Im Internet oder in der Literatur findet sich eine Fülle an Tipps, wie man am besten Gewicht verliert. Viele davon betreffen die Ernährung - je weniger Kalorien man zu sich nimmt, desto weniger Gewicht schlägt am Ende des Tages zu Buche - so die gängige Meinung. Die einfache Rechnung: Übergewicht bedeutet nichts anderes, als dass die betroffene Person mehr Kalorien zu sich genommen hat, als sie verbrennen kann. Ernährungswissenschaftler fanden jetzt heraus, dass dieses oberste Gebot der Gewichtskontrolle auf viele Übergewichtige gar nicht zutrifft.
Die Kalorienbilanz macht es eben nicht aus
Viele Menschen die sich gerade einer Diät unterziehen, verzichten bewusst auf zu viele Kalorien. Dies im Glauben, dass zu viele Kalorien Schuld an ihrem Übergewicht sind. Doch eine negative Kalorienbilanz bedeutet nicht zwangsläufig, dass man Gewicht verliert. Trotz Diät gibt es viele Menschen, die dennoch zunehmen. Andererseits gibt es diejenigen, die mehr Kalorien zu sich nehmen als sie verbrennen und dennoch schlank bleiben.
Die Gehirnfunktion verbrennt am meisten
Ein weiterer verbreiteter Trugschluss: Sport verbrennt am meisten Energie. Abgesehen vom Spitzensport wird Bewegung als Kalorienburner offenbar überschätzt. Der wahre Energiefresser ist unser Gehirn. Rund ein Viertel der Gesamtenergie geht beim Denken drauf - und das obwohl unser Denkorgan nur zwei Prozent des Körpergewichts ausmacht.
Wer jetzt denkt mit Gehirnjogging und Rätsellösen kann man abnehmen, der irrt. Bei diesen Tätigkeiten erhöht sich der Klaorienbedarf leider nur wenig. Die meiste Energie verarbeitet das Hirn bei unbewussten Tätigkeiten wie der Hormonbildung oder der Steurerung von Stoffwechsel und Organen.
Kalorienbedarf ist nicht von der Bewegung abhängig
An was liegt es also? Ist es doch der Lebensstil? Offenbar nicht. Ein oft genannter Grund für das Übergewichtsproblem in der westlichen Welt ist das ständige Sitzen und der damit einhergehende Bewegungsmangel. Wissenschaftler verglichen den täglichen Kalorienbedarf von typischen (sitzenden) US-Amerikanern mit demjenigen eines afrikansichen Stammes, deren Mitglieder als Sammler leben. Das Ergebnis: der Kalorienbedarf der beiden Gruppen war gleich. Und das obwohl die noch ursprünglich lebenden Stammesmitglieder sich viel mehr bewegten und eher seltener sassen als die amerikanischen Teilnehmer.
Die richtige Wahl der Lebensmittel
Die Sammler waren allerdings schlanker als die Amerikaner. Die naheliegende Erklärung: Die Probanden mit wenig Bewegung nahmen viel mehr Kalorien zu sich, als sie eigentlich benötigten.
Doch wie wir bereits wissen, ist das nicht ausschlaggebend. Viel mehr ins Gewicht fallen dürfte die Art der Lebensmittel die gegessen werden. Dieser Faktor unterscheidet sich nämlich auch bei den beiden Gruppen wesenlich. Die Sammler bevorzugten vor allem pflanzliche Kost.
Ballststoffe vs. Kalorien
Warum waren die Sammler also schlanker? Die Erklärung dafür dürfte in der Art ihrer Ernährung liegen. Gemüse, Obst und Nüsse liefern nämlich reichlich Ballaststoffe. Diese sind beim Abnehmen von unschätzbarem Wert. Der Körper scheidet mit den unverdaulichen Ballaststoffen zusammen Kalorien ungenutzt aus. Pflanzenfasern machen demnach schlank.
Diese These lässt sich mit einer Studie stützen. Zwei Gruppen von Abnehmwilligen assen die gleiche Kost mit derselben täglichen Kalorienmenge. Bei der einen Gruppe waren jedoch alle Getreideprodukte aus Vollkorn, das nachweislich mehr Ballaststoffe enthält. Bei der anderen waren die Getreideprodukte geschält und verarbeitet. Die Vollkorngruppe verbrannte rund 100 Kalorien mehr am Tag. Hochgerechnet auf ein Jahr bedeutet das einen Gewichtsverlust von etwa drei Kilogramm.