In den 50er-Jahren waren es die betörenden Kurven von Leinwand-Schönheiten wie Marilyn Monroe oder Sophia Loren, die Männern den Atem stocken liessen und Frauen zum Vorbild wurden. Zehn Jahre später posierte die knabenhafte Twiggy auf den Plakaten der Modeindustrie und gab den Ton in Sachen Idealfigur an. Je schlanker, desto schöner galt die Devise auch in den kommenden Jahren.
Der Kindfrau-Look der Sechziger und Siebziger gipfelte schliesslich im «Heroin Chic». Blass und etwas kränklich-süchtig hatten die Models auszusehen, hervortretende Rippenbögen waren sexy. Der Schlankheitstrend nahm anfangs 2000 sogar weiter an Fahrt auf – «Size Zero», Grösse 32, wurde weltweit zum Idealbild deklariert.
Neuster Trend unter Supermodels: Muskeln!
Schlank zu sein wird auch in den nächsten zwanzig Jahren wichtig bleiben, doch der Figurenkult hat einen Twist gekriegt, der nicht minder so viel Disziplin fordert: Fit aussehen und vor allem definierte Muskeln zeigen heisst das Credo der Stunde! Zumindest liess dies die letzte Show des Dessouslabels Victoria’s Secret vermuten.
Dort blieb der Blick nicht mehr nur auf den üppigen Decolletés hängen, sondern vor allem auf perfekt definierten Bizeps, Sixpacks und ausgeprägten Oberschenkel- und Rückenmuskulaturen der engelsgleichen Supernovas. Das war – auch für die sowieso getrimmten «Angels» – neu!
Muskelpower steht für mentale Kraft, Sexappeal und Vitalität
«Strong is The New Skinny», im Fachjargon SITNS, heisst das Phänomen, welches – wie die meisten – in den USA geboren wurde und sich nun langsam zur weltweit dominierenden Körperbewegung mausert. Jennifer Cohen, Fitness-Queen aus den Staaten, hat mit dem gleichnamigen Buch bereits einen Bestseller gelandet, über 700'000 Bücher hat sie an «die Frau» gebracht.
Das 256 Seiten Werk gibt Anleitung, wie mit gezieltem Krafttraining, gesunder Ernährung und Ausdauer-Einheiten ein nicht nur schlanker, sondern vor allem muskulöser Körper erreicht werden kann. «Muskelpower steht für mentale Kraft, für Sexappeal und Vitalität – jede Frau kann das erreichen», predigt sie – und Tausende Fans huldigen ihr.
Die Australierin Amanda Bisk, Fitnessmodel für H&M und Instagram-Gallionsfigur für trainierte Girls, hat eine knappe Million Follower. Ihr Körper ist so trainiert wie der einer Spitzensportlerin.
Einer der Personal Trainer der Victoria’s Secret Angels, Justin Gelband, taxiert seine Schützlinge bereits nicht mehr nur nach dem Aussehen, sondern sagte in einem Vogue-Interview bezeichnenderweise: «Doutzen Kroes ist im Moment das fitteste Girl im Team.»
Früher prollig, heute gewünscht
Was vor zehn Jahren noch als prollig, unästhetisch und gar als Tabuzone am weiblichen Körper galt, ist heute gewünscht. Man erinnere sich hier, wie harsch mit Madonna ins Gericht gegangen wurde, als sie 2009 ihren Body präsentierte: Die von Yoga und Kickboxen gestählten sehnigen Arme polarisierten. Sie sähe aus «wie ein Mann», lästerten die Medien. Doch im Nachhinein betrachtet, brach die Sängerin früh eine Lanze für ein Schönheitsideal, das im Jahr 2016 als Mass der Dinge gilt.
Was die Models und Prominenten vormachen ist immer auch Temperaturmesser für die Gesellschaft. Claudia Schiffer war zu Beginn ihrer Karriere in den Achtzigerjahren kurvig, Kate Moss zelebrierte ihren dürren Frauenkörper, dem Sport schon aus punkigem Trotz nicht zugemutet werden konnte.
Mit der neuen Generation Models wurde das Millenium mit Role Models eingeläutet, die alle sichtbar viel Sport treiben. Sie posten auf Instagram Bilder an der Hantelbank oder lassen sich beim Training filmen. Der Begriff Workout ist damit endgültig zum Statement der weiblichen «Generation Fit» geworden. Nicht nur bei den Models, sondern auch bei den Normalos!
Life!: Früher galten muskulöse Frauen als prollig, heute sehen die Models athletisch aus und in den Gyms trainieren die Normalos dafür. Warum?
