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Lange sträubte sich Nintendo, seine Spiele abseits der eigenen Plattformen wie der Wii U oder dem 3DS anzubieten. Doch dann schlug in diesem Sommer «Pokémon Go» ein wie eine Bombe und verdoppelte kurzfristig den Aktienkurs des japanischen Spieleherstellers. Dem Überraschungserfolg ist wohl geschuldet, dass nun auch Nintendos bekannteste Figur, Mario, auf die mobilen Geräte hüpft. Wir hatten bei Nintendo im deutschen Frankfurt die Gelegenheit, das Handy- und Tablet-Spiel anzuzocken – und waren sowohl vom Gameplay als auch vom Umfang beeindruckt.
Gameplay: So spielt sich «Super Mario Run»
Zu erlernen ist «Super Mario Run» super simpel. Denn der einzige Befehl ist das Antippen des Bildschirms, was Mario zu einem Hüpfer veranlasst. Dabei gilt: Je länger man das Display berührt, desto höher und weiter ist der Sprung des Helden. Das Laufen durch die quietschbunten Abschnitte wird vom Game übernommen – und das mit ziemlich hohem Tempo. So ist es vor allem eine Frage des perfekten Timings, ob unser Held unbeschadet durch die Levels kommt.
Wem das jetzt zu einfach klingt, der sollte sich aber nicht täuschen lassen. Denn das Level-Design ist höchst komplex und beinhaltet fast alle Elemente, die wir auch aus normalen Ausgaben des Jump ’n’ Runs kennen. So wird der Held mit eingesammelten Pilzen grösser oder mit einem Stern unverwundbar. Und nach wie vor muss er am Schluss möglichst an die Spitze des Fahnenmast springen, um zusätzliche Münzen abzuräumen. Dazu gibt es meist mehrere parallele Plattformen, die komplett unterschiedliche Wege durch die Abschnitte ermöglichen. Neu kann Mario dank Walljumps an zwei Wänden hoch springen, um so neue Wege zu beschreiten. Kurzum: Aus dem minimalistischen Steuerungs-Schema hat man das spielerische Maximum herausgeholt. «Einfach zu erlernen, hart zu meistern» in Reinkultur.
Apropos Münzen: Im Gegensatz zu normalen «Mario»-Ausgaben gibt es hier keine maximale Anzahl an Leben. Die Münzen benutzt man hier, um das von Bösewicht Bowser zerstörte Pilz-Königreich wieder aufzubauen. Dazu lassen sich auf vorgegeben Plätzen verschiedene Pilze, Häuser und Röhren hinstellen. Zur Auswahl stehen zudem eine goldene Mario-Statue oder ein grüner Busch in Yoshi-Form. Aber auch neue spielbare Figuren wie Marios Bruder Luigi werden auf diese Weise freigeschaltet.
Allerdings muss man dazu auch Einwohner in Form von Toads – den Männchen mit den Pilzhüten – anlocken. Dies geschieht mit der sogenannten Toad-Rallye. Hier sucht man sich online einen Spieler aus und versucht, innerhalb einer vorgegebenen Zeit mehr Münzen zu sammeln. Dabei gibt es für spektakuläre Sprungkombinationen verschiedene Boni. Der gegnerische Spieler hüpft dabei in «Paper Mario»-Form im eigenen Spiel mit. Zusätzlich zeigt eine ausführliche Ergebnisanzeige am Schluss, wer zu welchem Zeitpunkt der bessere Münzensamler war. Gewinnt man das Duell, darf man neue Bewohner in seinem Königreich begrüssen.
Insgesamt besitzt «Super Mario Run» sechs Welten mit je vier Levels. Dazu stehen für jeden Abschnitt drei verschiedene Schwierigkeitsgrade zur Verfügung. Das Layout ist zwar das Gleiche, aber die Gegner sind zahlreicher und anders platziert. Je nach Einstellung gibt es in jedem Abschnitt fünf pinke, violette oder schwarze Münzen zu finden, die ebenfalls an anderen Orten versteckt sind. Wer das Game komplett meistern möchte, dürfte die einzelnen Levels viele viele Male in Angriff nehmen. Zusammen mit dem Pilz-Königreich und den Toad-Rallyes gibt es hier für rund 10 Franken einen satten Umfang. Im Preis ist übrigens der komplette Inhalt inbegriffen. So gibt es im Game keine Vorteile oder neue Levels gegen Geld zu kaufen. Wer «Super Mario Run» ausprobieren will, kann zudem die ersten drei Abschnitte gratis herunterladen.
Fazit
War «Pokémon Go» mit der Einbindung von Google Maps mehr technisches Gimmick als Spiel, ist «Super Mario Run» ein echtes Game, das uns während der Anspielsession bestens zu unterhalten vermochte. Kommt dazu, dass die Optik sowohl auf dem iPhone wie auch auf einem grossen iPad gestochen scharf aussieht. Auch bei den sich schnell bewegenden Hintergründen sind keine Ruckler zu verzeichnen. Einziger Kritikpunkt: Nimmt Mario ein Power-up wie einen Pilz auf, hält das Spiel für kurze Zeit an, womit das Timing für die nächste Aktion komplett verloren geht. Ansonsten kriegt man für den relativ hohen Preis (10 Fr.) einen für Mobile-Spiele satten Umfang. Einem gelungen Handy-Einstand für Mario steht praktisch nichts mehr im Wege.
«Super Mario Run», ab Donnerstag, 15. Dezember 2016 für iOS, ab 2017 für Android