Wenn es darum geht, Leben zu retten, kann das Geschlecht der Ärzte entscheidend sein. Unabhängig von anderen Faktoren wie Alter oder spezifischer Krankheit würden in den USA mindestens 32'000 Personen pro Jahr weniger im Spital sterben, wären alle Ärzte weiblich.
Und das Potenzial ist noch viel grösser! Denn die druckfrische Studie der Uni Harvard, die diese Zahl nennt, beschränkt sich auf Patienten, die über 65 Jahre alt waren und von Fachärzten für innere Medizin behandelt wurden.
Ähnliche Ergebnisse in der Schweiz denkbar
Für die Schweiz gibt es zu diesem Thema noch keine Forschung. «Aber es ist gut möglich, dass man in der Schweiz auf die gleichen Ergebnisse stossen würde», sagt Elisabeth Zemp (62), die als Professorin am Schweizerischen Tropen- und Public-Health-Institut zu Geschlecht und Gesundheit forscht. «Frauen kommunizieren patientenorientierter. Männliche Ärzte stellen sich stärker als Experten dar.»
Werner Bauer (69), Präsident am Schweizerischen Institut für ärztliche Weiter- und Fortbildung, fügt hinzu: «Frauen zeigen möglicherweise mehr Mitgefühl.»
Die Medizin wird immer weiblicher
Die Autoren der US-Studie mutmassen, dass Männer bei komplexen Problemen weniger vorsichtig vorgingen und sich seltener an Vorschriften hielten. Ausserdem sei denkbar, dass sie es trotz Zweifeln öfter nicht für nötig halten, andere um Rat zu fragen.
Diese Erkenntnisse sind angesichts der Geschlechterverhältnisse an den Unis ermutigend: Denn 60 Prozent der Medizinstudierenden in der Schweiz sind Frauen – und es werden immer mehr.