Hong Chow, Leiterin China & International beim Unternehmensbereich Healthcare bei Merck, im Interview
So profitiert das Schweizer Gesundheitssystem von einer besseren Digitalisierung

Welche Elemente sind erforderlich für ein zukunftsfähiges Gesundheitssystem? Hong Chow, Leiterin China & International beim Unternehmensbereich Healthcare bei Merck, über KI in der Medizin und wieso nicht die Krankheit, sondern die Gesundheit, im Fokus stehen soll.
Publiziert: 27.07.2024 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 26.07.2024 um 18:49 Uhr
Hong Chow, Leiterin China & International beim Unternehmensbereich Healthcare von Merck.
Foto: Merck
Dies ist ein bezahlter Inhalt, präsentiert von Merck

Hong Chow, Sie sind Leiterin China & International beim Unternehmensbereich Healthcare bei Merck. Im Vergleich zu anderen Ländern: Wo hinkt das Schweizer Gesundheitssystem hinterher?
Hong Chow: Das Gesundheitssystem in der Schweiz gehört zu den besten der Welt. Doch bei der Digitalisierung kann es noch einige Verbesserungen geben. Damit könnte man viele Kosten sparen und effizienter arbeiten. Wenn Patientendossiers elektronisch erfasst wären, könnten Ärztinnen und Ärzte, aber auch Patientinnen und Patienten, ganz einfach ihre Daten austauschen, und das würde auch die Diagnose und Behandlung von Krankheiten vereinfachen. In manchen Ländern beispielsweise bekommt man seine Daten nach einem Gesundheitscheck nicht nur als PDF-Datei, sie werden auch in einer App gespeichert. Das macht vieles für die Patienten, aber auch für deren Ärztinnen und Ärzte einfacher. Auch würde die Digitalisierung helfen, für Studien zu seltenen Krankheiten schneller Probandinnen und Probanden zu finden. Wenn Daten elektronisch erfasst werden, hilft das auch für die spätere Forschung und Entwicklung.

Sie sind seit bald drei Jahren für Merck tätig. Was haben Sie bisher erreicht?
Ich sehe meine Funktion als Brücke zwischen den verschiedenen Märkten, mit dem Ziel, Menschen mit verschiedenen Hintergründen und Expertise zusammenzubringen. Wir stellen den Patienten in den Mittelpunkt, und es macht mich sehr stolz, dass jedes Jahr über 95 Millionen Patientinnen und Patienten von unseren Medikamenten profitieren können. Sehr am Herzen liegt mir der Bereich Health Equity, also die gesundheitliche Chancengleichheit. Etwa, dass Produkte auch in Entwicklungsländern schneller zur Verfügung stehen. Wenn ein Produkt ein Jahr später auf den Markt kommt, ist es für sehr viele Krebspatientinnen und -patienten zum Beispiel bereits zu spät. Dafür setze ich mich ein. Ausserdem ist es unser Ziel, alle 18 Monate ein neues Medikament auf den Markt zu bringen, aus eigener Entwicklung oder mit Partnern. Letztes Jahr haben wir zum Beispiel mit drei Unternehmen Lizenzabkommen unterzeichnet. Auch mit dem Geschäftsergebnis bin ich sehr zufrieden. Unser Geschäft wächst gut trotz vieler wirtschaftlicher Herausforderungen und politischer Unruhen. Im letzten Jahr sind wir um neun Prozent gewachsen. 

Merck Schweiz feiert sein 95-Jahr-Jubiläum. Welche Bedeutung hat der Standort für das Unternehmen?
Die Schweiz ist als Land sehr attraktiv und ein strategisch wichtiger Standort für Merck, sei es in Bezug auf den Lebensstandard, die Gesundheitsversorgung und die Kultur. Die Schweiz bietet nebst den politischen und wirtschaftlich stabilen Rahmenbedingungen auch spezialisierte Fachkräfte, Start-ups sowie eine einzigartige Innovationskraft. Merck hat auch einen signifikanten Fussabdruck für die Schweiz und leistet einen wichtigen wirtschaftlichen Beitrag: Wir gehören in der Schweiz zu den Top-5-Arbeitgebern in der Pharmabranche. Und wir haben in den letzten zehn Jahren eine Milliarde Franken investiert. Die Schweiz ist das Land, in dem Merck Darmstadt seinen ersten internationalen Geschäftskontakt hatte. Nun sind wir seit 95 Jahren in der Schweiz tätig, haben neun Standorte und 2600 Mitarbeitende. Von der Forschung über die Herstellung bis hin zur Vermarktung. Produkte, die wir in der Schweiz herstellen, liefern wir in über 140 Märkte. Das entspricht Exportmengen von rund sechs Milliarden Franken pro Jahr. 

