Der Eidgenössischen Fachkommission für biologische Sicherheit zufolge stellen die sogenannten «Krankenhauskeime» eine der grössten Gefahren für die Gesundheit der Schweizer Bevölkerung dar. Die Keime breiten sich aber nicht nur in Spitälern aus, wie Recherchen des NDR-Magazins Panorama zeigen.
Flüsse und Seen sind betroffen
An insgesamt 12 Stellen entnahmen die Reporter Wasser aus Bächen, Flüssen und an zwei Badeseen. Analysiert wurden die Proben anschliessend in Labors der Technischen Universität Dresden und des Universitätsklinikums Giessen. Die Ergebnisse sind alarmierend. In jeder der 12 genommenen Proben wurden multiresistene Keime nachgewiesen - und zwar in einem Ausmass, das die Experten überrascht.
Besonders besorgniserregend ist die Art der Resistenzen welche die gefundenen Bakterien aufwiesen. Bei allen Proben fanden die Wissenschaftler auch Erreger, die gegen sogenannte Reserveantibiotika resistent sind. Diese besondere Art der Antibiotika wird nur punktuell bei Infektionen mit resistenten Keimen eingesetzt - eben um eine Resistenzbildung zu vermeiden.
An fünf der 12 Probenorte wurden zudem Bakterien nachgewiesen, die das Gen mcr-1 in sich tragen. Bei Keimen die dieses Gen aufweisen, wirkt das wichtige Reserveantibiotikum Colistin nicht mehr.
Ist die Tiermast schuld?
Die Wissenschaftler vermuten, dass die Resistenzen gegen Colistin aus der Tierhaltung stammen könnten. Dort wird Colisitin nämlich in grossen Mengen eingesetzt, ganz im Gegensatz zur Humanmedizin wo es nur in lebensbedrohlichen Situationen und wenn alle anderen Antibiotika versagen verwendet wird.
Das Gen wurde dann auch tatsächlich in den Proben einer Region nachgewiesen, wo intensive Tierhaltung betrieben wird. Über Gülle oder Mist gelangen die Keime auf die Felder und somit in die Umwelt. Vögel oder Hunde verbreiten diese Keime dann weiter.
Seit bald hundert Jahren werden Antibiotika verabreicht. Lange Zeit glaubten Mediziner, die Infektionskrankheiten damit besiegt zu haben. Doch nun verliert das Wundermittel nach und nach seine Wirkung. Experten schlagen Alarm.
Seit bald hundert Jahren werden Antibiotika verabreicht. Lange Zeit glaubten Mediziner, die Infektionskrankheiten damit besiegt zu haben. Doch nun verliert das Wundermittel nach und nach seine Wirkung. Experten schlagen Alarm.
Gefährliches Klärwasser
Ein anderer Fundort für multiresistente Keime war ein Bach, in den das aufbereitete Wasser einer privaten Kläranlage eines Altenpflegeheims mündet. In dem Wasser und auch im Sediment des Gewässers konnten die Forscher verschiedene multiresistene Keime nachweisen. Darunter einer, gegen den fast überhaupt kein Antibiotikum mehr wirkt. Der Keim ist in Kliniken und Heimen besonders gefürchtet, weil er die Lunge und die Bronchien dauerhaft schädigt.
Auch beim Auslauf eines anderen Klärwerks fanden die Wissenschaftler Erreger, die gegen die meisten der bekannten Antibiotika resistent sind. Insgesamt wurden bei Gewässern in die Klärwasser münden besonders hohe Konzentrationen an multiresistenten Keimen gemessen. Die beiden Proben offenbaren ein generelles Problem: Offensichtlich sind deutsche Klärwerke derzeit nicht in der Lage, multiresistente Erreger komplett herauszufiltern.
Für wen sind die Keime gefährlich?
Im Normalfall werden multiresistente Keime für den gesunden Menschen selten zum Problem. Das Gesundheitssystem kann sie - genau wie normale Bakterien - effektiv bekämpfen. Gefährdet sind Menschen deren Immunsystem bereits durch eine Krankheit wie Aids oder eine Operation geschwächt ist.
Seit der ersten kommerziellen Verwendung von Penicillin zu Beginn der 1940er Jahre ging man davon aus, dass bakterielle Infektionskrankheiten keine Gefahr mehr für die Menschheit bedeuten.
Doch die Bakterien erwiesen sich als hartnäckige Überlebenskünstler, sie sind in der Lage Widerstandsfähigkeiten gegen die in der Behandlung verwendeten Antibiotika zu entwickeln.
Die Entwicklung solcher Resistenzen befolgt dabei die Regeln der Evolution. Diejenigen Bakterien die sich am besten Anpassen können - in diesem Fall mit Resistenz gegenüber dem Antibiotikum - überleben die Therapie und geben ihre Unempfindlichkeit an die nächste Generation weiter.
Durch den übermässigen und teilweise fehlerhaften Einsatz von Antibiotika haben sich gewisse Bakterien in den letzten Jahren so entwickelt, dass sie gegen fast alle der gängigen Antibiotika resistent sind. Sie sind also multiresistent.
Seit der ersten kommerziellen Verwendung von Penicillin zu Beginn der 1940er Jahre ging man davon aus, dass bakterielle Infektionskrankheiten keine Gefahr mehr für die Menschheit bedeuten.
Doch die Bakterien erwiesen sich als hartnäckige Überlebenskünstler, sie sind in der Lage Widerstandsfähigkeiten gegen die in der Behandlung verwendeten Antibiotika zu entwickeln.
Die Entwicklung solcher Resistenzen befolgt dabei die Regeln der Evolution. Diejenigen Bakterien die sich am besten Anpassen können - in diesem Fall mit Resistenz gegenüber dem Antibiotikum - überleben die Therapie und geben ihre Unempfindlichkeit an die nächste Generation weiter.
Durch den übermässigen und teilweise fehlerhaften Einsatz von Antibiotika haben sich gewisse Bakterien in den letzten Jahren so entwickelt, dass sie gegen fast alle der gängigen Antibiotika resistent sind. Sie sind also multiresistent.