Regelmässig dürfen die Schweizerinnen und Schweizer lesen, sie seien zu dick. Zwei Millionen haben laut neusten Studien einen Body-Mass-Index (BMI) von 25 und mehr. In den Augen der Berner Gesundheitsschützer gelten sie bereits als übergewichtig.
Forscher kritisieren schon lange, der BMI sei keine verlässliche Richtschnur für gesundes Körpergewicht. Jetzt legt der Biologe und Medizinjournalist Christian Bachmann (66) aus Frauenfeld nach: Der BMI bewerte bis zu einem Drittel aller Menschen falsch, fand er heraus.
Smart BMI ist besser
Er hat deshalb eine Variante entwickelt, die besser ist. «Der Smart BMI berücksichtigt neben Grösse und Gewicht auch Alter und Geschlecht», sagt Bachmann.
Eine Million Nutzerdaten aus eigenen und fremden Studien hat er gemeinsam mit Wissenschaftlern untersucht – und festgestellt, dass der BMI mit steigendem Alter immer falscher bewertet. In der Altersgruppe der 30-Jährigen werden fünf Prozent der Männer irrtümlich als übergewichtig eingestuft. Bei den 60-Jährigen sind es sogar 31 Prozent der Männer und 18 Prozent der Frauen.
«Das sorgt nicht nur für unbegründete Ängste, sondern hat auch finanzielle Folgen: Ein hoher BMI kann zu Risikozuschlägen bei Versicherungen führen, gar zur Ablehnung bei Krankenkassen.»
Der BMI, 1883 von einem belgischen Statistiker erfunden, wird auch in Bachmanns Variante unverändert berechnet: Gewicht (kg) geteilt durch das Quadrat der Körpergrösse (m). Beispiel: 1,83 m Grösse und 75 kg Gewicht ergeben einen BMI von 22,4.
«Der Unterschied liegt aber in der Bewertung des Ergebnisses», sagt er. «Beim Smart BMI steigt die Grenze zum Übergewicht in einer bestimmten Kurve entsprechend dem normalen natürlichen Verlauf im Leben.»
Bei Männern geht der BMI bis 40 kräftig nach oben, danach flacht die Kurve ab. Bei Frauen steigt der BMI in jungen Jahren oft nur wenig an, dafür stärker ab 35 Jahren. Beispiel: Ein 1,80 Meter grosser Mann hat bei einem Gewicht von 91 Kilo einen BMI von 28,1 – das gilt bisher als «mässiges Gesundheitsrisiko».
Eine differenziertere Betrachtung ist wichtig
Der Smart BMI unterscheidet: Für einen 19-Jährigen bewertet er das Risiko als «hoch», für einen 29-Jährigen als «mässig» und für einen 59-Jährigen als «minimal». Dr. Heinrich von Grünigen (73), Präsident der Schweizerischen Adipositas-Stiftung, unterstützt die Idee. «Der Smart BMI erlaubt eine differenziertere Betrachtung», sagt er.
Und diese ist nötig, wenn man die Situation richtig einschätzen will. Auch der Ernährungsphysiologe und Präventivmediziner Dr. David Fäh (40) sieht nur einen geringen Zusammenhang zwischen dem herkömmlichen BMI und Gesundheitsrisiken: «Es gibt Leute mit normalem BMI, deren Blutdruck, Blutfett- und Blutzuckerwerte zu hoch sind – und umgekehrt.» Viele Statistiken seien verzerrt, weil Übergewichtige automatisch gründlicher untersucht würden.
Jedes Kilo zu viel verkürzt das Leben, heisst es immer. Aber es gibt auch Hinweise darauf, dass ein bisschen mehr auf den Rippen sogar nützen könnte. Sich im Durcheinander der Forschungsresultate zu orientieren, fällt schwer: Ist rund am Ende doch gesund?
Jedes Kilo zu viel verkürzt das Leben, heisst es immer. Aber es gibt auch Hinweise darauf, dass ein bisschen mehr auf den Rippen sogar nützen könnte. Sich im Durcheinander der Forschungsresultate zu orientieren, fällt schwer: Ist rund am Ende doch gesund?
Auch die Gesundheitsförderung Schweiz sieht inzwischen die Grenzen des starren BMI-Schemas, wonach alle mit einem Wert über 25 als übergewichtig gelten: Der BMI sei nicht anwendbar auf Schwangere, Sportler und Senioren. Und er berücksichtigt auch nicht die Anteile von Wasser und Fett am Körpergewicht.
Davon verabschieden will sich Gesundheitsförderung-Direktor Dr. Thomas Mattig (42) aber nicht: «Er ist sehr einfach zu berechnen und eignet sich deshalb als aussagekräftiger Indikator für Übergewicht und Fettleibigkeit. Zudem erleichtert er einen internationalen Vergleich mit anderen Ländern, da die Weltgesundheitsorganisation den BMI ebenfalls als Referenzwert verwendet.»
Muss ich auf mein Gewicht achten? Bisher wurde diese Frage anhand des Body-Mass-Index beantwortet. Man nimmt das Körpergewicht in Kilo und teilt es durch das Quadrat der Grösse in Metern. Beispiel: Bei 75 Kilo Gewicht und 1,70 Meter Grösse teilt man 75 durch 2,89 und erhält einen BMI von 26 – und befindet sich damit schon in der Gefahrenzone, die bei 25 anfängt.
Inzwischen haben Studien gezeigt, dass es weniger auf das Gesamtgewicht, als vielmehr auf das Viszeral- oder Eingeweidefett ankommt. Als leicht zu messender Indikator dient das Verhältnis von Bauchumfang (zwei Querfinger oberhalb der Oberkante des Beckenkamms und Körpergrösse in Zentimetern.
Bei unter 40-Jährigen haben sich Werte von über 0,5 als kritisch erwiesen. Ab 60 gilt ein Wert von 0,6 (also 108 Zentimeter bei 1,80 Meter Grösse) noch knapp als unbedenklich. Bei höheren Werten droht insbesondere ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall sowie für Diabetes mellitus Typ 2.
Muss ich auf mein Gewicht achten? Bisher wurde diese Frage anhand des Body-Mass-Index beantwortet. Man nimmt das Körpergewicht in Kilo und teilt es durch das Quadrat der Grösse in Metern. Beispiel: Bei 75 Kilo Gewicht und 1,70 Meter Grösse teilt man 75 durch 2,89 und erhält einen BMI von 26 – und befindet sich damit schon in der Gefahrenzone, die bei 25 anfängt.
Inzwischen haben Studien gezeigt, dass es weniger auf das Gesamtgewicht, als vielmehr auf das Viszeral- oder Eingeweidefett ankommt. Als leicht zu messender Indikator dient das Verhältnis von Bauchumfang (zwei Querfinger oberhalb der Oberkante des Beckenkamms und Körpergrösse in Zentimetern.
Bei unter 40-Jährigen haben sich Werte von über 0,5 als kritisch erwiesen. Ab 60 gilt ein Wert von 0,6 (also 108 Zentimeter bei 1,80 Meter Grösse) noch knapp als unbedenklich. Bei höheren Werten droht insbesondere ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall sowie für Diabetes mellitus Typ 2.