Der Künstler Petrit Halilaj (32) ist in Kostërc (Kosovo) geboren und floh im Krieg mit seiner Familie aus seinem Heimatdorf Runik. Heute lebt er in Berlin, und in Bern zeigt er jetzt im Zentrum Paul Klee seine neuste Ausstellung «Shkrepëtima» – albanisch für «Funken», «Blitz» oder auch plötzliches, intensives Gefühl.
Gottheit in der Hosentasche
In Petrit Halilajs Heimatdorf Runik liegen die bedeutendsten jungsteinzeitlichen Fundstücke Südeuropas. Und zwar fast an der Erdoberfläche – beim ackern oder Hausbau kommen sie zum Vorschein. Und die Dorfbevölkerung sammelt sie ein, bewahrt sie auf. Ein Schulfreund trage stets die Figur einer Gottheit in der Hosentasche mit, die rund 7000 Jahre alt sei, erzählt Halilaj. «Für die Leute ist es so normal, solche archäologischen Fundstücke zu besitzen, dass sie sie zum Beispiel als Aschenbecher verwenden.» An den Staat abgeben möchten sie ihre Funde nicht mehr. Das taten sie in den 1960er Jahren – und die Sachen verschwanden auf Nimmerwiedersehen in der damaligen Zentralhauptstadt Belgrad.
Erinnerung an eine unwiederbringliche Vergangenheit
Bei diesen 505 für Runik verlorenen Fundstücken, beziehungsweise den Fotos davon, inspiriert sich Halilaj, formt sie aus Lehm nach und baut sie als Skulpturen in eine Video-Installation ein. In sieben parallelen Filmen erzählen die Bewohner von Runik von ihren wertvollen Fundstücken, wie sie sie gefunden haben, was sie ihnen bedeuten – sie flunkern, erzählen Geschichten bis die Grenze zwischen Realität und Vorstellung verwischt. Weil ja alles nur noch Erinnerung ist, an eine unwiederbringliche Vergangenheit. So ist die Geschichte um diese Steinzeit-Objekte auch die Geschichte von Petrit Halilaj und seiner Heimat.
Bis 19. August 2018 im Zentrum Paul Klee in Bern.