Sollen Kinder Diäten machen?
Jedes sechste Kind in der Schweiz ist übergewichtig

Ein paar Speckröllchen um die Hüften oder ein Bäuchlein sind noch lange nicht schlimm. Kritisch wird es, wenn man stark übergewichtig ist. Diabetes, Bluthochdruck, Atmungsschwierigkeiten oder Herz-Kreislauferkrankungen können die Folge davon sein.
Publiziert: 13.11.2019 um 12:18 Uhr
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Tanja Bischof ist Ernährungsberaterin in Effretikon.
Foto: Zvg
Anne Sophie Carruzzo

Laut dem Bundesamt für Gesundheit sind rund 19 Prozent der Kinder und Jugendlichen in der Schweiz übergewichtig. Etwa zehn Prozent leiden an krankhafter Fettsucht, auch Adipositas genannt. Fehlende Bewegung und kalorienreiche Nahrungsmittel sind Auslöser dafür. Doch was kann man dagegen tun, wenn das Gewicht eines Kindes dessen Gesundheit gefährdet?

Übergewicht kann schwere körperliche und mentale Folgen haben, unter anderem, weil Kinder von ihrer Umwelt und ihren Mitmenschen stark geprägt werden. Übergewichtige Kinder haben oft mit Mobbing zu kämpfen. Das kann zu verminderten Selbstwertgefühlen oder erhöhtem Risiko für die Entwicklung von Depressionen führen. Übergewicht bei Kindern bringt aber auch körperliche Folgen mit sich. Der Stoffwechselprozess wird beeinträchtigt, Organe werden geschädigt. Übergewicht kann zu Krankheiten wie Diabetes Typ 2 führen. Ausserdem ist das Risiko von übergewichtigen Kindern gross, auch als Erwachsene zu übergewichtig zu bleiben.

Keine Diät für Kinder

«Diäten im Sinne von einem vorgegebenen Plan mit Einschränkung und allenfalls sogar einseitigen Zusammenstellungen, sind für Kinder definitiv nicht geeignet.», sagt Tanja Bischof (47), Ernährungsberaterin gegenüber BLICK. Viel wichtiger sei die richtige Menge. «Eigentlich sollte und kann alles, was ein Kind liebt, in den richtigen Mengen in die Ernährung eingebaut werden.» Für Bischof ist klar:«Ein gänzlicher Verzicht auf einzelne Produkte bleibt meist erfolglos.»

Es sei viel besser, die Essgewohnheiten mit einer Fachperson zu analysieren und dann Schritt für Schritt an einer ganzheitlichen Umstellung zu arbeiten. «Dazu gehört meist nicht nur die Auswahl der Nahrungsmittel, sondern oft auch weiterführende Verhaltensänderungen, wie etwa die Essgeschwindigkeit und die Wahrnehmung des Sättigungsgefühls». erklärt Bischof.

Man müsse auch herausfinden, warum das Kind überhaupt esse, wenn nicht aus Hunger. «Häufige Gründe sind Langeweile, Einsamkeit oder etwa Stress vor Prüfungen», erklärt die Ernährungsberaterin. Übergewicht oder Adipositas kann stark mit der psychischen Gesundheit zusammenhängen. Übergewichtige Kinder haben oft ein mangelndes Selbstbewusstsein oder werden in der Schule gehänselt. Aus Stress oder Angst greifen sie zum Essen und verstärken damit den Teufelskreis.

Übergewicht in der Schweiz

Die Schweiz kämpft mit immer mehr übergewichtigen Menschen. Dem Bundesamt für Gesundheit zufolge ist die Zahl der übergewichtigen Erwachsenen und Kindern in den letzten Jahren stark gestiegen. Hierzulande sind rund 41 Prozent der Erwachsenen übergewichtig, zehn Prozent davon sind adipös. Von den Kindern sind rund 19 Prozent übergewichtig oder adipös.

Die Schweiz kämpft mit immer mehr übergewichtigen Menschen. Dem Bundesamt für Gesundheit zufolge ist die Zahl der übergewichtigen Erwachsenen und Kindern in den letzten Jahren stark gestiegen. Hierzulande sind rund 41 Prozent der Erwachsenen übergewichtig, zehn Prozent davon sind adipös. Von den Kindern sind rund 19 Prozent übergewichtig oder adipös.

Tipps zum Abnehmen:

  • Wasser sollte das Alltagsgetränk für die ganze Familie werden.
  • Die Mahlzeiten sollten regelmässig eingenommen werden und an die familiäre Situation angepasst sein.
  • Die Eltern bestimmen, was auf den Tisch kommt, nicht die Kinder.

Ausgewogene Ernährung

«Analog der Ernährungspyramide der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung sollten alle Stufen in der benötigten Menge vertreten sein – also zum Beispiel auch Fett», sagt Bischof. Sie selbst legt ein besonderes Gewicht auf die Calciumabdeckung. Das sei für Kinder und Jugendliche für einen guten Knochenaufbau unverzichtbar. «Allgemein kann mit der richtigen Zusammensetzung der Mahlzeiten und Zwischenmahlzeiten sehr vieles für ein gutes Sättigungsgefühl bewirkt werden», sagt sie.

«Gesüsste Getränke führen dem Körper über kurze Zeit sehr viel Zucker zu. Da merke ich schon, dass ein Verzicht viel bringt.» Viel besser für den Körper wäre Wasser. Gerade im Kindesalter könne man sich noch gut daran gewöhnen, Wasser zu trinken, meint die Ernährungsberaterin. Ausnahmen darf es laut Bischof durchaus geben:«Genussvoller Umgang muss ja auch gelernt sein.»

Die Familie sollte sich unbedingt am Abnehm-Prozess des Kindes beteiligen. «Das fängt schon beim Einkauf der richtigen Nahrungsmittel an. Dies kann das Kind ja unmöglich alleine bewerkstelligen.» Ebenfalls seien gemeinsame Freizeitaktivitäten sehr wichtig. «Das kann ein Besuch im Zoo, ein Grillplausch im Wald, Schlitteln oder Versteckis spielen sein. Das ist je nach Jahreszeit ganz verschieden, aber man findet immer etwas zu tun.»

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