Jedes sechste Teenager-Mädchen sagt einen geplanten Arzttermin ab, um ein Gespräch über Sex zu vermeiden. Das hat eine Studie von «Ovarian Cancer Action» ergeben. Die britische Wohltätigkeitsorganisation, die sich dem Kampf gegen Eierstockkrebs verschrieben hat, stellte bei der Befragung von 1000 Frauen ausserdem fest, dass 18- bis 24-Jährige bei einem intimen Problem viermal seltener zum Arzt gehen als Frauen zwischen 55 und 64.
Fast die Hälfte der Befragten aus der jüngeren Generation, konkret 48 Prozent, gaben an, dass sie nicht zum Arzt gehen, wenn sie wissen, dass sie dort untersucht werden. 57 Prozent holen sich lieber Rat im Internet. Auch Sexualhygiene scheint für junge Frauen ein Thema zu sein, das sie lieber totschweigen würden.
Die Folgen dieser «Arztscheuheit» können aber dramatisch sein. Denn so bleiben viele Krankheiten unentdeckt oder werden nicht rechtzeitig erkannt.
«Der Widerwille, bei gynäkologischen Problemen einen Arzt aufzusuchen, ist besorgniserregend. Auch wenn viele von uns im Internet Hilfe suchen, ist das Googlen von Symptomen kein Ersatz für eine richtige medizinische Behandlung», warnt Katherine Taylor, die Vorsitzende von «Ovarian Cancer Action». «Krankheiten wie Eierstockkrebs - durch den allein in Grossbritannien alle zwei Stunden eine Frau stirbt - sind viel einfacher zu behandeln, wenn sie frühzeitig erkannt werden. Es ist also sehr wichtig, dass Frauen sich trauen, über ihre Gesundheit zu sprechen und keine Hemmungen haben, Experten aufzusuchen.»
Bereitet einem das Reden über Sex und damit verbundene gesundheitliche Probleme Mühe, kann es helfen, wenn man erst einmal im kleinen Stil übt. Zum Beispiel indem man seiner besten Freundin oder einer anderen Person, der man sich auch sonst anvertraut, die Situation schildert. Auch der Austausch in Internetforen kann helfen, die Scheu vor diesen Themen abzubauen, weil er sich anonym bewerkstelligen lässt und man auf Menschen trifft, die ähnliche Probleme haben.
Für eine Diagnose sollte man aber unbedingt selber einen Arzt aufsuchen. Der Körper und seine Funktionen lassen sich nun mal nicht virtuell untersuchen. Doch denken Sie daran: Auch die vermeintlichen «Halbgötter in Weiss» sind nur Menschen, die sich irren können. Wenn Sie also das Gefühl haben, Ihr Arzt liege mit seiner Diagnose daneben, dann schrecken Sie nicht davor zurück, eine zweite Meinung einzuholen. Am Schluss kennt kein Mensch Ihren Körper besser als Sie selber. (cm/gsc)