Einst war es die Trendsportart schlechthin, heute fühlen sich die wenigen Snowboarder auf der Piste wie die letzten Snowikaner.
Und es kommt noch schlimmer, denn Recherchen des BLICK zeigen: Den Boardern geht der Nachwuchs aus.
Riet Campell, Direktor des Dachverbandes der Ski- und Snowboardschulen, Swiss Snowsports, sagt: «Zu seinen besten Zeiten machte die Disziplin Snowboard in den Schweizer Skischulen je nach Station bis zu 25 Prozent des Unterrichts aus, heute sind es schweizweit noch 5 bis 10 Prozent.»
Nur noch 15 Prozent Snowboarder auf der Piste
Auch die lokalen Schneesportschulen in Grindelwald BE und Gstaad BE bestätigen einen Rückgang in ihren Snowboardschulen, in Zermatt VS spricht man gar von einem Aussterben der Sportart. Gruppenkurse werden dort fast keine mehr gebucht. Für Noldi Heiz, den Geschäftsführer der Skischule Arosa, lag der Höhepunkt des Snowboard-Booms um die Jahre 2000 bis 2002 herum, seitdem würden sie einen kontinuierlichen Rückgang verzeichnen. «Mittlerweile hat sich die Gesamtzahl der Snowboards auf einem tiefen Niveau eingependelt.» Er schätzt, dass die Snowboards auf der Piste noch etwa 15 Prozent ausmachen.
Dieser Niedergang hat sich auch auf die Verkaufszahlen ausgewirkt: Wurden in der Saison 1999/00 ganze 110'000 Bretter verkauft, waren es im letzten Winter gemäss «Aargauer Zeitung» noch gerade mal 17'400 Stück – weniger als zu Beginn der Neunzigerjahre, als noch kaum jemand die Bretter kannte.
Selbst Tanja Friedens Sohn fährt Ski
Tanja Frieden (42) hat die Boomzeiten des Snowboards hautnah miterlebt. 2006 gewann sie Olympia-Gold im Snowboardcross – heute ist sie unter anderem Präsidentin von GoSnow, der Schweizer Schneesportinitiative.
Sie glaubt, dass das Snowboard Opfer des eigenen Erfolgs geworden ist. Die Bernerin nennt es die «Revolution des Carvings» – das Kurvenfahren auf den Kanten des Bretts. Diese Innovation habe sich auf die Skis übertragen, nun sei «das Skifahren heute viel einfacher, das Carving-Gefühl jetzt auch mit Skiern möglich», so Frieden.
Die Kehrseite: Das Brett ist auf der Piste nur noch eine Randerscheinung, die Skis sind wieder die klaren Dominatoren.
Tanja Frieden selbst fährt zwar noch immer meist Snowboard, bei schlechten Verhältnissen greift aber sogar sie zu den Skis. Denn anders als früher gibt es heute nicht mehr nur ein Entweder-oder. Der jüngste Beweis für diese Entwicklung ist Friedens dreijähriger Sohn Luam: Er habe schon beides ausprobiert, die letzten vier Tage aber auf den Skis verbracht – nicht auf dem Board.