Fragen und Antworten zum Thema Impfen
Wie funktioniert eigentlich eine Impfung?

Über das Impfen wird immer wieder kritisch diskutiert. Immerhin gehören Impfungen zu den häufigsten medizinischen Massnahmen, was Fragen etwa zu Wirksamkeit oder Nebenwirkungen aufwirft. Ein Überblick über einige medizinische Aspekte:
Publiziert: 12.09.2019 um 14:50 Uhr
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Aktualisiert: 01.12.2020 um 22:12 Uhr
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Impfen ist nicht nur für sich selber wichtig, sondern auch um gefährdete Gruppen der Bevölkerung zu schützen.
Foto: Keystone

1. Wie funktioniert eine Impfung?

Das menschliche Immunsystem dient dazu, Krankheitserreger wie Bakterien, Viren, Pilze, Parasiten oder andere körperfremde Stoffe abzuwehren. Eine Abwehrstrategie des Körpers nach Kontakt mit Erregern ist die Bildung sogenannter Antikörper. Zudem kann das körpereigene Abwehrsystem Gedächtniszellen bilden, die Erreger auch nach Jahren erkennen und schnell bekämpfen können.

Darauf basiert auch das Prinzip des Impfens: Es werden abgeschwächte oder abgetötete Erreger in den Körper eingeschleust, die zwar keine Infektion auslösen, auf die der Körper aber mit der Bildung von Antikörpern reagiert. Eine Impfung trainiert damit das Immunsystem gegen die jeweilige Krankheit.

2. Wie arbeiten Antikörper?

Antikörper sind von Immunzellen gebildete Eiweisspartikel, die sich an sogenannte Antigene binden. Das sind Oberflächenstrukturen auf Viren oder Bakterien, auf die jeweils nur ganz spezifische Antikörper passen. Dieses Schlüssel-Schloss-Prinzip löst eine Immunreaktion aus. Dabei werden Krankheitserreger «markiert» und Fresszellen angelockt, die diese unschädlich machen.

3. Worin unterscheiden sich Lebendimpfstoffe und inaktivierte Impfstoffe?

Die in abgeschwächten Lebendimpfstoffen enthaltenen Krankheitserreger sind zwar noch vermehrungsfähig, sie können die Krankheit aber nicht mehr auslösen. Inaktivierte Impfstoffe enthalten entweder abgetötete Erreger oder nur noch Teile davon, auf die das Immunsystem reagieren kann. Die meisten Impfstoffe sind inaktivierte Impfstoffe. Es sind meist mehrere Teilimpfungen nötig, um eine Grundimmunisierung zu erreichen und einen sicheren Impfschutz aufzubauen.

4. Schützen Impfungen ein Leben lang?

Nein, nicht alle. Während ein vollständiger Schutz mit den Lebendimpfstoffen etwa gegen Masern, Mumps und Röteln in der Regel ein Leben lang hält, müssen einige Impfungen regelmässig aufgefrischt werden, weil die Menge der Antikörper sinkt. Dazu zählen etwa Tetanus, Diphterie und Keuchhusten.

5. Welche Nebenwirkungen kann es geben?

Nach dem Impfen kann es zu Reaktionen wie Rötungen, Schmerzen oder Schwellungen an der Einstichstelle kommen. Auch Abgeschlagenheit, Kopf- und Gliederschmerzen können auftreten. Das sind Anzeichen dafür, dass sich der Körper mit dem geimpften Erreger auseinandersetzt. Die Symptome klingen in der Regel nach wenigen Tagen komplett ab. Schwere Impfkomplikationen sind dem Robert-Koch-Institut (RKI) in Deutschland zufolge sehr selten.

6. Kann man trotz Impfung krank werden?

Keine einzige Impfung kann ausnahmslos alle schützen. Allerdings können Impfungen die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung deutlich senken oder besonders schwere Verläufe verhindern. Das RKI beschreibt als Beispiele folgende Szenarien: Bei einer Masernepidemie in einer Grundschule, in der die eine Hälfte der Schüler geimpft wäre und die andere nicht, würden statistisch gesehen etwa 97 bis 98 Prozent der nicht Geimpften erkranken. Bei den Geimpften wären dies nur zwei bis drei Prozent.

Bei der Grippeimpfung ist die Wirkung dagegen weniger gut. Je nach Alter und Gesundheitszustand schützt sie etwa 40 bis 75 Prozent Prozent der Geimpften vor Grippe, wobei die Impfung bei alten Menschen in der Regel am schlechtesten anschlägt. Die Influenza hat dann aber einen milderen Verlauf.

