Die Faustregel, wonach die Tabletten bis zum Ende der Packung eingenommen werden sollten, ist laut Wissenschaftlern überholt. Untersuchungen der letzten Jahre zeigten, dass bei vielen Infektionen eine kürzere Einnahmedauer offenbar genauso wirksam ist. In einer Studie erwies sich die fünftägige Antibiotikatherapie einer Lungenentzündung gleich wirksam wie die zehntägige.
Kürzere Therapien verringern Resistenzen
Lange ging man davon aus, dass eine längere Therapie mit Antibiotika die Wahrscheinlichkeit einer Rückkehr der Infektion oder die Bildung von resistenten Keimen verhindert. Der Gedanke dahinter: Wenn die Therapie länger andauert, werden möglichst alle krankmachenden Bakterien abgetötet.
Neuen Erkentnissen zufolge ist dem aber nicht so. Je länger die Bakterien dem Selektionsdrucks eines Antibiotikums ausgesetzt sind, desto wahrscheinlicher überleben überwiegend resistente Keime.
Antibiotikatherapie zu komplex für eine Faustregel
Eine moderne Antibiotikatherapie ist Winfried Kern von der «Deutschen Gesellschaft für Infektiologie» zufolge zu komplex für eine Faustregel. Die Dauer der Therapie sollte vielmehr abhängig von den Faktoren Bakterientyp, Art und Schwere der Erkrankung und dem individuellen Verlauf gewählt werden.
Trotz allem sollten Antibiotika nicht eigenmächtig abgesetzt oder weggelassen werden. Die ideale Einnahmedauer kann sich von Krankheitsbild zu Krankheitsbild extrem unterscheiden. Idealerweise gibt der Arzt eine Einnahmedauer vor, die gezielt auf die jeweilige Infektion und den zu erwartenden Verlauf abgestimmt ist.