Über die Expertin

Hong Chow ist Mitglied des Healthcare-Executive-Komitees von Merck und zuständig für das Healthcare-Geschäft in allen Märkten ausser Nordamerika sowie für die globale Geschäftseinheit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Stoffwechselstörungen & Endokrinologie und das Team von Global Health & Health Equity. Vor ihrem Wechsel vor drei Jahren zu Merck war Chow Pharmachefin von Roche in China. Sie ist Deutsch-Chinesin mit einem Abschluss in Betriebswirtschaftslehre und arbeitet seit über 25 Jahren in der Pharmaindustrie in verschiedenen Funktionen und Märkten. 

Hong Chow ist Mitglied des Healthcare-Executive-Komitees von Merck und zuständig für das Healthcare-Geschäft in allen Märkten ausser Nordamerika sowie für die globale Geschäftseinheit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Stoffwechselstörungen & Endokrinologie und das Team von Global Health & Health Equity. Vor ihrem Wechsel vor drei Jahren zu Merck war Chow Pharmachefin von Roche in China. Sie ist Deutsch-Chinesin mit einem Abschluss in Betriebswirtschaftslehre und arbeitet seit über 25 Jahren in der Pharmaindustrie in verschiedenen Funktionen und Märkten. 

Merck geht auch globale Herausforderungen wie gesundheitliche Chancengleichheit an. Was hat es mit der Initiative zur Elimination von Schistosomiasis (Wurmerkrankung) in Afrika auf sich?
Merck hat sich gemeinsam mit seinen Partnern das Ziel gesetzt, Schistosomiasis auszurotten. Wir engagieren uns aktiv in der Forschung und Entwicklung neuer Behandlungsmethoden. Weltweit sind etwa 240 Millionen Menschen mit Schistosomiasis infiziert, und jährlich sterben etwa 200'000 Menschen an dieser Tropenkrankheit. Bisher hat Merck bereits über 1,5 Milliarden Praziquantel-Tabletten gespendet, um die Behandlung von 600 Millionen schulpflichtiger Kinder zu ermöglichen. 

Die künstliche Intelligenz kann keine medizinische Fachperson ersetzen. Doch welche bahnbrechenden Erfolge verspricht sie in der Medizin?
Künstliche Intelligenz kann man in der gesamten pharmazeutischen Wertschöpfungskette einsetzen, von der Forschung und Entwicklung über die Herstellung bis hin zur kommerziellen Vermarktung. Den besten Nutzen von KI sehe ich aber im Bereich Forschung und Entwicklung. Bisher dauerte dies für ein neues Produkt mehr als zehn Jahre und kostete mindestens eine Milliarde Franken. Die KI lernt, riesige Datenmengen zu gruppieren, um Zusammenhänge und Beziehungen zwischen den Informationen zu verstehen. In der Forschung und Entwicklung können so zum Beispiel Moleküle mit vorteilhaften Eigenschaften schneller gefunden werden. So kann KI dazu beitragen, dass die Forschung schneller und effizienter wird. Aber KI hat nicht nur viel Potenzial, wenn es um die Arzneimittelherstellung geht, sondern auch, um Patienten direkt in ihrem Alltag zu unterstützen. In unserem Portfolio haben wir ein Produkt, das bei Wachstumshormonmangel eingesetzt wird, viele Patienten sind hier Kinder und Jugendliche. Gerade bei Kindern und Jugendlichen ist es im hektischen und spontanen Alltag oft schwierig, an einer Therapie dauerhaft dranzubleiben. Wir haben eine App entwickelt, in der Ärzte, Eltern und Patienten alle Injektionen nachvollziehen können. So kann die Therapietreue deutlich gesteigert werden. 

Als erstes Unternehmen in der Schweiz übernimmt Merck die Kosten, wenn eine Mitarbeiterin vorsorglich Eizellen einfrieren lassen will. Wollen Sie so einen Impuls für die Branche setzen?
Das ist mir persönlich ein sehr grosses Anliegen. Ich reise beruflich in so viele Länder und höre vermehrt, dass die Geburtenrate zurückgeht. Eine WHO-Studie sagt, dass weltweit jedes sechste Paar unfruchtbar ist. Merck übernimmt in vielen Ländern die Kosten für die Fertilitätsbehandlung unserer Mitarbeitenden oder ihrer Partner. In der Schweiz bieten wir zusätzlich an, dass Frauen, wenn sie noch jung und fruchtbarer sind, ihre Eizellen einfrieren können. Denn viele wissen nicht, dass die Fruchtbarkeit und die Eizellenqualität ab 30 radikal abnehmen. Ich wusste das zum Beispiel auch nicht. Ich bin im Alter von 33 Jahren Mutter geworden und hatte bis dahin gewartet, weil ich beruflich weiterkommen wollte. Als ich dann entschied, ein Kind zu bekommen, hatte ich wahnsinniges Glück, gleich schwanger zu werden. Bevor ich mich bei Merck mit dem Thema Fertilität beschäftigt habe, dachte ich, dass sei doch selbstverständlich. Doch das ist es eben bei weitem nicht. Aber Fertilität ist nur ein Faktor. Unsere Kultur bei Merck ist es, unsere Mitarbeitenden möglichst zu unterstützen. Insbesondere auch bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, da dies viele Herausforderungen mit sich zieht. Daher haben wir mit unseren Partnern in der Schweiz die Initiative Family Forward gegründet. Ziel ist es, in den Bereichen Familienplanung, Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie Fertilität aufzuklären, das Thema zu enttabuisieren und ein Bewusstsein dafür schaffen. 

