Sie versprechen gesündere Füsse
Was taugen Barfussschuhe wirklich?

Barfussschuhe versprechen weniger Verletzungen, gesündere Füsse und einen schonenden Gang. Doch funktionieren sie wirklich?
Publiziert: 14.05.2020 um 16:10 Uhr
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Aktualisiert: 07.06.2022 um 16:48 Uhr
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Barfussschuhe mögen optisch etwas gewöhnungsbedürftig sein, ihnen werden allerdings alle möglichen gesundheitsfördernden Eigenschaften nachgesagt.
Foto: Getty Images
Moritz Lüchinger

Barfusslaufen erlebt in den letzten Jahren einen Trend. Das hat auch die Schuhindustrie erkannt und bringt immer mehr Minimalschuhe, sogenannte Barfussschuhe auf den Markt.

Ein neues Phänomen ist das Barfusslaufen oder Laufen in Minimalschuhen aber bei weitem nicht. Auch im Spitzensport hat der Trend schon vor Dekaden Eingang gefunden. So gewann bereits im Jahr 1951 der Japaner Shigeki Tanaka den Boston-Marathon in Barfussschuhen. Und der Äthiopier Abebe Bikila holte beim olympischen Marathon in Rom 1960 gar Gold ganz ohne Schuhe.

Weniger Dämpfung, weniger Stützung, weniger Sohle

Vor allem bei Laufsportarten wie dem Joggen sind die Barfussschuhe beliebt. Ihnen werden diverse positive Eigenschaften zugesprochen. Zum Beispiel sollen sie das Verletzungsrisiko minimieren, die Fussmuskeln stärken, Fussfehlstellungen korrigieren und sogar Rückenprobleme minimieren.

Die Barfussschuhe imitieren sozusagen das Barfusslaufen. Laut Dr. Daniel Wüst, Orthopäde und Spezialist für den Bewegungsapparat, unterscheiden sie sich in drei wesentlichen Dingen von herkömmlichen Schuhen: «Barfussschuhe haben weniger Dämpfung, stützen den Fuss weniger und verfügen über eine weniger steife Sohle als herkömmliche Schuhe», erzählt er im Gespräch mit BLICK.

Gesunder Vorfussgang?

Die Sohlen von normalen Laufschuhen sind oft mehrere Zentimeter dick. So sollen Stösse abgedämpft werden. Das Problem dabei ist aber, dass durch die dickere Sohle der Gang verfälscht wird. Denn eigentlich setzen wir evolutionsbedingt beim Laufen zuerst mit dem Vor- oder Mittelfuss auf. Schuhe mit dicken Sohlen zwingen uns jedoch, zuerst mit der Ferse auf den Boden aufzutreten. So wird zumindest in vielen Pro-Barfussschuh-Foren argumentiert.

«Der sogenannte Vorfussgang dämpft natürlicherweise die Schritte ab und ist tatsächlich weniger belastend für den Körper. Wenn man normal läuft, hat man den vollen Impact auf Knie, Fussgelenk, Rücken usw.», erklärt Wüst. «Die meisten Menschen laufen im Alltag allerdings auf den Fersen. Der Vorfussgang muss langsam und stetig antrainiert werden und macht vor allem für Laufsportler Sinn.»

Barfussschuhe eignen sich nur für gesunde Füsse

Barfussjünger sehen in der Gangverfälschung das Hauptproblem von herkömmlichen Schuhen. Ein kompliziertes Zusammenspiel von Muskeln, Sehnen und Knochen definiert unseren Gang. Diese vielen kleinen Muskeln im Fuss bilden sich zurück, wenn man ständig normale Schuhe trägt – sie werden schlicht nicht mehr gebraucht, weil der Fuss durch die Schuhe ständig künstlich gehoben wird. «In einem 08/15-Schuh werden die Muskeln im Fuss definitiv weniger trainiert», pflichtet Wüst bei.

Ein Killerargument für die Barfussschuhe sei das aber nicht. «Barfussschuhe sind nur etwas für Menschen, die gesunde Füsse haben», so Wüst, «und sie eignen sich auch nicht zwingend als Alltagsschuhe.»

Der Experte führt ausserdem aus: «Schuhe haben ja oft auch eine Funktion. Wanderschuhe etwa schützen uns vor Knöchelbrüchen und Bänderverletzungen, es gibt Arbeitsschuhe und Sportschuhe. Für solche Situationen lohnt sich der Barfussschuh auch nicht.»

Langsam anfangen

«Für mich machen Barfussschuhe für Laufsportler am meisten Sinn. Ich würde jedoch jedem, der damit anfangen möchte, empfehlen, in einem steigernden Training zu testen, ob es funktioniert.» erläutert Wüst. «Dabei sollte man am Anfang vielleicht nicht mehr als zehn Minuten machen. Ausserdem sollte man sich bewusst auf den Vorfussgang konzentrieren.»

«Ich würde niemandem Barfussschuhe empfehlen, der Probleme mit den Füssen, wie beispielsweise eine Arthrose, hat. Auch für stark übergewichtige Personen sind sie nicht geeignet.» Der Experte sagt ausserdem: «Es gibt auch Schuhe, die einen gesunden Gang fördern, aber trotzdem abfedern, zum Beispiel Kyboot-Schuhe oder die durch Roger Federer bekannten On-Schuhe.»

So gesund ist Laufen ohne Schuhe

Free your feet! Im Sommer tut es gut, einfach mal die Schuhe abzustreifen. Und genau das sollten Sie öfter tun, denn Barfusslaufen ist nicht nur gut für die Seele – sondern auch für die Gesundheit.

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