Oscar-Preisträgerin Kate Winslet hat so ihre kleinen Schwächen – aber sie steht dazu: «Ich esse, was immer mir schmeckt», bekannte die britische Schauspielerin («Der Vorleser», «Titanic») n einem Interview. Das breite Publikum darf ihren Kampf mit den Pfunden auf den Hochglanzseiten der Klatschpresse verfolgen.
Dort erklärt der Hollywood-Star gelegentlich, eine von mehreren Hunderttausenden in 30 Ländern der Erde zu sein, die auf Ernährungsempfehlungen der US-Firma Weight Watchers (Gewichtswächter) setzen.
Wie funktioniert Weight Watchers?
Deren Geheimnis ist eine schlichte Formel, nach der auch Zehntausende stark oder leicht Übergewichtige in der Schweiz einkaufen: Je mehr Kalorien ein Produkt mit dem hellblauen Schriftzug enthält, desto mehr Punkte stehen drauf. In die Berechnung gehen auch Fett- oder Cholesteringehalt mit ein.
Stärken: Flexibel in der Handhabung. Gute, langfristige Erfolgsaussicht.
Schwächen: Durch die Gruppenbindung relativ teuer. Allerdings gibts auch ein Buch.
Bewertung: Empfehlenswert
Stärken: Flexibel in der Handhabung. Gute, langfristige Erfolgsaussicht.
Schwächen: Durch die Gruppenbindung relativ teuer. Allerdings gibts auch ein Buch.
Bewertung: Empfehlenswert
Das neue System mit «ProPoints»
Das simple System gilt nicht mehr. Der Diätgigant ersetzt die guten alten Punkte durch sogenannte «ProPoints». Ute Gerwig: «Es geht um eine fundamentale Neuausrichtung.» Und dann sagt die Leiterin Forschung und Entwicklung bei Weight Watchers Europa etwas, was für viele Kunden ein Schlag in die Magengrube sein dürfte: «Wir verabschieden uns vom Kalorienzählen.»
Die neue Methode rückt den Sättigungswert der Nahrung in den Mittelpunkt. So kosten Mahlzeiten mit hohem Eiweiss- und Ballaststoffgehalt den Körper mehr Energie beim Verdauen – und machen daher per Saldo weniger dick. Anders als beim Verzehr von Fett und Kohlenhydraten knurrt der Magen auch nicht wieder so rasch.
Jahrelang hatte der Schweizer Ableger des Multis mit Sitz in Genf seine Kunden zur Punktezählerei ermuntert und suggeriert, dahinter stecke eine präzise Wissenschaft.
Seit 2005 vertreibt Coop hierzulande rund 300 Produkte mit dem schlanken Logo, vom Weight-Watchers-Gipfeli (2,5 Punkte) bis zur Weight-Watchers-Bratwurst (4 Punkte) und erzielte damit 2007 einen Umsatz von 130 Millionen Franken; Zehntausend Schweizer besuchen jährlich auch Ernährungsseminare, um den richtigen Umgang mit Lebensmitteln zu lernen. Aus ihrer Mitte wird Jahr für Jahr der «Slimmer of the Year» gekürt – das Mitglied mit der beeindruckendsten Abspeckbilanz.
Das Kalorienzählen kann man vergessen
Nun darf es plötzlich doch ein bisschen mehr Pouletbrust sein – dafür weniger Eistee und nicht mehr ganz so viel Spaghetti bolog-nese .. Liegt da nicht der Verdacht nahe, dass man mit wissenschaftlichen Erkenntnissen von vorgestern operiert hat? «Das Kalorienzählen stammt aus dem 19. Jahrhundert!», steht denn auch in einem Brief, mit dem Weight Watchers den Systemwechsel verkündet.
Gerwig verteidigt sich: «Wir reagieren auf den neusten Forschungsstand. Das ist doch völlig normal. Canon kann auch nicht ewig Analog-Kameras produzieren, wenn die Digitalkamera erfunden worden ist.»
Fest steht: Kate Winslet wird auf ihre ProPoints warten müssen – Weight Watchers England und USA bleiben noch beim alten System.
Wie beurteilen Sie das neue «Weight Watchers»-Konzept?
Christof Mannhart: Es ist an der Zeit, dass man mit dieser sektiererischen Kalorienzählerei aufhört.
Was ist denn daran so stossend?
Neben dem Energiewert der Speisen sind für die Fitness viele andere Faktoren entscheidend, etwa Bewegung, Stoffwechsel oder Tabakkonsum. Das führt zu sehr individuellen Effekten. Punkte täuschen eine Genauigkeit vor, die es so gar nicht gibt.
Der Sättigungswert macht also auch nichts klarer?
Es ist überfällig, dass die Leute wieder vermehrt ihre Körpergefühle zulassen. Der einzige Effekt des Kalorienzählens ist schlechtes Gewissen. Stellen Sie sich Konsumenten vor, die jedes Etikett anschauen! Das führt doch zu einem gestörten Essverhalten.
Was halten Sie von einem Ampelsystem für Lebensmittel, wie es das Bundesamt für Gesundheit vorgeschlagen hat?
Das wäre eine Bevormundung des Konsumenten. Und schwierig umzusetzen: Schwarze Schokolade ist in geringen Mengen wegen ihrer pflanzlichen Inhaltsstoffe gesund, in grösseren aber aufgrund des Zuckers nicht. Die ganze Tafel müsste rot sein, eine Reihe aber grün!
Aber die Bürger brauchen doch Ernährungs-informationen?
In Massen sicher. Die Leute sollen wissen, dass eiweissreiche Nahrung oder heisse Speisen stärker sättigen. Aber bitte mit dieser Zahlenbeigerei aufhören! Genuss ist zentral für die Lebensqualität.
Interview: Reza Rafi
Wie beurteilen Sie das neue «Weight Watchers»-Konzept?
Christof Mannhart: Es ist an der Zeit, dass man mit dieser sektiererischen Kalorienzählerei aufhört.
Was ist denn daran so stossend?
Neben dem Energiewert der Speisen sind für die Fitness viele andere Faktoren entscheidend, etwa Bewegung, Stoffwechsel oder Tabakkonsum. Das führt zu sehr individuellen Effekten. Punkte täuschen eine Genauigkeit vor, die es so gar nicht gibt.
Der Sättigungswert macht also auch nichts klarer?
Es ist überfällig, dass die Leute wieder vermehrt ihre Körpergefühle zulassen. Der einzige Effekt des Kalorienzählens ist schlechtes Gewissen. Stellen Sie sich Konsumenten vor, die jedes Etikett anschauen! Das führt doch zu einem gestörten Essverhalten.
Was halten Sie von einem Ampelsystem für Lebensmittel, wie es das Bundesamt für Gesundheit vorgeschlagen hat?
Das wäre eine Bevormundung des Konsumenten. Und schwierig umzusetzen: Schwarze Schokolade ist in geringen Mengen wegen ihrer pflanzlichen Inhaltsstoffe gesund, in grösseren aber aufgrund des Zuckers nicht. Die ganze Tafel müsste rot sein, eine Reihe aber grün!
Aber die Bürger brauchen doch Ernährungs-informationen?
In Massen sicher. Die Leute sollen wissen, dass eiweissreiche Nahrung oder heisse Speisen stärker sättigen. Aber bitte mit dieser Zahlenbeigerei aufhören! Genuss ist zentral für die Lebensqualität.
Interview: Reza Rafi