Es ist der häufigste orthopädische Eingriff in der Altersklasse der 55- bis 85-Jährigen. Wobei das Durchschnittsalter bei 68 Jahren liegt.

Während man in den USA die Prothese durchschnittlich 20 Jahre früher einsetzt, wird hierzulande gewartet, bis keine anderen Optionen wie Physiotherapie oder medikamentöse Therapien mehr bleiben. Und weil die Schweiz ein Land mit sportlich ausserordentlich aktiven Menschen bis ins hohe Alter ist, wird dieser Eingriff immer häufiger durchgeführt. Die Erwartungen an eine Operation (siehe Box) sind dementsprechend hoch, die Prognosen vielversprechend. Die orthopädische Medizin ist so weit fortgeschritten, dass Patienten mit künstlichen Gelenken nur mehr kleine Einschränkungen in Kauf nehmen müssen.

Schmerz- und beschwerdenfrei mit Hilfe des künstlichen Hüftgelenks

Das ist ganz besonders wichtig für die derzeit super aktiven «Golden Agers», die gewohnt sind, sich zu bewegen und nichts mehr zu fürchten, als im Alter nicht mehr aktiv sein zu können. Solche eben wie Evelyne Janz. Oder auch jener, seit Jahrzehnten Tennis auf Wettkampfebene treibende 70-Jährige. Nachdem er jahrelang seine Arthrose bekämpft hatte, entschloss er sich, die schmerzende Hüfte ersetzen zu lassen. Mit gutem Gefühl und einer gewissen Vorfreude. «Nach der Operation werden sie vollständig geheilt sein», verspricht Dr. Philipp Nufer, Facharzt für orthopädische Chirurgie der Klinik Hirslanden in Zürich. Operiert wird er Anfang November 2016, und auch für die Senioren-Tennisweltmeisterschaft im nächsten Jahr hat er sich bereits angemeldet!

Sein Optimismus ist angebracht. Die Erfahrungen der meisten Hüftpatienten sind ausgesprochen positiv. So auch die von Evelyne Janz. Drei Operationen und vier Jahre später kann sie über ihre anfänglichen Ängste vor der Operation herzlich lachen. Ihre Bedenken, wegen der Eingriffe nicht mehr Sport treiben zu können, stellten sich nicht nur als unbegründet heraus, Janz konnte ihre Leistungen sogar noch steigern. In diesem Jahr lief sie – schmerzfrei und erfolgreich – den Gletschermarathon «Patrouille des Glaciers» von Verbier nach Arolla. Heute weiss sie: «Ohne die Operationen wäre mein Leben total anders verlaufen.»

So funktioniert das Hüftgelenk

Das Hüftgelenk ist nach dem Knie das zweitgrösste und mitunter auch beanspruchteste Gelenk im menschlichen Körper. Damit wir uns mit ihm den ganzen Tag über geschmeidig bewegen können, sind die Hüftpfanne des Beckens und der runde Hüftkopf des Oberschenkelknochens mit einer Knorpelschicht überzogen. Dieser Gelenkknorpel des Kugelgelenks kann sich jedoch altersbedingt abnutzen. Überbelastung durch zu viel Sport, Übergewicht oder eine genetische Anlage können Grund für die sich bildende Arthrose sein. Der Gelenkverschleiss äussert sich typischerweise zunächst mit morgendlichen «Anlauf-Schmerzen» und steigert sich in starke Einschränkungen bei täglichen Bewegungen. Das Gefährliche: Unbehandelt kann Arthrose gar bis zur Invalidität führen.

3d rendered illustration of a hip replacement
mauritius images

Das Hüftgelenk ist nach dem Knie das zweitgrösste und mitunter auch beanspruchteste Gelenk im menschlichen Körper. Damit wir uns mit ihm den ganzen Tag über geschmeidig bewegen können, sind die Hüftpfanne des Beckens und der runde Hüftkopf des Oberschenkelknochens mit einer Knorpelschicht überzogen. Dieser Gelenkknorpel des Kugelgelenks kann sich jedoch altersbedingt abnutzen. Überbelastung durch zu viel Sport, Übergewicht oder eine genetische Anlage können Grund für die sich bildende Arthrose sein. Der Gelenkverschleiss äussert sich typischerweise zunächst mit morgendlichen «Anlauf-Schmerzen» und steigert sich in starke Einschränkungen bei täglichen Bewegungen. Das Gefährliche: Unbehandelt kann Arthrose gar bis zur Invalidität führen.

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