Der Einsatz von Placebos ist in der Medizin nicht ganz unumstritten. Obwohl die erfolgreiche Behandlung bestimmter psychischer und physischer Beschwerden durch den Placebo-Effekt erklärt werden kann, bleibt trotzdem der schale Nachgeschmack der Täuschung. Nun stellt sich die Frage: Wie lässt sich der Effekt nutzen, ohne das man den Patienten in die Irre führt? Offenbar ganz einfach - indem man ihm die Wirkungsweise von Scheinmedikamenten erklärt.
Drei verschiedene Gruppen
Für den Versuch erforschten die Wissenschaftler den Placebo-Effekt an 160 Probanden. Ihnen wurde jeweils Hitze am Unterarm zugeführt. Die Studienteilnehmer wurden dazu angehalten, die Wärmezufuhr zu stoppen, sobald sie die Hitze nicht mehr aushielten. Danach wurden die Probanden in drei Gruppen aufgeteilt, die jeweils ein anderes Präparat zur Schmerzlinderung erhielten.
Eine Gruppe wurde getäuscht, ihnen wurde gesagt, sie bekämen eine Schmerzcreme mit dem Wirkstoff Lidocain. In Wirklichkeit handelte es sich dabei aber um ein Placebo.
Andere Teilnehmer erhielten eine Creme auf der deutlich das Wort «Placebo» geschrieben stand. Zusätzlich wurden sie aber noch während einer Viertelstunde über den Placeboeffekt, sein Zustandekommen und seine Wirkungsmechanismen informiert.
Die dritte Gruppe erhielt eine offene Placebo-Creme aber ohne weitere Erläuterungen dazu.
Die begleitenden Informationen sind entscheidend
Die Studienteilnehmer, die einer der beiden ersten Gruppen angehörten, berichteten nach dem Experiment von einer signifikanten Abnahme der Schmerzintensität und -unannehmlichkeit. Die Teilnehmer der dritten Gruppe klagten hingegen über deutlich intensiveren und unangenehmeren Schmerz.
Die begleitenden Informationen und die Kommunikation sind demnach die entscheidenden Faktoren bei der Placebo-Vergabe. Diese Tatsache kann den Ärzten die Möglichkeit verschaffen, die Scheinmedikamente offen abzugegeben. So fällt der ethisch problematische Teil - die Täuschung des Patienten - weg.