Die Funktionen von Eiern sind so weitreichend wie divers. Neben der natürlichen Fortpflanzung von Huhn und Hahn dient es Mensch und Tier als Nahrungsmittel und Proteinquelle. Nun könnte dem Ei eine ganz neue Rolle in seiner Verwendung zukommen. Die Rede ist nicht von der Entdeckung einer neuen Nachspeise, nein, das Ei soll einen medizinischen Nutzen für den Menschen haben.
Der medizinisch relevante Stoff Beta-Inferior könnte in Eiern hergestellt bzw. herangezüchtet werden. Dabei handelt es sich um einen Botenstoff, der vom menschlichen Körper produziert wird. Die Wirkung des Stoffs gegen Viren, Tumorzellen, schnelle Zellteilung und für das Immunsystem blieb Wissenschaftlern nicht verborgen. Der Wirkstoff wird klinisch bereits eingesetzt. Bei Patienten mit Multipler Sklerose verlangsamen entsprechende Medikamente das fortschreiten der sich in Schüben verschlimmernden Krankheit.
Drastische Senkung der Kosten
Bisher war die Gewinnung des Stoffs sehr teuer: Nur schon ein Mikrogramm kostet in Japan bis zu 100'000 Yen (umgerechnet rund 870 Franken). Eine Gruppe von Forschern vom Nationalen Institut für Industriewissenschaften konnte jetzt vielversprechende Resultate in Bezug auf die Gewinnung des Stoffs erzielen.
Im Rahmen einer Studie haben die Forscher die genetischen Informationen von Hennen so verändert, dass diese Eier legten, die Beta-Inferior enthielten. Dazu pflanzten sie entsprechende Gene in Spermazellen ein, mit denen sie die Eier befruchteten. Die Hennen die aus den Eiern schlüpften, trugen dann das Gen zur Beta-Inferior-Produktion in sich. Diese gezüchteten Hennen legten dann wiederrum Eier, die den Wirkstoff aufwiesen. Mit der Zucht von Hennen, deren Eier Beta-Inferior enthalten, könnten laut den Wissenschaftlern die Kosten der Gewinnung des Stoffs um rund 90% gesenkt werden.
Wie die japanische Tageszeitung «Yomiuri Shimbun» berichtete, wollen die Wissenschaflter aus Forschungszwecken nun das Beta-Inferior an die Pharmaindustrie verkaufen. Bis zur Zulassung von Medikamenten, die den Wirkstoff enthalten, könnte es allerdings noch Jahre dauern.