Gesundheit
Ab ins Solarium?

Von Oktober bis März ist die Sonne in unseren Breitengraden zu schwach. Was tun? Solarium oder Supplemente?
Publiziert: 05.04.2019 um 16:27 Uhr
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Aktualisiert: 05.04.2019 um 16:33 Uhr
Ersatz für die Sonne: Im Herbst wird Vitamin D knapp.
Foto: Getty Images

Zunächst ein paar Fakten: Vitamin D ist wichtig. Die meisten Krankheiten, von der Erkältung über Osteoporose, Herzkrankheiten bis hin zu Krebs gehen mit einem Mangel an Vitamin D einher. Dieses wird durch Einstrahlung der Sonne auf die Haut gebildet – doch von Oktober bis März ist die Sonne in unseren Breitengraden zu schwach. Dabei sind schon im Sommer etwa die Hälfte der Bevölkerung mit Vitamin D unterversorgt – und zwar auch dann, wenn man 30 Nanogramm pro Milliliter Blut als ausreichend erachtet. Einige Forscher vermuten, dass das Optimum über 50 liegt. Kurz: Es besteht Handlungsbedarf.

Zwei Möglichkeiten stehen zur Auswahl: Vitaminpillen oder Solarien. Was ist besser und welche Dosierung ist optimal? Der Sonnenbank-Hersteller Ergo­line hat uns dazu zwei Studien geschickt. Studie 1: Dreimal 6 bis 12 Minuten Solarium wöchentlich erhöhte den Vitamin D-Spiegel bei 35 Holländern im Alter von 18 bis 33 Jahren in 3 Monaten von 24 auf 44. Täglich eine Pille mit 1000 i.E. Vitamin-D3 brachte eine Steigerung von 23 auf 37. In der Kontrollgruppe sank der Wert von 25 auf 22.

Einige Studien zeigen, dass es keinen Anstieg des Vitamin-D-Spiegels gibt

Studie 2: Nach vier Wochen mit je zwei Bestrahlungen bei 18- bis 68-Jährigen stieg der Spiegel von 14 auf 27 und blieb dann bei einmal Sonnenbank pro Woche stabil. Ergoline verwies zudem auf eine Studie des Dermatologen Professor Günther Hofbauer von der Universität Zürich. Seine Studie sei noch nicht abgelaufen, meinte dieser, eine Zwischenanalyse zeige jedoch keinen Anstieg des Vitamin-D-Spiegels.

«Die Fähigkeit, Vitamin D über die Haut zu synthetisieren, nimmt mit dem Alter drastisch ab», sagt Hofbauer. Tests mit Jungen liessen sich deshalb nicht direkt auf eine Normalbevölkerung übertragen. Für Hofbauer sind Pillen (er empfiehlt 1000 i.E. täglich) klar die bessere Lösung. Mehr Wirkung, weniger Nebenwirkungen. Entgegen den Behauptungen der Solarienhersteller erhöhe UV-Licht das Risiko, an weissem und schwarzem Hautkrebs zu erkranken, auch wenn Sonnenbrände vermieden werden.

55 Prozent höheres Risiko an Hautkrebs zu erkranken bei Solarienbesuchern

Tatsächlich zeigt eine über acht Jahre laufende Studie mit über 100'000 Norwegerinnen, dass Solarienbesucher ein um 55 Prozent höheres Risiko haben, an Hautkrebs zu erkranken.  Auch hier gibts Gegenargumente. Erstens: Die 55 Prozent klingen zwar eindrücklich, bedeuten aber bloss, dass das Risiko von 0,2 auf 0,3 Prozent steigt. Zweitens: Die Solarienbesucher wiesen im Schnitt einen um zehn Milligramm höheren Vitamin-D-Spiegel auf. Unter dem Strich könnte man folgende Rechnung machen: Solarien verursachen in Norwegen jährlich 200 bis 300 Todesfälle durch Hautkrebs, vermindern aber per Saldo 3000 bis 4000 Todesfälle durch andere Krebsarten.

Zu einem ähnlichen Schluss kommt auch eine Zusammenfassung aller einschlägigen Studien zwischen 1981 und 2011: «Insgesamt überwiegen die gesundheitlichen Vorteile von sorgfältig dosierten Sonnen- und Solarienbädern die damit verbundenen Hautkrebs-Risiken.»

Ein erster Eindruck: Selbst junge Leute haben viel zu wenig Vitamin D im Blut. Abhilfe ist dringend nötig. Diese ist mit Pillen allerdings billiger und risikoloser zu erreichen als mit dem Solarium.

Weisses Licht ist gut gegen Winterdepressionen

Doch da ist noch etwas. Das Licht der Sonne und der Solarien produziert nicht nur Vitamin D. Darauf weist auch Hofbauer hin: Infrarotes Licht etwa fördere die Reparaturvorgänge in der Haut, weisses Licht sei nachweislich gut gegen Winterdepressionen und ultraviolettes Licht (sowohl UVA als auch UVB) rege die Ausschüttung von Endorphinen an und löse damit ein Glücksgefühl aus. Viele Leute schätzen auch die bräunende Wirkung der UVA-Strahlen. All das können Pillen nicht.

Deshalb kann es sich auch im Winter lohnen, sich an die Sonne oder ins Solarium zu legen. Auch wenn dazu noch keine Studien vorliegen.

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