Franzosen und Briten haben ihn schon
HIV-Heim-Test bald auch in der Schweiz?

Immer mehr Länder legalisieren HIV-Heimtests. In der Schweiz sind sie nicht zugelassen. Das könnte sich jedoch bald ändern.
Publiziert: 12.05.2017 um 09:53 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 05:40 Uhr
Schnell und simpel: Der HIV-Heimtest funktioniert ähnlich wie ein Blutzucker-Check für Diabetiker.
Foto: BSIP/Alice S.
Gregory Remez

In Frankreich, Grossbritannien und den USA sind sie bereits erlaubt, in Deutschland wird deren Zulassung gerade geprüft: HIV-Heimtests – HIV-Tests, die man als Privatperson zu Hause durchführen und auswerten kann. 

In Europa seien seit kurzem erstmals Schnelltests erhältlich, die den EU-Anforderungen entsprechen. Sie seien einfacher zu handhaben als bisherige Tests und genauer, teilte das deutsche Gesundheitsministerium diese Woche mit. Deshalb prüfe man, ob diese auch in Deutschland zugelassen werden sollen. 

Neue Tests so simpel wie Blutzucker-Checks

Inzwischen funktionieren die HIV-Schnelltests so simpel wie Blutzucker-Checks bei Diabetikern. Nach einem kleinen Pikser in den Finger wird der Blutstropfen auf ein Stäbchen aufgetragen. Nach kurzer Zeit zeigt sich das Ergebnis in Linienform. Bei zwei Linien liegt eine HIV-Infektion vor.

Die Deutsche Aids-Hilfe hofft noch in diesem Jahr auf eine Zulassung für die Abgabe in Apotheken und ausgewiesenen HIV-Beratungsstellen. Man könne mit dem Test Menschen erreichen, die den Weg zum Arzt oder zu einer Teststelle bisher aus Scham oder Angst gescheut haben, so ein Sprecher.

BAG: «Gesetz ist in Revision»

In der Schweiz ist der Verkauf von HIV-Schnelltests an Privatpersonen noch verboten. Nur Ärzte, medizinische Laboratorien und Einrichtungen wie Behörden dürfen diese durchführen. 

Das könnte sich bald ändern. «Das entsprechende Gesetz ist im Moment in Revision», sagt Daniel Koch, Leiter der Abteilung übertragbare Krankheiten beim Bundesamt für Gesundheit (BAG), zu BLICK.

Die HIV-Heimtests wurden in der Kommission für sexuelle Gesundheit bereits im Jahr 2012 diskutiert – mit dem Fazit, dass mit einer Zulassung zugewartet werden kann. In diesem Jahr will sich die Kommission der Fragestellung nun erneut annehmen. «Wenn die Heimtests zuverlässig sind, und solche gibt es inzwischen, dann haben sie gewisse Vorteile. Wir haben sicher eine andere Situation als noch vor ein paar Jahren.»

Aids-Hilfe Schweiz will Minimalanforderungen

Auch die Aids-Hilfe Schweiz hat ihre anfängliche Skepsis aufgegeben und stellt sich nicht grundsätzlich gegen den Einsatz von HIV-Heimtests. Sollten sie aber in der Schweiz erlaubt werden, müssten sie minimalen Anforderungen genügen, schreibt die Organisation auf ihrer Webseite.

Beispielsweise sollte jeder HIV-Heimtest in der Packungsbeilage Basisinformationen über HIV/Aids enthalten. Auch müsse die Qualitätssicherung der HIV-Heimtests durch unabhängige Prüfungsstellen gewährleistet sein. Zudem sollte jeder, der ein positives Testresultat erhält, wissen, wo er sich unkompliziert für eine Beratung hinwenden kann. 

Junge HIV-Patienten mit normaler Lebenserwartung

Die Zahl der HIV-Neuinfektionen in der Schweiz ist seit 2000 weitgehend stabil. Über mehrere Jahre ist sogar ein leichter Abnahmetrend zu beobachten. Insgesamt leben hierzulande rund 20'000 Menschen mit HIV (Quelle: BAG, Stand November 2016). Rund ein Viertel der Neuinfizierten ist weiblich. 

Seit etwa 20 Jahren ist die Diagnose kein Todesurteil mehr. Dank neuer Medikamente haben HIV-Patienten einer Studie zufolge inzwischen eine fast ebenso hohe Lebenserwartung wie gesunde Menschen. So kann ein 20-Jähriger, der nach 2008 mit einer HIV-Behandlung begonnen hat, statistisch gesehen 78 Jahre alt werden.

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