Alter, Übergewicht und Infektionen mögliche Gründe
Fehlgeburten: Ist die Spermienqualität verantwortlich?

Bisher wurde die Ursache von mehrfachen Fehlgeburten meist bei der Partnerin gesucht. Jetzt haben Forschende Hinweise darauf, dass die Spermienqualität ebenfalls eine Rolle spielt.
Publiziert: 10.01.2019 um 16:41 Uhr
Foto: Getty Images/Photo Researchers R

Jede fünfte Schwangere erlebt eine Fehlgeburt. Die Ursachen sind in den meisten Fällen unklar. Wenn nach Gründen gesucht wird, dann bei den Frauen. Forscher vermuten aber seit längerem, dass die Spermienqualität einen Einfluss haben kann. Nun liefert eine Studie des Imperial College London erste Hinweise, welche diesen Verdacht bestätigen.

Die britischen Forscher haben für ihre Studie 50 Männer analysiert, deren Partnerinnen mindestens dreimal nacheinander vor der 20. Schwangerschaftswoche eine Fehlgeburt erlebt haben. Als Vergleichsgruppe dienten 60 Männer, deren Partnerinnen noch kein Kind verloren hatten. Der Vergleich zeigte, dass das Sperma der Testgruppe doppelt so häufig Schäden am Erbgut aufwies wie bei der Vergleichsgruppe.

Bisherige Forschungen haben auch vermutet, dass die Spermienqualität nicht nur bei der Befruchtung, sondern auch bei der Schwangerschaft entscheidend ist. So sind Spermien wichtig für die Bildung der Plazenta. Die Plazenta versorgt den Embryo während der Schwangerschaft mit Nährstoffen.

Alter, Gewicht und vorhergehende Infektionen mögliche Faktoren

Die Studie hat bei den Partnern von betroffenen Frauen eine höhere Konzentration von sogenannten Reaktive Sauerstoffspezies (ROS) gefunden. Auch als Sauerstoffradikale bezeichnet, schützen sie Spermien vor Bakterien und Infektionen. Bilden sich in der Samenflüssigkeit zu viele Sauerstoffradikale, können sie die Spermazellen schädigen. Die britischen Forscher sehen darin die Ursache der erheblichen Erbgutschäden in den Spermien, welche sie in der Studie beobachtet haben.

Unklar war die Ursache für die erhöhte Konzentration von Sauerstoffradikalen. Die britischen Forscher vermuten vorhergehende Infektionen. Auch wenn keiner aus der Testgruppe positiv auf eine Infektion (zum Beispiel Chlamydien) getestet wurde, könnte es sein, dass sich Keime von früheren Infektionen in der Prostata verstecken.

Die Forscher haben beobachtet, dass die Männer, deren Partnerinnen von einer Fehlgeburt betroffen waren, durchschnittlich sieben Jahre älter als die Männer der Vergleichsgruppe waren. Ferner waren sie häufiger übergewichtig als die Vergleichsgruppe.

Als nächstes möchten die Forscher die Faktoren Alter und Übergewicht genauer untersuchen, um herauszufinden, ob sie wirklich zu einer vermehrten Konzentration von Sauerstoffradikalen führen. Anhand von den Ergebnissen könnte man mögliche Therapien entwickeln um eine gesunde Schwangerschaft zu ermöglichen.

Mögliche Gründe für Fehlgeburt

Als Fehlgeburt wird der Verlust eines Embryos bezeichnet, welches höchstens 500 Gramm wiegt. Bei einem höherem Gewicht spricht man von einer Totgeburt. Manche Frauen bringen nach einer Fehlgeburt beim nächsten Versuch ein gesundes Kind zur Welt, andere erleiden mehrere Fehlgeburten hintereinander (habitueller Abort).

Obwohl es viele Gründe für eine Fehlgeburt gibt, sind die Ursachen häufig unklar. Eine Fehlgeburt kann durch die Fehlentwicklung eines Embryos, Fehlbildungen der Gebärmutter, Chromosomenauffälligkeiten, hormonelle Störungen oder Autoimmunerkrankungen ausgelöst werden. Auch Alkoholkonsum und Stress bergen dieses Risiko.

Die britischen Forscher vermuten, dass eine Spermaanalyse in Zukunft Paaren mit Kinderwunsch helfen könnte.

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Vignesh Natarajan

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