Im hohen Alter nimmt das Sterberisiko nicht mehr zu
Kann der Mensch ewig leben?

Je älter man ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, seinen nächsten Geburtstag nicht mehr zu erleben. Das klingt eigentlich einleuchtend. Wie eine umstrittene Studie jetzt zeigt, ändert sich diese Logik aber ab dem 80. Geburtstag.
Publiziert: 02.07.2018 um 20:55 Uhr
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Aktualisiert: 17.10.2018 um 17:29 Uhr

Der viel diskutierten Studie zufolge nimmt das Risiko innerhalb des nächsten Jahres zu sterben ab einem Alter von 105 Jahren nicht weiter zu. Zu diesem Schluss kam ein internationales Forscherteam, nachdem es die Daten von mehreren Tausend hochbetagten Italienern ausgewertet hatte.

Ihnen zufolge zeigen die Ergebnisse, dass es bis jetzt bei der Lebenszeit des Menschen keine feste Obergrenze gibt.

Beispiele in der Natur

Mit ihrem Beitrag giessen die Wissenschaftler Öl ins Feuer der Debatte um ein mögliches Höchstalter des Menschen. Unabhängige Experten warnen dann auch vor vorschneller Euphorie.

Es gibt in der Natur zwar Beisiele für Organismen wie zum Beispiel Insekten, Würmer oder Hefe, deren Risiko in absehbarer Zeit zu sterben im hohen Alter sinkt, doch beim Menschen ist sich die Wissenschaft alles andere als einig.

Das Sterberisiko nimmt mit zunehmendem Alter ab

Für ihre Untersuchung nutzten die Forscher Daten des italienischen Statistikamtes. Sie enthielten alle italienischen Frauen und Männer, die zwischen dem 1. Januar 2009 und dem 31. Dezember 2015 ein Alter von 105 Jahren oder mehr erreicht hatten. Bei jeder einzelnen Personen wurden die Daten von Geburts- und Sterbeurkunden belegt - so konnte eine hohe Qualität der Daten garantiert werden.

Die Analyse ergab, dass die Wahrscheinlichkeit im nächsten Jahr zu sterben bis zum Alter von 80 Jahren exponentiell ansteigt. Verantwortlich sind dafür vor allem Erkrankungen die im Alter gehäuft auftreten wie Krebs oder Herzinfarkte. Bei noch älteren Menschen hingegen sinkt das Sterberisiko kontinuierlich, bis es bei einem Alter von 105 Jahren gar nicht mehr ansteigt. Es bleibt zwar konstant, nimmt aber nicht mehr zu.

Es werden verschiedene Argumente ins Feld geführt, warum das Sterberisiko mit zunehmendem Alter sinkt. Laut dem Forschungsteam könnte es damit zusammenhängen, dass Menschen im hohen Alter eine besonders gute medizinische Versorgung geniessen. Oder es liegt an der natürlichen Selektion. Das heisst besonders robuste Menschen werden generell älter als gebrechliche.

Umstrittene Studie

Die Studie wird von einigen Wissenschaftler scharf kritisiert. Die Hinweise auf ein gleichbleibendes Sterberisiko sei nicht stichfest. So seien beispielsweise in Italien weniger als 100 Menschen über 110 Jahre alt und somit auch nur so wenige Daten in der Studie berücksichtigt worden.

Andere Kreise nennen die Schlussfolgerungen biologisch schlicht nicht plausibel. Jay Olshansky, Experte für Biodemografie an der Universität von Illinois in Chicago sagt: «Es begegnem einem grundsätzliche Begrenzungen.» Gemeint sind damit beispielsweise Neurone. Das sind Zellen die sich nicht teilen. Diese verkümmern mit zunehmendem Altter und sterben irgendwann ab. Dieser Umstand setzt ihm zufolge der Lebenszeit eines Menschen Grenzen.

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