Hanf als Heilmittel
Wenn es eine Heilpflanze gibt, die einen erstaunlichen Imagewandel hinter sich hat, ist es Hanf. Bis 1951 in Schweizer Apotheken problemlos erhältlich und später als Droge bekämpft, kehrt Cannabis sativa, so der wissenschaftliche Pflanzenname, nun zurück.
Erste Hanf-Apotheke in Bern eröffnet
In Bern öffnet heute die erste Hanf-Apotheke der Schweiz, die nächste folgt am 4. Oktober in Basel. Aus rechtlichen Gründen verkaufen sie noch keine Hanf-Arzneimittel, sondern Cannabis-Wirkstoffe, Hanf-Extrakte, Lebensmittel und Kosmetika.
«Als krampflösendes Mittel gegen Epilepsie wird Cannabis bereits verschrieben», sagt Apotheker Samuel Büechi (58). «Alles andere ist noch in der Erforschung.» Hanf soll gegen Übelkeit und Erbrechen wirken, den Appetit anregen, das Nervensystem beruhigen und den Augeninnendruck senken. Die Pflanzensamen enthalten Eiweiss, Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren sowie Vitamin E. Die verwendete Sorte ist frei vom berauschenden Wirkstoff THC, kann also legal verkauft werden. Enthalten ist aber der erlaubte, beruhigende Wirkstoff CBD.
«Langsam eröffnen sich wieder neue Möglichkeiten», sagt Büechi. «Das Hanfverbot hat, obwohl das Gegenteil erwünscht war, zu einem Boom geführt.» Das geänderte Betäubungsmittelgesetz erlaubt es seit 2011, Cannabis medizinisch zu nutzen. Bisher erhielten aber nur zwei Apotheker landesweit die Erlaubnis, Cannabis als Arzneimittel an Schmerzpatienten zu verkaufen.
Hanfsamenöl in der Schweiz
In den neuen Hanf-Apotheken gibt es Hanfsamenöl-Kapseln (100 Stück zu 33.50 Fr.) als Nahrungsergänzungsmittel, Hanfsamen als Beigabe für Müesli oder Salate (500 Gramm für 7.25 Fr.) und kosmetisches Hanföl (10 ml für 65 Fr.). Vieles im Angebot erinnert mehr an ein Reformhaus als an eine klassischen Apotheke, doch das soll sich bald ändern.
«Ich finde es schön, wenn Pflanzen in der Heilkunde gebraucht werden», sagt Büechi. «Die Pflanzenmedizin ist die älteste Schulmedizin und hat sich bewährt. Bei Profis stimmt auch die Qualität.»
Das Verbot trieb die Preise in die Höhe: Eine medizinische Cannabis-Therapie kostet 150 bis 900 Franken pro Monat, und jeder Patient braucht eine individuelle Erlaubnis des BAG. Aber das, hofft Büechi, wird sich auch bald ändern.