Spottkissen und WC-Graffiti
Darüber lacht die Schweiz

Was ist eigentlich Schweizer Humor? Das Schweizerische Nationalmuseum in Schwyz will das mit der Ausstellung «Made in Witzerland» ergründen.
Publiziert: 13.06.2020 um 12:30 Uhr
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Aktualisiert: 20.11.2020 um 16:57 Uhr
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Worüber lachen die Schweizer eigentlich? Und wofür werden wir belächelt? Diesen Fragen hat sich die Ausstellung «Made in Witzerland» im Schweizerischen Nationalmuseum gewidmet.
Foto: keystone-sda.ch
Anna Lea Spörri

Im Gegensatz zu den Engländern sind die Schweizer nicht besonders bekannt für ihren Humor. Bekannt sind wir eher als bünzlig, kleinkariert, dafür pünktlich und exakt. Trotzdem hat das Land einige Comedy-Aushänge-Schilder. Denken Sie an Emil, der in den 70ern mit seinen TV-Sketchen nicht nur in der Schweiz, sondern im ganzen deutschsprachigen Raum Erfolge feierte. Oder an Hazel Brugger, die dies heute tut. Doch worüber lachen die Schweizer eigentlich? Und wofür werden wir belächelt? Diesen Fragen hat sich eine Ausstellung im Schweizerischen Nationalmuseum in Schwyz gewidmet.

Die Museumsräume erinnern an einen Rundgang durch ein Wohnhaus, zu finden sind Toilette, Stube, Fernsehzimmer. «Dies allerdings ist eher den Themenblöcken geschuldet. Humor ist überall im Alltag zu finden», erklärt Pia Schubiger, Ausstellungs-Kuratorin von «Made in Witzerland». Wo kann man schliesslich besser TV-Sketche und Schweizer Filmkomödien in Szene setzen als in dem im Stil der 60er-Jahre eingerichteten Fernsehzimmer? Von «Giacobbo/Müller» bis Alfred Rasser (1907–1977) alias Hilfsdienst-Soldat Läppli und Charles Adrien Wettach (1880–1959) als Clown Grock ist alles dabei. Sofas und Sessel laden zum Hinsetzen ein, vor allem aber zum gemeinsamen Lachen: «Mit jemandem zusammen etwas anschauen ist lustiger als alleine. Das Gemeinsame ist zentral», so Schubiger weiter.

Spott in der Schrift

Was während Corona immer wieder kritisiert wurde, findet in der Bauernstube seinen Platz: der Kantönligeist. Erst beim genaueren Hinsehen merkt man, dass die sorgfältig aufgereihten Kissen auf der Bank nicht nur dem Komfort, sondern auch der Belustigung dienen. Bestickt sind sie nämlich mit Spottschriften, die 1712 in Solothurn an eine Brücke geheftet wurden. So liest man beispielsweise: «Appenzell wäre gern witzig, sie könnens aber nit.»

Auch Magazine können lustig sein. Beweis dafür ist der «Nebelspalter». Die Satirezeitschrift erscheint seit 1875 ohne Unterbruch – und ist damit die älteste der Welt! Durch seine Texte und gewagten Karikaturen prägte er ganze Generationen in ihrem politischen und humoristischen Verständnis. Für die Ausstellung hat das Magazin nun Karikaturisten aus der ganzen Schweiz dazu aufgefordert, eine Illustration zum Thema «Wie funktioniert die Urschweiz?» zu machen. Gemeinsam mit Einzelstücken ausgewählter Schweizer Karikaturisten wie beispielsweise Patrick Chappatte (53), der schon für die «New York Times» zeichnete, ziehe sie sich wie ein roter Faden durch die ganze Ausstellung.

Darf man das?

Neben den verschiedenen Übermittlungs- und Darstellungsarten des Humors befasst sich die Ausstellung auch mit dessen Verständnis. Kinder finden nicht dieselben Dinge lustig wie Teenager, Frauen lachen über anderes als Männer. Aufgezeigt wird dies unter anderem am Toilettenraum. Im Stil eines Discoklos sind die Wände übersät mit Schriften und Graffiti. Zu lesen sind sogenannte Latrinenwitze, meistens eher grob. «Genau das ist das Thema. Gerade nach #MeToo kann man sich fragen, ob man solche Zeichnungen überhaupt weitertragen darf. Wie weit soll Humor gehen?», so Schubiger.

Das muss man über Lachyoga wissen

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