60 Jahre Rheumaliga Schweiz
Wie von der Kutsche zum Ferrari

Die Rheumaliga Schweiz blickt im Jubiläumsjahr auf gewaltige Erfolge zurück. Moderne Therapien ermöglichen Rheumapatienten ein weitgehend normales Leben.
Publiziert: 07.11.2018 um 15:00 Uhr
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Die Botschafterin der Rheumaliga, Silvia Meier-Jauch (36), will mit ihrem Blog für Rheumaerkrankte auch junge Menschen ansprechen und deren Selbstbewusstsein stärken.
Foto: Instagram
Christiane Binder

Komiker Marco Rima (57) hat Rheuma, die Ex-Miss-Schweiz Dominique Rinderknecht (29) und die Bloggerin Silvia Meier-Jauch (36) auch. Attraktive Menschen, die ein aktives Leben führen, zumindest nach aussen hin. Zu verdanken haben sie das neuen Therapien. Die revolutionäre Entwicklung sei zu vergleichen mit der «von der Pferdekutsche zum Ferrari», sagt Manuel Klöti (55), Rheumatologe an der Klinik Hirslanden.

Vor 60 Jahren, bei der Gründung der Rheumaliga Schweiz, dachte man noch, Rheuma sei eine Krankheit, die nur alte Leute betreffe. Die Ärzte schickten sie ins Thermalbad oder liessen sie Wickel auflegen, verschrieben ihnen Salben oder Schutzverbände. Heute weiss man, dass auch Kinder Rheuma haben können, es kann jeden treffen. Auch ist bekannt, dass es 200 verschiedene Rheumaerkrankungen gibt und Rheuma nicht primär eine Verschleisserkrankung ist – unter Rheuma fallen auch Autoimmunerkrankungen, die entzündliche Prozesse in den Gelenken verursachen. Nur die Erkrankungsrate ist so hoch wie vor 60 Jahren. Derzeit leiden zwei Millionen Menschen in der Schweiz an verschiedensten rheumatischen Beschwerden. Krankheiten im rheumatischen Spektrum verursachen direkte und indirekte Gesundheitskosten von 23 Milliarden Franken pro Jahr, mehr als die für Krebsbehandlungen.

Regelmässige Bewegung ist ein Muss

Die moderne Behandlung versucht «die entzündlichen Prozesse übers Immunsystem zu blockieren», erklärt Rheumatologe Klöti. Im weitesten Sinne funktioniert sie wie die Chemotherapie bei Krebserkrankungen, hat aber weniger Nebenwirkungen. Die Patienten nehmen Tabletten oder spritzen sich regelmässig, um den Verlauf zu stoppen.

Heilen könne man Rheuma nicht, sagt Klöti. Die meisten Betroffenen müssen ihre Medikamente lebenslang nehmen. Aber sie können so leben, dass die Aussenwelt von der Krankheit nur wenig bemerkt. Neben der medikamentösen Behandlung ist die regelmässige Bewegung der Gelenke «ein Muss», sagt Klöti. Das Wie erklären Kurse der Rheumaliga.

Was ist  Rheuma?

Rheuma ist keine einzelne Krankheit sondern ein Sammelbegriff für mehr als hundert verschiedene Erkrankungen. Landläufig werden darunter vor allem Erkrankungen verstanden, die mit Schmerzen an Gelenken, Sehnen und Muskeln verbunden sind.
Im medizinischen Gebrauch gehören zu den rheumatischen Erkrankungen jedoch auch Krankheitsbilder, bei denen das Bindegewebe, innere Organe oder Blutgefässe betroffen sind.

Häufige Symptome


Auf den ersten Blick scheint es klar: Hat jemand "Rheuma", dann hat er Schmerzen im Bewegungs- oder Stützapparat. Bei genauerem Betrachten unterscheiden sich die Beschwerden aber doch:

  • Bei den entzündlich-rheumatischen Erkrankungen ist die Gelenkinnenhaut, die Synovia, entzündet. Deshalb stehen hier schmerzhafte Gelenkschwellungen, besonders der kleinen Fingergelenke im Vordergrund.
  • Liegt eine Gelenkabnutzung vor, beklagen die Betroffenen Schmerzen bei Gelenkbelastung, also zum Beispiel beim Gehen. Typischerweise sind die ersten Schritte am schmerzhaftesten, man spricht vom Anlaufschmerz.
  • Da beim Weichteilrheumatismus die Bänder, Muskeln und Sehnen der Gelenke ntzündet sind, werden hier generalisierte Schmerzen ("mir tut alles weh") beklagt. (aponet)

Rheuma ist keine einzelne Krankheit sondern ein Sammelbegriff für mehr als hundert verschiedene Erkrankungen. Landläufig werden darunter vor allem Erkrankungen verstanden, die mit Schmerzen an Gelenken, Sehnen und Muskeln verbunden sind.
Im medizinischen Gebrauch gehören zu den rheumatischen Erkrankungen jedoch auch Krankheitsbilder, bei denen das Bindegewebe, innere Organe oder Blutgefässe betroffen sind.

Häufige Symptome


Auf den ersten Blick scheint es klar: Hat jemand "Rheuma", dann hat er Schmerzen im Bewegungs- oder Stützapparat. Bei genauerem Betrachten unterscheiden sich die Beschwerden aber doch:

  • Bei den entzündlich-rheumatischen Erkrankungen ist die Gelenkinnenhaut, die Synovia, entzündet. Deshalb stehen hier schmerzhafte Gelenkschwellungen, besonders der kleinen Fingergelenke im Vordergrund.
  • Liegt eine Gelenkabnutzung vor, beklagen die Betroffenen Schmerzen bei Gelenkbelastung, also zum Beispiel beim Gehen. Typischerweise sind die ersten Schritte am schmerzhaftesten, man spricht vom Anlaufschmerz.
  • Da beim Weichteilrheumatismus die Bänder, Muskeln und Sehnen der Gelenke ntzündet sind, werden hier generalisierte Schmerzen ("mir tut alles weh") beklagt. (aponet)

Ein normales Leben ist nur mit Medikamenten möglich

Bloggerin Silvia Meier-Jauch, Botschafterin der Rheumaliga und eine hübsche junge Frau, leidet an einer entzündlichen Rheumaform. Sie nimmt regelmässig entzündungshemmende Immunsuppressiva und schafft so ihren Job als Gemeinderätin in Schlieren ZH. In der Freizeit geht sie gar ihrem Lieblingssport nach, dem Tauchen.

Zwischendurch erlebe sie richtig «gute Phasen», sagt sie. Mit ihrem humorvollen Blog möchte sie «ein neues Bewusstsein in der Bevölkerung für Rheuma-Kranke» schaffen. Denn viele glauben gar nicht, sagt sie, dass ihr etwas fehle, immer wieder hört sie Sprüche wie «aber dir gehts doch blendend, tu doch nicht so». Dabei sei das Leben mit Rheuma kein Spaziergang, es brauche viel Selbstbewusstsein und Mut, damit zu leben.

Mit ihrem Blog möchte sie erreichen, dass einerseits die Rheumaerkrankten «stolz darauf sind, was sie schaffen», und die Gesellschaft andererseits «die grosse Leistung» anerkennt, die sie vorleben, und lernt, ihnen mit Rücksicht zu begegnen.

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