7. Warum ist Impfen so wichtig?

Zum einen geht es um den persönlichen Impfschutz, zum anderen um den kollektiven Impfschutz. Die sogenannte Herdenimmunität ist wichtig, um auch gefährdete Gruppen in der Bevölkerung zu schützen, die aus verschiedenen Gründen nicht selbst geimpft werden können. Dazu zählen zum Beispiel immungeschwächte Menschen und sehr kleine Säuglinge. Denn nicht alle der sogenannten Kinderkrankheiten sind harmlos. Erreger etwa der Masern können schwere, sogar lebensbedrohliche Erkrankungen auslösen.

So funktioniert die Herdenimmunität

Damit eine Krankheit ausgerottet wird, muss nicht jeder Mensch geimpft sein. Bei Masern weiss man inzwischen, dass eine Impfrate von 95 Prozent in der Bevölkerung ausreicht, damit es keine Ansteckungen mehr gibt. Nicht geimpfte Menschen werden dann dadurch, dass sich fast alle andern immunisieren lassen, mitgeschützt. Etwas tiefer ist die erforderliche Impfrate bei der Grippe, weil diese nicht ganz so ansteckend wie Masern ist. Darum reicht bei Grippe laut Schätzungen eine Impfrate von rund 70 Prozent aus für eine Herdenimmunität. Genau weiss man das jedoch noch nicht. Auch weil der Impfcocktail gegen Grippe jedes Jahr unterschiedlich gut wirkt – das ist abhängig von den Virenstämmen, die sich durchsetzen. So lag der Impfschutz für die aktuelle Grippewelle bei 60 bis 70 Prozent. Je mehr Menschen sich künftig impfen lassen, umso besser wird man sehen, ab wann die Herdenimmunität wirkt.

Damit eine Krankheit ausgerottet wird, muss nicht jeder Mensch geimpft sein. Bei Masern weiss man inzwischen, dass eine Impfrate von 95 Prozent in der Bevölkerung ausreicht, damit es keine Ansteckungen mehr gibt. Nicht geimpfte Menschen werden dann dadurch, dass sich fast alle andern immunisieren lassen, mitgeschützt. Etwas tiefer ist die erforderliche Impfrate bei der Grippe, weil diese nicht ganz so ansteckend wie Masern ist. Darum reicht bei Grippe laut Schätzungen eine Impfrate von rund 70 Prozent aus für eine Herdenimmunität. Genau weiss man das jedoch noch nicht. Auch weil der Impfcocktail gegen Grippe jedes Jahr unterschiedlich gut wirkt – das ist abhängig von den Virenstämmen, die sich durchsetzen. So lag der Impfschutz für die aktuelle Grippewelle bei 60 bis 70 Prozent. Je mehr Menschen sich künftig impfen lassen, umso besser wird man sehen, ab wann die Herdenimmunität wirkt.

8. Warum wird über das Impfen derart gestritten?

Auf der einen Seite steht das Recht des Einzelnen auf freie Entscheidung zur Impfung - auf der anderen das Interesse der Gemeinschaft, durch eine möglichst hohe Durchimpfungsrate die Bevölkerung vor Krankheiten zu schützen oder Krankheiten ganz auszurotten. Das macht das Thema so sensibel. Zudem werden Impfungen bei Gesunden angewandt und gehören zu den häufigsten medizinischen Massnahmen überhaupt, was Fragen nach den Risiken für Kinder und dem Nutzen der Spritzen aufwirft.

9. Welche Argumente bringen Impfgegner?

Impfgegner und Impfskeptiker gibt es schon seit Einführung der verpflichtenden Pockenschutzimpfung für Kinder 1874. Und manche ihrer Argumente haben sich bis heute kaum geändert. Zu den häufigsten Einwänden gegen das Impfen zählen die angeblich fehlende Wirksamkeit, unkalkulierbare Risiken und Nebenwirkungen sowie religiöse Motive. Andere meinen, das Durchmachen von Krankheiten sei für eine normale Entwicklung ihres Kindes wichtig.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat Impfgegner zu einer der zehn grössten globalen Gesundheitsbedrohungen erklärt, weil vor allem die medizinisch mögliche Ausrottung der Masern durch die in den Industrieländern verbreitete Verweigerung von Impfungen verhindert werde.