Sandra Hager: Der Kerngedanke ist vermutlich ganz banal: Schlank und trainiert sein sieht
einfach besser aus als nur schlank, besonders im Alter. Dünne Frauen sehen vielleicht super aus, wenn sie ganz jung sind. Werden sie älter, wird die Haut aber noch faltiger, wenn darunter überhaupt kein Fett mehr ist. Da ist es viel schöner, wenn Muskeln den Körper formen.
Muskulös, aber nicht wuchtig. Der Grat ist schmal. Wie kriegt man die perfekten Muskeln als Frau?
Vereinfacht gesagt: Durch schwere Gewichte und überschaubare Wiederholungen. Es ist ein Mythos, dass man als Frau im Kraftraum sofort ein männliches Muskelpaket wird. Da braucht es dann schon sehr viel Training und happige Gewichte.
Das haben Sie selber gemacht.
Ja. Vor zwanzig Jahren trainierte ich fünfmal die Woche im Kraftraum. Ich war Bodybuilderin, sehr muskulös und damals völlig out. Ich kann mich gut an ein Erlebnis in der Disco erinnern. Mit einem bauchfreien, ärmellosen Top drängte ich mich durch die Menge und bekam Kommentare wie «Ui, schlimm!» oder «Bist du ein Mann oder eine Frau?!» zu hören. Heute könnte ich mit dem Körper von damals wohl mit den Instagram-Ladys mithalten.
Bedeuten Muskeln immer auch Kraft?
Ja. Aber Fitness definiert sich nicht über die Grösse der Muskeln, da spielen auch Faktoren wie Beweglichkeit, Kondition, Geschicklichkeit und Schnelligkeit eine Rolle. Zudem ist die Grösse der Muskeln auch genetisch bedingt. Das vergessen viele.
Was halten Sie von Crossfit?
Mir persönlich gefällt diese Sportart sehr, besonders, weil sie so vielseitig ist. Beim Crossfit muss man schwere Gewichte stemmen, schnell sein, braucht eine gute Kondition und Mobilität. Nur ist es so, dass Crossfit auch schädlich sein kann, denn die Technik spielt immer eine starke Rolle. Es braucht kompetente Trainer und eine seriöse Einschulung. Crossfit ist intensiv und nur für geübte Sportler geeignet – weniger als Lifestyle so nebenbei.
Life!: Früher galten muskulöse Frauen als prollig, heute sehen die Models athletisch aus und in den Gyms trainieren die Normalos dafür. Warum?
Sandra Hager: Der Kerngedanke ist vermutlich ganz banal: Schlank und trainiert sein sieht
einfach besser aus als nur schlank, besonders im Alter. Dünne Frauen sehen vielleicht super aus, wenn sie ganz jung sind. Werden sie älter, wird die Haut aber noch faltiger, wenn darunter überhaupt kein Fett mehr ist. Da ist es viel schöner, wenn Muskeln den Körper formen.
Muskulös, aber nicht wuchtig. Der Grat ist schmal. Wie kriegt man die perfekten Muskeln als Frau?
Vereinfacht gesagt: Durch schwere Gewichte und überschaubare Wiederholungen. Es ist ein Mythos, dass man als Frau im Kraftraum sofort ein männliches Muskelpaket wird. Da braucht es dann schon sehr viel Training und happige Gewichte.
Das haben Sie selber gemacht.
Ja. Vor zwanzig Jahren trainierte ich fünfmal die Woche im Kraftraum. Ich war Bodybuilderin, sehr muskulös und damals völlig out. Ich kann mich gut an ein Erlebnis in der Disco erinnern. Mit einem bauchfreien, ärmellosen Top drängte ich mich durch die Menge und bekam Kommentare wie «Ui, schlimm!» oder «Bist du ein Mann oder eine Frau?!» zu hören. Heute könnte ich mit dem Körper von damals wohl mit den Instagram-Ladys mithalten.
Bedeuten Muskeln immer auch Kraft?
Ja. Aber Fitness definiert sich nicht über die Grösse der Muskeln, da spielen auch Faktoren wie Beweglichkeit, Kondition, Geschicklichkeit und Schnelligkeit eine Rolle. Zudem ist die Grösse der Muskeln auch genetisch bedingt. Das vergessen viele.
Was halten Sie von Crossfit?
Mir persönlich gefällt diese Sportart sehr, besonders, weil sie so vielseitig ist. Beim Crossfit muss man schwere Gewichte stemmen, schnell sein, braucht eine gute Kondition und Mobilität. Nur ist es so, dass Crossfit auch schädlich sein kann, denn die Technik spielt immer eine starke Rolle. Es braucht kompetente Trainer und eine seriöse Einschulung. Crossfit ist intensiv und nur für geübte Sportler geeignet – weniger als Lifestyle so nebenbei.