Schlank und gesund durch Saftkur
Willkommen im Detox-Hype!

Saftkuren boomen wie nie. Das kommerzielle Angebot ist vielfältig und teuer. Aber kann man Alltagssünden und Gifte wirklich einfach wegtrinken? Und welche Säfte sind gesund?
Publiziert: 04.10.2016 um 10:43 Uhr
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Aktualisiert: 17.07.2020 um 17:30 Uhr
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Kunterbunt und knackig, so sieht gesunde Ernährung aus.
Foto: Olivia Ionescu
Sandra Teuber

Marketingleiter Fabrizio M. passt wenige Wochen vor der Hochzeit seiner Schwester in keine einzige Anzugshose mehr. Aufgebläht und übersättigt, verordnet er sich und seinem Körper eine Diät. Aber nicht irgendeine. Der 38-Jährige entscheidet sich für das 28-tägige Detox-Programm «Super Juice Me!», auch bekannt als die ultimative Saftkur. Hardcoremässig schafft er es damit, innerhalb eines Monats 18 Kilogramm einfach wegzutrinken: Indem er täglich vier selbst gepresste Obst- und Gemüsesäfte zu sich nimmt. Mehr ist nicht erlaubt, aber auch nicht nötig. Er habe nicht ein einziges Mal Hunger verspürt, sagt er: «Ich fühlte mich blendend. Die App hat mein Leben verändert.»

Sind selbstgepresste Säfte gesünder?

Grundsätzlich gilt: Durch Transport, Lagerung, Konservierung usw. wird ein Grossteil der wertvollen Mikronährstoffe in Säften zerstört. Um an die gewünschten Vitamine zu kommen, empfiehlt es sich daher immer, frisch geerntete Produkte selbst zu pressen und den Saft direkt zu konsumieren.

Gekaufte Produkte versuchen jedoch möglichst nah an genau dieses Ideal heranzukommen. Ihre Methode: Die aus den USA kommende Hochdruckpasteurisierung HPP. Dabei werden Keime und Bakterien in einem Kaltpress-Verfahren abgetötet. So halten sich die Säfte länger. Zudem geht man davon aus, dass in HPP-Säften tatsächlich 90 % aller Nährstoffe erhalten bleiben.

Das Zentrum der Gesundheit gibt jedoch zu bedenken, dass es sich trotz allem um einen industrialisierten Vorgang handelt. Wie viel Vertrauen man den gekauften Säften schenken möchte, liegt also weiterhin im Ermessen jedes Einzelnen.

Grundsätzlich gilt: Durch Transport, Lagerung, Konservierung usw. wird ein Grossteil der wertvollen Mikronährstoffe in Säften zerstört. Um an die gewünschten Vitamine zu kommen, empfiehlt es sich daher immer, frisch geerntete Produkte selbst zu pressen und den Saft direkt zu konsumieren.

Gekaufte Produkte versuchen jedoch möglichst nah an genau dieses Ideal heranzukommen. Ihre Methode: Die aus den USA kommende Hochdruckpasteurisierung HPP. Dabei werden Keime und Bakterien in einem Kaltpress-Verfahren abgetötet. So halten sich die Säfte länger. Zudem geht man davon aus, dass in HPP-Säften tatsächlich 90 % aller Nährstoffe erhalten bleiben.

Das Zentrum der Gesundheit gibt jedoch zu bedenken, dass es sich trotz allem um einen industrialisierten Vorgang handelt. Wie viel Vertrauen man den gekauften Säften schenken möchte, liegt also weiterhin im Ermessen jedes Einzelnen.

Fit und klar in den Tag mit Hilfe von Säften.
Foto: Olivia Ionescu

Saftkur kann schnell teuer werden: 280 bis 380 Franken für 5 Tage Cleansing

Solche Beispiele machen Schule. Detox-Saftkuren boomen wie nie und sind zum lukrativen Geschäftszweig geworden. Das Angebot an Büchern und Kuren ist kaum überschaubar und beschränkt sich längst mich mehr nur auf den Biotta-Klassiker «Wellness-Woche».

Auch im Internet finden sich schnell ein Dutzend Anbieter von sogenannten «Cleanses», viele davon im lukrativen Premium-Segment. Die liefern die hippe Pürierkost gleich fixfertig ins Haus. Damit spart man sich zwar das Anschaffen eines Entsafters und die Arbeit in der Küche, muss dafür aber tief in die Tasche greifen: Etwa 280 bis 380 Franken kostet eine fünftägige Kur. Das Versprechen lautet immer gleich: Das Saftfasten soll entgiften, das Wohlbefinden steigern, die Haut strahlen und die Pfunde purzeln lassen.

