Je mehr Sauerstoff wir im Blut haben, desto gesünder und leistungsfähiger sind wir. Sportler spritzen deshalb Epo. Leistungsschübe erlebt man auch nach der hyperbaren Sauerstofftherapie, bei der man unter Druck reinen Sauerstoff einatmet. Vor fünfzig Jahren erfand Professor Ardenne die Sauerstoff-Mehrschritt-Therapie. Vor hundert Jahren galt Wasserstoffperoxid H2O2 als wichtiges Heilmittel. Es zerfällt in je zwei Wasser- (H2O) und in ein Sauerstoffmolekül (O) und sorgt so für eine Anreicherung mit Sauerstoff. Ein bisschen mehr oder weniger Sauerstoff kann also matchentscheidend oder lebensverlängernd sein. Das sagt auch der japanische Arzt Nubuo Shioya, der im hohen Alter von 96 Jahren noch fit genug war, um lange Vorträge zu halten, und (noch) ein Buch zu schreiben. Darin enthüllt er «die Methode» – die Geheimnisse seines (langen) Lebens: Positiv denken. Dankbar sein. Nicht nörgeln.
Atmen nach Shioya-Methode: So verteilt sich Sauerstoff im Körper
Und jeden Morgen diese Atemübung durchführen: Mit geradem Rücken sitzen. Knie und Ellbogen im rechten Winkel, die rechte Hand umschliesst die linke Faust. Zweimal ruhig durch die Nase ein- und ausatmen. Dann: tief einatmen. Bauch hebt sich. Atem etwa 10 Sekunden lang anhalten und dabei Bauch- und Schliessmuskel anspannen. Dadurch verteilt sich der Sauerstoff im Körper, ähnlich wie bei der hyperbaren Sauerstofftherapie. Dann langsam ausatmen. Zweimal normal ein- und ausatmen. 25-mal wiederholen. Dann zehnmal normal atmen. Die ganze Übung dauert etwa 25 Minuten.
Was Shioya «Methode» nennt, heisst bei Galina Schatalova «System der natürlichen Gesundung». Auch die russische Ärztin und Forscherin setzte auf eine karge, fleischlose Kost und auf Atemtechnik. Dadurch sinke der normale Atemrhythmus von 18 bis 20 auf 4 bis 6 Zyklen pro Minute. Dabei atmet man ein paar Sekunden länger ein als aus, der Körper geht sparsamer mit dem Sauerstoff um, es bilden sich weniger entzündungsfördernde freie Sauerstoffradikale, und das Energieniveau steigt an.
Schatalova ist zwar mit 95 nicht ganz so alt geworden wie ihr Arztkollege Shioya, doch auch sie blieb bis ins hohe Alter sehr leistungsfähig. Sie leitete noch mit 76 beschwerliche Wüstenexpeditionen mit Tageswanderungen von 50 Kilometern und hielt mit den Jüngeren spielend mit. Eine ihrer Atemübungen war das meditative Gehen oder Joggen. Man atme x Schritte lang ein, und x plus zwei Schritte lang aus. Ohne zu forcieren, erhöht man die Zahl der Schritte. Schatalovas Rekord lag bei 18 und 20.
Gesteigertes Glück
Bewusstes Atmen ist immer auch Meditation mit all seinen Vorteilen. 20 Minuten täglich steigern das Glück mehr als eine Gehaltserhöhung um 30 Prozent. Shioya stellt sich beim Einatmen vor, wie sich die unerschöpfliche Kraft des Universums im ganzen Körper verteilt. Beim Ausatmen verschwinden erst die Schlacken, dann die Sorgen. Was will man mehr?