Langzeitauswirkungen noch unbekannt
Mikroplastik in menschlichem Stuhl gefunden

Österreichische Forscher haben in menschlichem Stuhl nach Mikroplastik gesucht. Und sind fündig geworden. Die gesundheitlichen Folgen kleinster Plastikpartikel für den menschlichen Körper sind allerdings noch wenig geklärt.
Publiziert: 18.04.2019 um 14:39 Uhr
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Aktualisiert: 18.04.2019 um 10:07 Uhr
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In den Weltmeeren schwimmen laut dem WWF Unmengen an Plastikmüll. Besonders problematisch ist der sogenannte Mikroplastik. Damit sind Teilchen mit einer Grösse kleiner als fünf Millimeter gemeint.
Foto: WWF

Bei der Suche nach Mikroplastik im Stuhl sind Forscher von Umweltbundesamt (UBA) und MedUni Wien im Rahmen einer Pilotstudie bei allen acht Probanden fündig geworden. Es sei das erste Mal, das Mikroplastik im Menschen nachgewiesen wurde, hiess es in einer Aussendung von MedUni und UBA. Die Ergebnisse der Untersuchung werden am Dienstag beim UEG-Gastroenterologie-Kongress in Wien präsentiert.

Bei den Teilnehmern der Studie handelte es sich um fünf Frauen und drei Männer im Alter von 33 bis 65 Jahren, die in Finnland, den Niederlanden, Grossbritannien, Italien, Polen, Russland, Japan und Österreich leben. Sie führten eine Woche lang ein Ernährungstagebuch und gaben anschliessend eine Stuhlprobe ab. Alle Probanden konsumierten in Plastik verpackte Lebensmittel oder Getränke aus PET-Flaschen, die Mehrzahl von ihnen verzehrte Fisch oder Meeresfrüchte, niemand ernährte sich ausschliesslich vegetarisch.

Neun verschiedene Plastiksorten im Körper

Im Mittel wurden 20 Mikroplastik-Teilchen pro zehn Gramm Stuhl gefunden. «In unserem Labor konnten wir neun verschiedene Kunststoffarten in der Grösse von 50 bis 500 Mikrometer nachweisen«, berichtete Bettina Liebmann, die für Mikroplastik-Analysen zuständige Expertin im UBA. Am häufigsten fanden sich PP (Polypropylen) und PET (Polyethylenterephthalat). Analysiert wurde hinsichtlich zehn der weltweit meist verbreiteten Kunststoffe.

»Zusammenhänge zwischen Ernährungsverhalten und einer Belastung mit Mikroplastik können wir aufgrund der geringen Anzahl der ProbandInnen nicht sicher herstellen«, wurde Erstautor Philipp Schwabl von der MedUni zitiert. «Die Auswirkungen der gefundenen Mikroplastikpartikel auf den menschlichen Organismus - insbesondere auf den Verdauungstrakt - können erst im Rahmen einer grösser angelegten Studie erforscht werden.»

Bei früheren Studien wurden in Tieren die höchsten Mikroplastikkonzentrationen im Magendarmtrakt nachgewiesen, jedoch waren kleinste Plastikteilchen auch in Blut, Lymphe und sogar in der Leber nachweisbar. «Obwohl es erste Anzeichen gibt, dass Mikroplastik durch die Begünstigung von Entzündungsreaktionen oder Aufnahme schädigender Begleitstoffe den Magendarmtrakt schädigen kann, sind jedenfalls weitere Studien notwendig, um potenzielle Gefahren von Mikroplastik für den Menschen abzuschätzen", erklärte Schwabl.

Wie gelangt das Plastik in den Menschen?

Als Mikroplastik werden Plastikteilchen mit einer Grösse kleiner als fünf Millimeter bezeichnet. Es wird als Zusatz in Kosmetikprodukten verwendet, entsteht aber vor allem ungewollt durch Zerkleinerung, Abrieb oder Zersetzung grösserer Plastikteile in der Umwelt.

Die globale Plastikproduktion liegt aktuell bei über 400 Millionen Tonnen pro Jahr, erläuterten UBA und MedUni in ihrer Aussendung. Schätzungen zufolge gelangen zwei bis fünf Prozent davon ins Meer, wo der Abfall zerkleinert von Meerestieren aufgenommen wird und über die Nahrungskette in den Menschen gelangen kann. Darüber hinaus ist es sehr wahrscheinlich, dass Lebensmittel während der Verarbeitung oder durch die Verpackung mit Kunststoffen - und dadurch auch mit Mikroplastik - in Kontakt kommen. (SDA)

Wieso PET perfid ist

Plastik, vor allem in Form von PET-Flaschen und Plastiksäcken, ist laut UN-Umweltorganisation Unep der am weitesten verbreitete Marinemüll. Während Plastiksäcke 10 bis 20 Jahre lang im Meer schwimmen, bis sie vollständig zerrieben sind, zerfällt eine PET-Flasche erst in rund 450 Jahren.

Mikroplastikpartikel gelangen problemlos in die Körper von Meerestieren und somit auf unsere Teller. Ihre Auswirkungen auf den Menschen sind noch nicht erforscht. Neben der Umwelt leidet auch der Tourismus unter dem PET-Müll. Für das Wegräumen an Stränden entstehen allein im asiatisch-pazifischen Raum jährlich Kosten von 622 Millionen Dollar. Der gesamtwirtschaftliche Schaden durch Plastikmüll in den Meeren wird auf etwa 13 Milliarden Euro jährlich geschätzt.

Plastik, vor allem in Form von PET-Flaschen und Plastiksäcken, ist laut UN-Umweltorganisation Unep der am weitesten verbreitete Marinemüll. Während Plastiksäcke 10 bis 20 Jahre lang im Meer schwimmen, bis sie vollständig zerrieben sind, zerfällt eine PET-Flasche erst in rund 450 Jahren.

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