Im Jahr 1979 trug das Brettspiel «Hase und Igel» als Erstes den Titel Spiel des Jahres. Seither prämiert eine Fachjury jährlich das beste Gesellschaftsspiel. Der Preis ist dabei mehr als nur eine nette Auszeichnung. So darf der Gewinner mit weltweit über 300’000 verkauften Exemplaren rechnen, dem Zehnfachen eines durchschnittlichen Gesellschaftsspiels.
In der 40. Vergabe des Preises geht die Auszeichnung an das Legespiel «Azul». In diesem müssen zwei bis vier Spieler die Palastwände des portugiesischen Königs Manuel I. verzieren. Die Fliesen dafür kommen von verschiedenen Manufakturen. Es liegt an den Spielern, genügend davon zu bunkern, um das Mosaik legen zu können. Dabei darf man aber nicht zu viele reservieren, da überflüssige «Azulejos» zu Punktabzügen führen. Das führt zu einem spannenden Wettbewerb zwischen den Konkurrenten, der 30 bis 45 Minuten dauert.
Die Jury unter der Leitung des Schweizer Spielekritikers Tom Felber meint zum Titelträger: «Das abstrakte Azul vereint vermeintliche Gegensätze: Die fast schon nüchterne Funktionalität des Spielbretts ist ein gelungener Kontrast zur wunderbaren Ästhetik des entstehenden Mosaiks. Die Haptik der Kachelsteine verstärkt den wertigen Eindruck. Allein das Material ist ein Genuss.» Zudem bietet der Auswahlmechanismus ungeahnten Tiefgang und einen nahezu endlosen Wiederspielreiz.
Quacksalbern und Funkelsteine sammeln
Neben dem Hauptpreis werden jedes Jahr noch das Kennerspiel des Jahres und das Kinderspiel des Jahres ausgezeichnet. Ersteres heisst heuer «Die Quacksalber von Quedlinburg». Hier müssen die Spieler aus einem Beutel verschiedene alchemistische Zutaten wie Alraunenwurzel, Geisteratem oder Fliegenpilz ziehen und mit diesen möglichst wertvolle Tränke brauen. Denn für diese gibt es in der nächsten Runde weitere Zutaten für noch bessere Produkte. Allerdings sollte man die Giftmischerei nicht übertreiben. Denn je länger man Zutaten in den Topf schmeisst, desto grösser ist die Möglichkeit, dass das Gebräu explodiert. Eine Spielrunde dauert hier rund 45 Minuten.
Den Titel Kinderspiel des Jahres trägt schliesslich das Sammelspiel «Funkelschatz», das für Kinder ab fünf Jahren empfohlen ist. Hier sammeln die Spieler verschiedenfarbige Steine ein, die durch das Entfernen eines Plastikrings freigegeben werden. Dabei muss man sich vor jeder der neun Runden für eine Farbe entscheiden. Schliesslich darf man nur die dazu passenden Steine seinem Schatz hinzufügen. Eine Spielrunde ist hier bereits nach 15 Minuten vorbei.