Als ich zum ersten Mal von «Earthing» oder auf Deutsch «Erden» hörte, hielt ich es für einen Fitness-Gag aus dem trendlustigen Kalifornien. Doch dann erinnerte ich mich daran, wie viel Spass es macht, barfuss am Strand oder auf einer sonnigen Bergwiese zu gehen. Barfuss gehen tut ganz offensichtlich gut – und vielleicht nicht nur der schönen Aussicht oder der jodhaltigen Meeresluft wegen. Was steckt dahinter?
Die Sache wird klarer, wenn man bedenkt, dass der Mensch zu über 70 Prozent aus mit Mineralstoffen angereichertem Wasser besteht und deshalb ein sehr guter Leiter ist. Alles in uns, von der Zelle bis zum ganzen Menschen, weist eine elektrische Spannung auf beziehungsweise ist durch den Austausch von freien Elektronen verbunden. Alles, von der Zelle bis zum Organ, hat – wie eine Batterie – einen negativen und einen positiven Pol.
Wenn wir mit nackten Füssen auf dem Boden stehen, sind wir geerdet. Gummisohlen oder Holzböden hingegen isolieren uns: Macht das einen Unterschied? Klar, das sehen wir, wenn wir einen elektrischen Zaun auf Gummisohlen oder barfuss anfassen. Was allerdings nicht heisst, dass Gummisohlen gesünder sind.
Die Evolution hat die Maschine Mensch auf Erdung über den nackten, leitenden Fuss ausgelegt. Wir müssen also davon ausgehen, dass nicht nur Gummisohlen, sondern auch Elektrosmog ein gewaltiger Störfaktor ist. Moderne Menschen weisen auf der Haut Spannungen von 10 bis 180 Volt auf. Beim geerdeten Menschen sinkt die Spannung unter 1 Volt.
Gesundheitsforscher und Ärzte wie Manfred Doepp vermuten, dass die Verbreitung der Gummisohle und Zivilisationskrankheiten wie Diabetes, Arthritis, Krebs usw. nicht nur zeitlich, sondern auch ursächlich zusammenhängen. Wie kann man das begründen?
Das Stichwort heisst «chronische Entzündung». In Kürze: Wenn wir uns die Haut schürfen oder von einer Biene gestochen werden entsteht eine lokale Entzündung. Dazu braucht der Körper freie Radikale, Atome oder Moleküle, denen ein Elektron fehlt, die also positiv geladen sind. Sie entreissen «feindlichen» Molekülen ein Elektron und machen somit etwa Bakterien unschädlich.
So weit, so gut. Wenn nun aber die freien Radikalen überhand nehmen, weil ihre Gegenspieler, negativ geladene Elektronen oder Moleküle, zu wenig zahlreich sind, dann wird Entzündung permanent – und damit gesundheitsschädigend. Der moderne, übersäuerte, elektroversmogte Mensch braucht also jede erdenkliche Quelle von negativ geladenen Radikalenfängern. Und genau dabei spielt der nackte Fuss eine entscheidende Rolle.
Die Fusssohle hat rund 200 Nervenenden pro Quadratzentimeter – weit mehr als jeder andere Körperteil. Diese sind wie Steckdosen, über die wir negativ geladene Elektronen aufnehmen können. Wenn das so ist, müsste eigentlich regelmässiges Erden – etwa durch Barfusslaufen – die meisten Krankheiten zumindest günstig beeinflussen. In der Tat gibt es zahlreiche Studien, die genau dies belegen. Das gilt insbesondere für Krebs, Arthritis, Herz- und Kreislaufkrankheiten, multiple Sklerose und Alzheimer.
Wohlverstanden: Erden ist kein Wundermittel, das alle anderen Therapien überflüssig macht. Aber zumindest im Vergleich zu den Kosten ist der Nutzen riesig.