10. Was sagen Impfbefürworter dazu?

Experten verweisen darauf, dass auch sogenannte Kinderkrankheiten wie die Masern sehr drastisch verlaufen können. Eine gefürchtete Begleiterscheinung der Masern, die Gehirnentzündung, entwickelt sich bei einem von 1000 erkrankten Kindern. Auch nach einer Impfung tritt dies in einem von einer Million Fällen auf - das ist aber tausend Mal seltener als bei einer Erkrankung.

Unbestritten ist, dass Impfstoffe Nebenwirkungen haben können. Die lange kursierende These, wonach die Masern-Mumps-Röteln-Impfung beispielsweise Autismus begünstigen könne, ist allerdings längst widerlegt. Auch dass Impfungen Allergien auslösen, ist nicht belegt. Fakt ist auch, dass ein Mensch trotz Impfung erkranken kann. Die Spritze kann aber die Wahrscheinlichkeit für eine Erkrankung senken und einen schweren Verlauf verhindern. (SDA)

Die wichtigsten Impfungen der Schweiz für Kinder

Das sind die wichtigsten Impfungen, die das Bundesamt für Gesundheit (BAG) empfiehlt.

  • Diphtherie, Tetanus (Starrkrampf), Pertussis (Keuchhusten):
    5 Impfungen im Alter von 2 Monaten bis 7 Jahren.
  • Poliomyelitis (Kinderlähmung):
    5 Impfungen im Alter von 2 Monaten bis 7 Jahren.
  • Masern, Mumps und Röteln:
    2 Impfungen im Alter von 1 bis 2 Jahren.
  • Pneumokokken (Lungen- und Hirnhautentzündung):
    3 Impfungen im Alter von 2 Monaten bis 1 Jahr.
  • Haemophilus influenzae (bakterielle Infektion):
    4 Impfungen im Alter von 2 Monaten bis 2 Jahren.
  • Meningokokken (Hirnhautentzündung):
    2 Impfungen im Alter von 1 bis 15 Jahren.
  • Varizellen (Windpocken, Wilde Blattern):
    1 Impfung im Alter von 11 bis 15 Jahren.
  • Humane Papilloma-Viren (Gebärmutterhalskrebs):
    1 Impfung im Alter von 11 bis 15 Jahren.

Das sind die wichtigsten Impfungen, die das Bundesamt für Gesundheit (BAG) empfiehlt.

  • Diphtherie, Tetanus (Starrkrampf), Pertussis (Keuchhusten):
    5 Impfungen im Alter von 2 Monaten bis 7 Jahren.
  • Poliomyelitis (Kinderlähmung):
    5 Impfungen im Alter von 2 Monaten bis 7 Jahren.
  • Masern, Mumps und Röteln:
    2 Impfungen im Alter von 1 bis 2 Jahren.
  • Pneumokokken (Lungen- und Hirnhautentzündung):
    3 Impfungen im Alter von 2 Monaten bis 1 Jahr.
  • Haemophilus influenzae (bakterielle Infektion):
    4 Impfungen im Alter von 2 Monaten bis 2 Jahren.
  • Meningokokken (Hirnhautentzündung):
    2 Impfungen im Alter von 1 bis 15 Jahren.
  • Varizellen (Windpocken, Wilde Blattern):
    1 Impfung im Alter von 11 bis 15 Jahren.
  • Humane Papilloma-Viren (Gebärmutterhalskrebs):
    1 Impfung im Alter von 11 bis 15 Jahren.
Was sind das für Krankheiten?

Viele Krankheiten, gegen die geimpft wird, sind inzwischen so selten geworden, dass wir sie oft kaum noch kennen.

Diphtherie: Bakterielle Infektion der oberen Atemwege, meist der Rachenschleimhaut. Lebensbedrohlich.

Keuchhusten (Pertussis): Bakterielle Infektion der Atemwege mit krampfartigem Husten. Erstickungsgefahr.

Masern: Virusinfektion der Atemwege verbunden mit typischem rotem Hautausschlag, kann tödlich verlaufen.

Mumps: Virusinfektion mit Schwellung der Ohrspeicheldrüse, kann Hirnschäden und Unfruchtbarkeit verursachen.

Röteln: Viruserkrankung mit roten Hautflecken, kann bei Schwangeren zu behinderten Kindern führen.

Tetanus (Wundstarrkrampf): Bakterielle Wundinfektion, führt zu Lähmungen und Krämpfen, oft tödlich.

Viele Krankheiten, gegen die geimpft wird, sind inzwischen so selten geworden, dass wir sie oft kaum noch kennen.

