Der grosse Bio-Irrtum
«Gesunde» Äpfel sind vor allem teuer

Was ist rund, viel zu teuer und weit weniger gesund, als man denkt? Der Bio-Apfel.
Publiziert: 06.09.2019 um 23:24 Uhr
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Aktualisiert: 24.09.2019 um 09:41 Uhr
Die sündhaft teuren Bio-Äpfel enthalten nicht mehr Polyphenole als normale Äpfel auch.
Foto: KEY
Reto Kohler

Herbstzeit, Apfelzeit. Immer mehr Menschen legen Wert auf gesunde Ernährung. Deshalb kaufen sie keinen hundskommunen Pausenapfel. Es muss schon Bio sein.

Und dafür greifen sie tief in die Tasche. Vor allem in Bio-Läden. Dort kostet das Kilo Bio-Äpfel mehr als zweieinhalbmal so viel wie Äpfel aus konventionellem Anbau beim Grossverteiler.

Warum sind Bio-Äpfel so teuer?

Im BLICK-Vergleich kostet der teuerste Bio-Apfel 8.60 das Kilo. Der billigste konventionelle ist schon für 2.50 zu haben. Sind diese massiven Unterschiede gerechtfertigt? «Klar», sagen viele Biohändler. «Bioäpfel sind auch viel gesünder.»

Dieses Argument macht Bruno Pezzatti madig. Der Präsident des Schweizerischen Obstverbandes hält Bio-Äpfel für überschätzt. «Alle Schweizer Äpfel sind gesund. Auch die aus konventionellem Anbau.»

Kein Unterschied bei den Äpfeln in der Schweiz

Rückenwind erhält Pezzatti jetzt aus der Forschung. «Was den Inhalt betrifft, gibt es zwischen Bio-Äpfeln und normalen Äpfeln keinen Unterschied», sagt Lebensmittelingenieur Ernst Höhn.

Höhn forscht beim Institut Agroscope in Wädenswil ZH, das dem Bundesamt für Landwirtschaft angeschlossen ist. Agroscope hat Festigkeit, Zucker- und Säuregehalt von Bio- und normalen Äpfeln verglichen. Fazit: kein messbarer Unterschied.

Zum gleichen Schluss kommt Dieter Treutter, Obstexperte an der Technischen Universität München. Er hat den Gehalt an Polyphenolen verglichen. Diese Stoffe gelten als gesund, weil sie entzündungshemmend sind und Krebs vorbeugen.

Treutters ernüchterndes Ergebnis: Die sündhaft teuren Bio-Äpfel enthalten nicht mehr Polyphenole als normale Äpfel auch.

Wichtig er sind Sorte und Lagerung

Viel wichtiger für die Gesundheit als das Bio-Label sind Sorte und Lagerung, sagen die beiden Experten.

Anderer Meinung ist Urs Niggli, Direktor des Forschungsinstitutes für biologischen Landbau (Fibl). Trotz der kritischen Studien hält er Bioäpfel für gesünder. «Sie enthalten weniger Pestizide», sagt er. Ausserdem gebe es auch Studien, die zeigten: Bio-Äpfel sind nahrhafter.

Niggli führt noch einen weiteren Grund an, weshalb sich der Konsument trotz des extrem hohen Preises für Bio-Äpfel entscheiden soll: «Man wählt eine Anbaumethode, die viel besser ist für die Natur.»
Mitarbeit: Georg Nopper

Wie gesund sind Äpfel wirklich?

Jeder kennt wohl den berühmten Spruch «An apple a day keeps the doctor away». Doch stimmt das wirklich? Eine Ernährungsexpertin klärt auf.

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