Vor hundert Jahren war das Kropfband das Modeaccessoire schlechthin. An Feiertagen kaschierten die Damen damit ihren vom Jodmangel dick gewordenen Hals. Damals litten in gewissen Bergtälern neun von zehn Schweizern an einer durch Jodmangel hervorgerufenen Schilddrüsenunterfunktion. Ein Massenphänomen. Deshalb reicherte man ab 1922 das Speisesalz mit Jod an.
Doch nun könnte das altmodische Kropfband bald ein Comeback feiern. Die Jodwerte der Bevölkerung sind im kritischen Bereich. Weil wir uns falsch ernähren. Zu diesem Schluss kommt das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit (BLV) im gerade erschienenen Ernährungsbulletin.
Kein Jod in Meer- und Himalajasalzen sowie in Fertigprodukten
Der Grund: Heute greifen immer mehr Konsumenten zu Meer- oder Himalajasalz. Auch weil es als gesund angepriesen wird. Doch das ist ein Trugschluss: Anders als unser Speisesalz enthalten Lifestylesalze nämlich oft kein Jod. Genauso wenig wie das Salz in Fertigprodukten – die ebenfalls boomen.
Klein wie eine Walnuss, geformt wie ein Schmetterling: Die Schilddrüse. Das Organ im vorderen Halsbereich ist für die überlebenswichtige Hormonproduktion zuständig. Ohne sie läuft der Stoffwechsel, der Kreislauf und das Wachstum nicht.
Klein wie eine Walnuss, geformt wie ein Schmetterling: Die Schilddrüse. Das Organ im vorderen Halsbereich ist für die überlebenswichtige Hormonproduktion zuständig. Ohne sie läuft der Stoffwechsel, der Kreislauf und das Wachstum nicht.
Schwangere, stillende Mütter und Kleinkinder weisen in der Schweiz einen zu tiefen Jodwert auf. Zwar ist es erst ein geringer Mangel, wie Maria Andersson, Lebensmittelwissenschaftlerin der ETH Zürich, sagt. «Wenn der Mangel aber grösser wird, kann er bei Schwangeren das Risiko erhöhen, dass das Kind später Entwicklungsstörungen aufweist.» Ein schwerer Jodmangel kann Einfluss auf den IQ des Kindes haben und darauf, wie es in der Schule mitkommt.
Täglich drei bis vier Portionen Milchprodukte
Doch auch heute gibt es ein einfaches Rezept dagegen: Das BLV empfiehlt auf Anfrage von BLICK, «beim Kochen und bei Tisch jodiertes Speisesalz zu verwenden». Zudem soll man täglich drei bis vier Portionen Milch und Milchprodukte wie Joghurt, Quark oder Hüttenkäse essen. Und Maria Andersson rät: «Schauen Sie sich die Verpackungen an.» Wenn jodiertes Salz in den Nahrungsmitteln drin ist, wird es ausdrücklich als solches ausgewiesen.
Etwa eine von 100 Personen ist von einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothreose) betroffen. Frauen leiden häufiger an der Krankheit. Die Symptome können sehr unterschiedlich sein und erfordern unter Umständen eine langfristige medikamentöse Therapie.
Etwa eine von 100 Personen ist von einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothreose) betroffen. Frauen leiden häufiger an der Krankheit. Die Symptome können sehr unterschiedlich sein und erfordern unter Umständen eine langfristige medikamentöse Therapie.