Diphtherie: Bakterielle Infektion der oberen Atemwege, meist der Rachenschleimhaut. Lebensbedrohlich.

Keuchhusten (Pertussis): Bakterielle Infektion der Atemwege mit krampfartigem Husten. Erstickungsgefahr.

Masern: Virusinfektion der Atemwege verbunden mit typischem rotem Hautausschlag, kann tödlich verlaufen.

Mumps: Virusinfektion mit Schwellung der Ohrspeicheldrüse, kann Hirnschäden und Unfruchtbarkeit verursachen.

Röteln: Viruserkrankung mit roten Hautflecken, kann bei Schwangeren zu behinderten Kindern führen.

Tetanus (Wundstarrkrampf): Bakterielle Wundinfektion, führt zu Lähmungen und Krämpfen, oft tödlich.

Masern: Was tun?

Die Masern gelten als hoch ansteckend. Zur Infektion durch das Masern-Virus kommt es durch Tröpfcheninfektion beim Husten oder Niesen. Die Krankheit gilt vor allem wegen ihren Komplikationen als gefährlich.

Symptome

Nach einer Infektion kommt es in der Regel zu zwei Krankheitsschüben: Nach sieben bis 18 Tagen sind Fieber, Müdigkeit, Bauchschmerzen, Lichtscheu, Entzündung der Schleimhaut im Mund, Husten, Schnupfen und Halsschmerzen häufige Symptome. Zwei bis vier Tage nach Eintreten erster Symptome folgt der zweite Schub. Dabei kommt es zu einem Anstieg des Fiebers. Die Symptome verstärken sich und es tritt ein auffälliger Hautausschlag auf. Fälle ohne Komplikationen heilen rasch und ohne bleibende Schäden ab.

Keine reine Kinderkrankheit

In Gewissen Fällen kann es zu Komplikationen kommen: Hirnentzündung (= Enzephalitis; 1 auf 1000 Fälle), Lungenentzündung (= Masernpneumonie; 10 bis 60 auf 1000 Fälle) oder Mittelohrentzündung (= Otitis media) gehören zu den häufigsten Komplikationen. Diese können auch zum Tod führen.

Bei den Masern handelt es sich nicht um eine Kinderkrankheit, Personen jeden Alters können betroffen sein. 2 Dosen einer sogenannten «MMR-Impfung» schützen ein Leben lang vor den Komplikationen der Masern, Mumps und Röteln. Kommt es dennoch zu einem Infekt, sollte man sicher zu Hause bleiben und sich über die Einnahme und Verwendung von Medikamenten und Salben mit einer medizinischen Fachperson beraten.

Quelle: Bundesamt für Gesundheit (BAG)

Die Masern gelten als hoch ansteckend. Zur Infektion durch das Masern-Virus kommt es durch Tröpfcheninfektion beim Husten oder Niesen. Die Krankheit gilt vor allem wegen ihren Komplikationen als gefährlich.

Symptome

Nach einer Infektion kommt es in der Regel zu zwei Krankheitsschüben: Nach sieben bis 18 Tagen sind Fieber, Müdigkeit, Bauchschmerzen, Lichtscheu, Entzündung der Schleimhaut im Mund, Husten, Schnupfen und Halsschmerzen häufige Symptome. Zwei bis vier Tage nach Eintreten erster Symptome folgt der zweite Schub. Dabei kommt es zu einem Anstieg des Fiebers. Die Symptome verstärken sich und es tritt ein auffälliger Hautausschlag auf. Fälle ohne Komplikationen heilen rasch und ohne bleibende Schäden ab.

Keine reine Kinderkrankheit

In Gewissen Fällen kann es zu Komplikationen kommen: Hirnentzündung (= Enzephalitis; 1 auf 1000 Fälle), Lungenentzündung (= Masernpneumonie; 10 bis 60 auf 1000 Fälle) oder Mittelohrentzündung (= Otitis media) gehören zu den häufigsten Komplikationen. Diese können auch zum Tod führen.

Bei den Masern handelt es sich nicht um eine Kinderkrankheit, Personen jeden Alters können betroffen sein. 2 Dosen einer sogenannten «MMR-Impfung» schützen ein Leben lang vor den Komplikationen der Masern, Mumps und Röteln. Kommt es dennoch zu einem Infekt, sollte man sicher zu Hause bleiben und sich über die Einnahme und Verwendung von Medikamenten und Salben mit einer medizinischen Fachperson beraten.

Quelle: Bundesamt für Gesundheit (BAG)

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