Glitzer, Federn, Pailletten – Der Zirkus feiert Jubiläum
Knie-Kostüme der letzten 100 Jahre

Ein Zirkus braucht Kostüme. Zum 100. Geburtstag des Circus Knie zeigt das Textilmuseum St. Gallen eine Ausstellung voller Glitzer und Pailetten.
Publiziert: 06.03.2019 um 09:08 Uhr
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Aktualisiert: 18.03.2019 um 14:03 Uhr
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Der Circus Knie feiert sein 100-Jahr-Jubiläum. Im Bild: Der Zirkus auf der Allmend in Thun 2018.
Foto: Keystone
Stephanie Rebonati

Wie könnte ich sie jemals vergessen, zu eng ist sie mit meinen Kindheitserinnerungen verstrickt. Géraldine Knie. Mit ihren langen, schwarzen Haaren, die immer so geglänzt haben. Ihren roten Lippen und den Gewändern aus schwarzem Samtstoff, auf denen sich Goldfäden und funkelnde Strasssteine einem Meer gleich ausbreiteten.

Das Licht der Manege, ja jenes des Universums, wie es mir damals als Mädchen schien, spiegelte sich in den Glitzersteinen und den grossen, goldenen Ohrringen, die sie oft trug. Géraldine Knie, die Pferdedresseurin, meine Zirkusprinzessin, die siebte Generation des Schweizer National-Circus Knie, der heuer 100-jährig wird.

90 Kostüme der Familie

Das Textilmuseum St. Gallen stellt anlässlich des grossen Jubiläums eine Auswahl von rund neunzig Kostümen aus dem Bestand der Familie Knie aus. Glitzer, Federn, Pailletten, Gilets, Einteiler und Fräcke – die Bekleidung ist das Element, das alle Fäden zusammenhält. Sie schmiegt sich an den Körper der Dompteure und Seiltänzerinnen und muss deren Leistungen gerecht werden: Es muss bequem sein, darf nicht jucken, verrutschen oder den Artisten in die Quere kommen. So viel zur Funktion. Die andere Sache, die das Kostüm zu erfüllen hat, hat mit Magie zu tun.

Es ist ein eigenartiges Spektakel, das sich unter dem Zirkus­himmel entfaltet. Eines, das das Publikum in eine andere Welt entführt. Körperliche Höchstleistungen treffen auf dramatische Orchestermusik, auf subtil choreografierte Akte und millimetergenaue Lichteinstellungen. Doch es ist das Kostüm, durch das sich der Zauber entfaltet. Es verwandelt die Gymnastikerin in eine überirdische Schlangenfrau, den jungen Mann in einen mysteriösen Magier und Géraldine Knie in eine Prinzessin, die mit Vollblutarabern und Friesen flüstert.

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Es entsteht Magie

Rote Dressurjacken aus Samt mit Goldstickereien und Rosenmotiven, feinste Seidenstoffe und kleinste Perlenreihen – die Kostüme des Circus Knie werden in Pariser Ateliers von Hand gefertigt. Eine Zeit lang entwarf Mine Verges, die heutige Chef-Costumière des Moulin Rouge, die Schweizer Outfits.

Die Ausstellung Mode Circus Knie erzählt auch von Modetrends, die das Kostüm beeinflussten, wie etwa das amerikanische Showgeschäft der 1950er-Jahre, das nackte Haut, Bikinis und Federnhüte in die hiesige Manege brachte. Die Ausstellung tut aber vor allem etwas: Sie lässt das süsse Gefühl der Magie aus der Kindheit aufleben. Für kurze Zeit, wie damals, als die vielen Glitzersteine sich vor mir in ein Meer verwandelten.

Ausstellung: Mode Circus Knie, 7. März 2019 bis 
19. Januar 2020, Textilmuseum, St. Gallen

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