Varinia Lightart
Diese Zürcher Künstlerin malt leuchtende Bilder

Varinia Oberholzers Bilder sind aussergewöhnlich. Sie leuchten, und das zum Bass der Musik. Wir haben bei der Zürcherin nachgefragt, wie sie auf die Idee kam, ihre Kunst mit Licht auszustatten.
Publiziert: 08.01.2022 um 13:55 Uhr
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Aktualisiert: 07.11.2022 um 13:56 Uhr
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Die Zürcherin Varinia Oberholzer hat sich vor gut einem Jahr als Künstlerin selbstständig gemacht.
Foto: Vanessa Büchel
Vanessa Büchel

Der Boden des Ateliers ist mit allen möglichen Farben gesprenkelt. Am liebsten malt Varinia Oberholzer (31) im Stehen. Dafür nutzt sie Pinsel mit ganz langen Stielen, die sie mir zeigt. Das lerne man in der Theatermalerei. «Für die kleinen Details knie ich mich dann schon auf den Boden», fügt die Zürcherin an.

Gelernt hat Varinia ihr Handwerk am Schauspielhaus Zürich. Dort hat sie eine Lehre als Theatermalerin absolviert. «Ich hatte enormes Glück. In der ganzen Schweiz gibt es jährlich nur zwei Lehrstellen für diesen Beruf.» Anschliessend arbeitete sie sechseinhalb Jahre am Stadttheater Luzern.

Doch das Pendeln wurde ihr irgendwann zu viel, wie sie sagt: «Mir ging es psychisch nicht so gut. Ich fuhr jeden Tag mit dem Zug nach Luzern und hatte immer wieder diese Panikattacken», so die junge Künstlerin. Ihr Körper habe ihr ein Zeichen gegeben und gesagt, dass es Zeit für etwas Neues ist.

Und das hat sich Varinia zu Herzen genommen. Seit einem Jahr arbeitet sie nun als freischaffende Künstlerin. Sie lebt von der Malerei. «Das Malen am Theater vermisse ich zurzeit nicht. Ich geniesse es einfach grad enorm, meine eigene Bühnenbildnerin zu sein und das machen zu können, was ich will.»

Licht als elementarer Bestandteil

Varinia führt mich durch ihr Atelier in Zürich Wiedikon. Es ist eine kleine Garage, die in zwei Räume unterteilt ist. Zu Besuch ist gerade auch der Hund von ihrem Bruder und dessen Freundin. Mica schleicht um meine Beine. «Das kleine Schweinchen», wie Varinia die französische Bulldogge liebevoll nennt, würde ihr oft beim Malen ihrer Bilder Gesellschaft leisten.

Und die sind etwas ganz Spezielles. Denn die Gemälde von Varinia leuchten. Mit einer App kann sie die Farben und Geschwindigkeit steuern. Sie zeigt mir, wie die Bilder zum Beat der Musik tanzen. «Ich verwende einen speziellen Stoff und eine aussergewöhnliche Technik, die ich am Theater gelernt habe. Meine Gemälde werden partiell von hinten mit LED beleuchtet», erklärt mir die Künstlerin.

Wie sie auf die Idee kam? «Ich habe mich schon immer gefragt, wie Bilder wohl ausschauen würden, wenn sie leuchten könnten.» In ihren Mittagspausen habe Varinia dann begonnen, herumzutüfteln, bis sie schliesslich ihrem Ziel immer näherkam. Licht fasziniert die heute 31-Jährige schon seit klein auf: «Ich bin wie eine Motte, die magisch vom Licht angezogen wird.» Sie sei eben ein Mensch, der enorm viel Licht braucht, um glücklich zu sein. «Darum müssen wahrscheinlich auch meine Bilder leuchten», meint Varinia mit einem Lächeln.

«Wäre früher gern mutiger gewesen»

Es sind Gesichter, die die junge Zürcherin auf die Leinwand bringt. «Ich male Gesichter, die mich optisch faszinieren und die durch ihren Ausdruck einen ganzen Raum einnehmen können», beschreibt Varinia ihre Motivwahl.

Zwischendurch gibt es laut der Malerin auch Phasen, in denen sie blockiert ist. «Auf einmal kommt es dann aber wieder, und meine Kreativität ist zurück!»

Varinia ist dankbar dafür, dass sie ihrer Leidenschaft nachgehen kann. Rückblickend würde sie sich aber wünschen, in der Vergangenheit mutiger gewesen zu sein. «Ich bin eine relativ scheue Person. Wenn ich mehr Mut gehabt hätte, hätte ich mich sicherlich schon früher selbstständig gemacht.»

Als sie schliesslich den Schritt zur Selbstständigkeit gewagt hat, bekam sie viel Unterstützung von all den wunderbaren Menschen in ihrem Umfeld, für die Varinia besonders dankbar ist, wie sie beschreibt. Ihr grosses Vorbild ist dabei ihr Vater: «Ich möchte so gelassen und offen bleiben, wie er es ist. Er nimmt einfach jeden Menschen, so wie er ist.»

Für aufstrebende junge Künstler hat Varinia einen Tipp: «Seid immer neugierig und vor allem auch mutig!» Habe man eine Vision vor Augen, solle man diese auch unbedingt umsetzen und sich von niemandem dreinreden lassen. «Connections sind ebenfalls wichtig. Kontakte sollten gepflegt werden. Das bringt einem ganz schön weiter.»

Nachfrage ist gross

Varinias leuchtende Bilder gab es eine Zeit lang auch im Restaurant LaSalle in der Zürcher Schiffbauhalle zu sehen. Erstehen kann man ihre Bilder in der Fame Gallery in der Nähe des Zürcher Paradeplatzes. «Gerade wurde ein Bild von mir gekauft», sagt die Künstlerin stolz. Die Nachfrage nach ihren Leuchtbildern sei gross.

Dass es bei ihr trotz der Corona-Situation so gut lief, schätzt Varinia sehr: «Ich bin froh, dass die Pandemie mich nicht daran hinderte, mich selbstständig zu machen.» Vor allem ist sie auch dankbar, dass man wieder mehr rausgehen, Freunde treffen und schöne Dinge erleben kann. «Das Leben ist einfach unberechenbar und man sollte jeden Moment geniessen», das hat Corona die Künstlerin gelehrt.

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