Doch nicht allen gelingt das so mühelos wie Fabrizio. Die 34-jährige Helen B. hat am zweiten Tag ihrer Entgiftung solche Kopfschmerzen, dass sie entnervt aufgibt. Studentin Janine R. bricht die Übung mit dem bunten Juice-Set von Detox Delight bereits am ersten Abend ab. Sie kann sich auch auf den fünften Schluck partout nicht mit dem Geschmack der Säfte anfreunden.

Als Achterbahnfahrt für den Blutzuckerspiegel erweisen sich auch jene Säfte, die zu viele Früchte enthalten. Diese sind im Gegensatz zu Gemüse sehr zuckerreich. Die Folge: eine übermässige Ausschüttung von Insulin, das wiederum den Fettabbau hemmt. Um das zu verhindern, sollte das Mengenverhältnis zwischen Obst und Gemüse mindestens 50:50 betragen.

Diese Säfte sind gesund

  • Direktsaft – 100 Prozent Frucht aus frischen Früchten.
  • Fruchtsaft aus Konzentrat ohne Zuckerzusatzt
  • Fruchtnektar ohne Zuckerzusatzt oder als Schorle
  • Gemüsesaft

Diese 9 Säfte liefern die meisten Vitaminen

  1. Granberrysaft
  2. Preiselbeersaft
  3. Roter Traubensaft
  4. Orangensaft
  5. Tomatensaft
  6. Karottensaft
  7. Rotebetesaft
  8. Birkensaft
  9. Grühnkohlsaft

Augen auf bei der Wahl der Detox-Kur

Ob kommerzielle Angebote dem gerecht werden, erfahren nur jene, die ganz genau hinschauen. So verspricht der «Glow & Shine»-Juice von «Hey Life» auf der Frontseite der 270-ml-Flasche zu 9.60 Franken reichhaltige Nährstoffe aus Ananas, Karotte und Kurkuma. Wer sich beim ersten Schluck über die Süsse des Getränks wundert und die Zutatenliste auf der Rückseite analysiert, der staunt nicht schlecht: Der Anteil der propagierten Ingredienzien beträgt zusammengezählt gerade mal 27,5 Prozent. Die restlichen zwei Drittel des Produkts sind gewöhnlicher, kalorienreicher Apfelsaft.

Mit dem Entsafter zur Traumfigur.
Foto: Olivia Ionescu

Sinn und Zweck einer Detox-Kur ist es jedoch, körpereigene Fettdepots abzubauen. Denn dort verstecken sich die Gifte, die man loswerden will, oder anders gesagt: Je mehr Kilos schmelzen, desto höher steigt der Schadstoffpegel im Organismus – erst mal.

Damit die freigesetzten Toxine nicht wieder in den Blutkreislauf gelangen, kann man dem Körper beim Ausleiten helfen, sich selbst zu helfen. Naturheilkundeexperten raten zur Einnahme giftbindender Substanzen wie Heilerde, zu viel Schlaf, moderater körperlicher Bewegung und Schwitzen.

Hilfreich ist auch, einige Tage vor der Kur schwere Speisen zu meiden. Ansonsten kann es beim abrupten Umstellen auf die ungewohnten Mengen an Rohkost zu Magenbrennen, Blähungen, Kopfschmerzen oder gar Durchfall kommen. Besonders dann, wenn man sich sonst gern von zuckerhaltigen, fettreichen, meist industriell verarbeiteten Lebensmitteln ernährt.

Manch einer wäre möglicherweise besser beraten, statt einer ganzen Saftwoche ab und zu einen Safttag zu planen oder zwischendurch eine Mahlzeit durch einen Saft zu ersetzen. Denn Detox-Hype hin oder her: Säfte liefern neben wertvollen Antioxidantien eine unglaubliche Vielfalt an Nährstoffen, die wir über feste Nahrung in der gleichen Menge so niemals aufnehmen könnten: In einem halben Liter stecken üblicherweise 2 bis 3 Kilo Obst und Gemüse. Dafür lohnt es sich, zu pressen und zu entsaften, was das Zeug hält.

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