Knochensud haut hin!
Vier Tricks für eine gesunde Haut

Knochensud, Zitronenschale und Sonnenlicht, das sind die drei Geheimnisse einer gesunden Haut, doch die ist nun eine kleine positive Nebenwirkung.
Publiziert: 27.04.2017 um 11:57 Uhr
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Aktualisiert: 17.07.2020 um 17:32 Uhr
Die Haut ist die Visitenkarte der Gesundheit.
Foto: Thinkstock
Werner Vontobel

Man kann das Rezept auch wissenschaftlicher formulieren: Statt Knochensud kann man in der Apotheke auch Kollagen-Hydrolysat oder Glycin kaufen. Statt Zitronen kann man Ascorbinsäure kaufen, statt Zitronenschale Hisperidin ein Pulver mit Hisperidin und anderen Flavonide und statt in die Sonne zu liegen, kann man auch ein Infrarotgerät kaufen, das Licht mit einer Wellenlänge von 660 bis 990 Nanometern absondert. Das nützt vermutlich auch, doch natürlicher ist billiger und vermutlich besser.

Doch wenn es um die Haut geht, ist uns nichts zu teuer. Die Regale in den Apotheken voll sind von teuren Cremen für die Haut am Po, die Haut unter den Augen, auf der Stirn oder für die Orangenhaut an den Oberschenkeln. Wenn man den Apotheken und den Modezeitschriften glauben kann, ist die Haut, wenn nicht unser wichtigstes, so doch zumindest unser teuerstes Organ. Hier etwa kosten 30 Milliliter Feuchtigkeitscreme von La Mer 133.95 Euro. «Sie sparen 16.05 Euro.»

Besser und billiger

Nun, Sie sparen noch viel mehr, wenn Sie verstehen, dass die Festigkeit unseres Bindegewebes im Allgemeinen und der Haut im Besonderen vom Kollagen abhängt. Dieses wird von unserem Körper selber produziert. So ab dem 20. oder 30. Lebensjahr kann er das nicht mehr so gut. Aber wir können ihn dabei unterstützen. Zunächst einmal, indem wir ihm Kollagen zuführen. Dieses ist vor allem in den Knochen und im Bindegewebe von Tieren enthalten. Weniger im Muskelfleisch. Die einfachste und billigste Art, es einzunehmen ist Hühnerbrühe oder Knochensud. In Apotheken und Drogerien und Drogerien findet man auch Gelatinegranulat oder lösliche und geschmacksfreie Kollagenpulver, die man in Getränke oder Speisen einrühren kann.

Im Verdauungstrakt wird das Kollagen dann wieder in einzelne Eiweissbestandteile (Peptide) zerlegt und die müssen dann – wenn sie am richtigen Ort angelangt sind, wieder zu Kollagenen zusammengesetzt werden. Dabei spielt Ascorbinsäure, also Vitamin C, eine entscheidende Rolle. Wie viel soll man davon nehmen? In Studien mit Kollagen werden oft täglich 15 Prozent verabreicht. Beim Vitamin C kann man ab 500 Milligramm täglich eine Wirkung erwarten. Doch Knochensud und reichlich Gemüse und öfter mal Früchte sind meist die bessere und gesündere Lösung.

Studie spricht für sich

Doch um sicher zu stellen, das die Ascorbinsäure die Peptide wirklich wieder zu Kollagen zusammensetzt, sollte man noch ein wenig nachhelfen - mit Licht. Der Bio-Hacker Dave Asprey (der vom Bulletproof Coffee) beschreibt das so: «Was das Licht betrifft, ist gut dokumentiert, dass rotes Licht die Neubildung sowohl der Mitochondrien (die Kraftwerke in den Zellen) als auch des Kollagen beschleunigt.»

Stimmt: In einer Studie wurden Hautzellen im Reagenzglas fünf Stunden lang mit infrarotem Licht von 900 bis 1000 Nanometer Wellenlänge bestrahlt, danach hatte sich die Konzentration von Collagen veracht- und die von Elastin versechsfacht. Gleichzeitig wurden 20 im Schnitt 45 Jahre alte Patientinnen während sechs Monaten fünf mal wöchentlich während 15 bis 20 Minuten mit dem gleichen Licht im Gesicht bestrahlt. Die feinen Falten gingen deutlich zurück. Die Haut wirkte frischer.

Doch die feineren Falten sind bloss eine willkommene Nebenwirkung. Wichtig ist zum Beispiel, dass Infrarotes Licht die unter anderem die Gehirnleistung verbessert und Alzheimer vorbeugt (mehr dazu hier). Auch Kollagen hat noch ein paar zusätzliche Vorteile. Zwei Beispiel: Eine Gruppe von älteren Männern wurde ein Krafttraining verordnet. Die Hälfte der Gruppe schluckte zudem täglich 15 Gramm Kollagen. Ergebnis: Deutlich mehr Muskelwachstum und stärkerer Rückgang des Fettgewebes. In einer andren Studie liess Kollagen (äusserlich angewendet) Zahnfleisch wieder nachwachsen. Ausserdem stärkt Kollagen die Darmwände und das darin enthaltene Glycin spielt bei der Immunabwehr eine wichtige Rolle.

Aber bitte mit Schale!

Eine Frage stellt sich immer wieder: Zusatz- oder Lebensmittel? Glycin oder Knochensud? Acorbinsäure oder Zitronensaft? Die Antwort lautet: Das ganze Tier (hier) und die ganze Zitrone, aber bitte mit Schale. Diese enthält nicht nur mehr Vitamin C als das Fruchtfleisch, sondern ist auch noch eine gute Quelle von Hesperidin. Dieses ist unter andrem wichtig für ein gleichmässige Pigmentierung der Haut, es hilft bei Venenleiden, verbessert den Lymphfluss, bekämpft lokale Entzündungen und als Forscher Hisperidin Ratten ins Futter mischten, stellten sie fest, dass es sogar gegen Alzheimer wirkt. (hier)

Doch dies nur nebenbei. Natürliche Lebensmittel sind voll von solchen Hisperi-Dingsbums, die noch darauf warten, von Forschern entdeckt und Ratten ins Futter gemischt zu werden.

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