Frauengesundheit wird immer mehr zum Thema. Wieso ist das enorm wichtig?
Frauen und Männer können unterschiedliche gesundheitliche Bedürfnisse und Risiken haben. Es gibt Krankheiten, die vor allem Frauen betreffen, und doch ist der Mann das Stereotyp in der Medizin. 70 Prozent aller Schilddrüsenerkrankungen betreffen Frauen. Die Diagnose ist schwieriger, weil Frauen unter anderem eher damit warten, einen Arzt oder eine Ärztin aufzusuchen. Und die Fertilität gehört natürlich auch in diesen Themenbereich. In vielen Ländern wird Unfruchtbarkeit nicht als Krankheit, sondern als Lifestyle-Problem angesehen. Dabei ist dies für manche Frauen sogar schlimmer als manche Krankheit. Das trägt auch zur mentalen Gesundheit und Stress bei. 

«Family Forward»: Mehr Aufmerksamkeit für Familienplanung

Die heutige Familienplanung ist komplexer geworden. Studien zeigen, dass die Gründung einer Familie eine Vielzahl biologischer, finanzieller und persönlicher Herausforderungen birgt und zunehmend mit den Berufsplänen aller Beteiligten im Konflikt steht. Das Pharmaunternehmen Merck hat zusammen mit den Partnern Thriving Talent, Healthcare Businesswomen Association (HBA) und dem Schweizerischen Konsumentenforum die Initiative «Family Forward» ins Leben gerufen – mit dem Ziel, Menschen und Paare in den Bereichen Familienplanung, Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie Fertilität besser aufzuklären und zu unterstützen.

Die heutige Familienplanung ist komplexer geworden. Studien zeigen, dass die Gründung einer Familie eine Vielzahl biologischer, finanzieller und persönlicher Herausforderungen birgt und zunehmend mit den Berufsplänen aller Beteiligten im Konflikt steht. Das Pharmaunternehmen Merck hat zusammen mit den Partnern Thriving Talent, Healthcare Businesswomen Association (HBA) und dem Schweizerischen Konsumentenforum die Initiative «Family Forward» ins Leben gerufen – mit dem Ziel, Menschen und Paare in den Bereichen Familienplanung, Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie Fertilität besser aufzuklären und zu unterstützen.

Wieso ist es für Merck essenziell, Vielfalt, Chancengleichheit und Inklusion zu fördern?
Wir bleiben nur dann erfolgreich, wenn wir ein Umfeld schaffen, das Chancengleichheit und Inklusion fördert. Heute sind 39 Prozent der Führungskräfte von Merck weiblich. Unser Ziel ist es, diese Zahl bis 2030 auf 50 Prozent zu erhöhen. Aber es geht uns nicht nur um das Geschlecht, sondern wir wollen die kulturelle Vielfalt und unterschiedliche Denkweisen fördern. Eine integrative Organisation, die die Vielfalt unserer modernen Welt widerspiegelt, kann ein Wettbewerbsvorteil sein und stärkt den Innovationsgeist sowie die Leistung des Teams. Wir wollen, dass unsere Mitarbeitenden sich zugehörig fühlen und sich voll entfalten können. Man muss nicht in allen Punkten übereinstimmen, aber man kann zusammen bessere Entscheidungen treffen und an gemeinsamen Zielen arbeiten. Mitarbeitende müssen sich inkludiert fühlen in einem Unternehmen. Wenn ich durch die Welt reise, versuche ich auch, Menschen zu ermutigen, ihren Horizont zu erweitern, indem ich sie auffordere, offen für andere Kulturen und Denkweisen zu sein und meine Erfahrungen mit ihnen teile. 

Wie soll Ihrer Meinung nach unser zukunftsfähiges Gesundheitssystem aussehen?
Ich träume von einem patientenzentrierten Ökosystem. Es muss ein Perspektivenwechsel erfolgen. Weg von der Krankheit hin zu einem ganzheitlichen Gesundheitsmanagement mit einem stärkeren Fokus auf Prävention. Es gibt zunehmend Ansätze für personalisierte Medizin, und dafür ist die Förderung der Gesundheitskompetenz wichtig, wobei auch der Patient oder die Patientin in die Therapiegestaltung mehr eingebunden wird. Wir können nur gemeinsam voranschreiten: Dabei ist die Zusammenarbeit auf allen Ebenen essenziell und die Digitalisierung kann einen wichtigen Beitrag leisten.

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Dieser Beitrag wurde vom Ringier Brand Studio im Auftrag eines Kunden erstellt. Die Inhalte sind journalistisch aufbereitet und entsprechen den Qualitätsanforderungen von Ringier.

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