Auf einen Blick
- Lebensmittel können trotz Mindesthaltbarkeitsdatum schädlich sein
- Rohmilch kann gefährliche Mikroorganismen enthalten, besonders für Risikogruppen
- Alltägliche Lebensmittel können unter gewissen Umständen giftig sein
Ob ein Lebensmittel unter Umständen schädlich für unseren Körper ist, hängt nicht allein vom Mindesthaltbarkeitsdatum ab. Einige Produkte wirken in bestimmten Mengen toxisch. In seinem Buch «Vorsicht, da steckt Gift drin!» klärt der Toxikologe Carsten Schleh über Gefahren alltäglicher Lebensmittel auf. Der Experte verrät, bei welchen Produkten Vorsicht geboten ist. Zudem erklärt er, woran sich eine Vergiftung erkennen lässt.
Rohmilch
Rohmilch ist die unbehandelte Milch von Nutztieren. Der Unterschied zu konventioneller Milch aus dem Supermarkt: Sie ist nicht pasteurisiert, wurde also nicht auf 60 bis 100 Grad erhitzt. «Diese Pasteurisierung wird bei konventioneller Milch aus dem Supermarkt zur Abtötung von Mikroorganismen eingesetzt. Rohmilch kann also mit krankmachenden Mikroorganismen wie verschiedenen Bakterien belastet sein», erklärt Schleh. Das Problem: Der Rohmilch ist es nicht anzusehen, ob sie belastet ist. «Deshalb sollten insbesondere Säuglinge, Kleinkinder, ältere Menschen und Menschen mit Vorerkrankungen, die mit einer Immunschwäche zusammenhängen, auf Rohmilch verzichten. Auch schwangere Frauen sollten auf Nummer sicher gehen, und Rohmilch generell nicht trinken.» Darunter fallen auch Milchprodukte aus Rohmilch, etwa Rohmilchkäse. Stattdessen empfiehlt der Experte pasteurisierte Milch.
Zucchetti
«Zucchetti können giftige Stoffe, die sogenannten Cucurbitacine, beinhalten», erklärt Schleh. Im Normalfall seien die giftigen Stoffe aus dem Gemüse herausgezüchtet worden. Sie kämen – wenn überhaupt – nur bei Zucchetti vor, die selbst gezüchtet wurden. «Hier sind vor allem Zucchetti aus selbst gezogenen Samen im Fokus», sagt der Experte. Auf das leckere Gemüse verzichten müsse deshalb jedoch niemand. Ob der Sommerkürbis giftig ist, erkennen Konsumenten schnell: «Das Vorhandensein von Cucurbitacinen sorgt für einen extrem bitteren Geschmack. Dieser Geschmack sollte also Auslöser dafür sein, die Mahlzeit besser zu verwerfen.»
Kartoffeln
Sie können das giftige Solanin enthalten – und zwar alle Teile der Kartoffelpflanze inklusive der Knolle. «Grüne oder gekeimte Knollen weisen die höchsten Konzentrationen auf», sagt Schleh. Diese befänden sich in und unter der Schale. «Deshalb sollte man grüne Knollen meiden und gekeimte Stellen grosszügig entfernen. Auch Kartoffeln zu schälen, empfiehlt sich.» Sind die Kartoffeln noch grün oder haben sie zu stark gekeimt, sollte man lieber gleich die Finger von ihnen lassen.
Tee
Egal, ob Kräutertee, grüner Tee, Schwarztee oder Früchtetee: Das Getränk könne mit krebserregenden und Leber-toxischen Pyrrolizidinalkaloiden belastet sein, warnt der Experte. «Immer wieder wurden in Untersuchungen die giftigen Stoffe festgestellt, wobei Früchtetee die geringsten Gehalte, und Kräutertee die höchsten aufweist.» Diese giftigen Stoffe lassen sich jedoch nicht so leicht ausmachen wie etwa bei Kartoffeln und Zucchini. «Leider können die Konsumenten nicht erkennen, welche Teesorte besonders verunreinigt ist und welche Teesorte nicht. Da es sich bei den Pyrrolizidinalkaloiden um natürliche Stoffe handelt, sind Bio-Tees gleichermassen wie konventionelle Tees betroffen.» Was hilft, ist «ein regelmässiges Durchwechseln der Teesorte beziehungsweise des Teelieferanten, um das Risiko zu streuen». So können Konsumenten verhindern, dauerhaft hochbelasteten Tee zu trinken. «Auch gilt es darauf zu achten, Tee nicht regelmässig in Temperaturen über 60 Grad zu trinken. Das führt zu kleinsten Verbrühungen der Speiseröhre und erhöht langfristig das Risiko für Speiseröhrenkrebs», warnt der Experte.
Kaffee
Bei Kaffee gilt laut Schleh bezüglich der Trinktemperatur das gleiche wie beim Tee. Der kritische Inhaltsstoff beim Heissgetränk ist demnach das Koffein. Der Toxikologe erklärt: «In kleinen Mengen genossen, wirkt es anregend. In grossen Mengen kann es zu einer akuten Koffeinvergiftung kommen. Langfristig kann Koffein zu Herz-Kreislauf-Problemen oder Bluthochdruck führen.» Deshalb gilt: Kaffee ja – aber nur in Mass. Vor allem Schwangere sollten besser auf regelmässigen Konsum verzichten: «Auch für das ungeborene Leben im Mutterleib kann Koffein ab einer gewissen Dosis kritisch sein.» Als Richtwert nennt Schleh die Einschätzung der Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit. Diese gibt an, dass eine Einzeldosis an Koffein von 3 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht für die Gesundheit unbedenklich ist.
Zimt
«Bei Zimt trennt sich die Spreu vom Weizen», sagt Schleh. «Zimt kann mit giftigem Cumarin belastet sein. Eine zu hohe Aufnahme kann zu Leberschädigungen führen.» Allerdings wisse man, dass Cassia-Zimt sehr viel mehr mit Cumarin belastet ist als Ceylon-Zimt. Schlehs Tipp: «Konsumenten sollten immer darauf achten, dass Ceylon-Zimt genutzt wird, dann sind sie auf der sicheren Seite.»
Daran erkennt man eine Vergiftung
Vergiftungen mit den genannten Lebensmitteln kämen nur in seltenen Fällen vor, gibt Schleh Entwarnung. Sollte doch etwas Giftiges im Essen sein, macht sich das vor allem im Magen bemerkbar. «Kontaminierte Rohmilch äusserst sich schnell in Magen-Darm-Problemen. Allerdings können je nach Keim und aufgenommener Menge auch gravierender Gesundheitsprobleme auftreten. Verzehrt man belastete Zucchini, kann es anfänglich zu Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und Magenkrämpfen kommen», sagt der Experte. Bei belasteten Kartoffeln käme es zu Verdauungsstörungen, Übelkeit, Erbrechen und Bewusstlosigkeit.
Anders verhält es sich bei Tee: Eine Vergiftung mache sich durch Schmerzen im Unterleib, Appetitlosigkeit oder Müdigkeit bemerkbar. «Symptome einer akuten Koffeinvergiftung sind Unruhe, Schweissausbrüche, Schlaflosigkeit, Herzrasen. Bei extremen Koffeinvergiftungen oder gesundheitlichen Vorbelastungen kann es zu Herz-Kreislauf-Störungen und Kreislaufversagen kommen», erklärt Schleh. «Im Regelfall verspürt man stärkere Symptome, je mehr Giftstoff man aufnimmt. Eine geringe Menge an Giftstoff kann der Körper hingegen tolerieren.»