Wandern, heisst es, sei der Nationalsport der Schweizer. Ich wandere auch gerne – auch wenn ich keine Schweizerin bin. Für mich gehört beim Wandern einiges dazu. Zum Beispiel ein Ziel. Am liebsten in Form einer Berghütte oder Alp. Ich behaupte, wir wandern alle nur, damit wir irgendwo einkehren können. Wenn ich nicht mehr laufen mag (was zugegebenermassen oft vorkommt), stelle ich mir gedanklich die Alp vor. Ich überlege mir dann, ob ich ein Rivella bestelle oder doch lieber selbst gemachten Bergkräutersirup. Und, ob man Alpkäse mitnehmen kann und wie schön wohl das Panorama ist. Irgendwann schweife ich ab und bin in Gedanken bei der nächsten Woche oder ganz philosophisch beim Leben allgemein. Das ist Wandern. Und das ist der beste Trick, um sich vom steilen Weg abzulenken; im Nu ist man dem Gipfel ein ganzes Stück näher.
Seit ein paar Saisons gehören für mich auch Stöcke zu jeder Wanderung. Im steilen Gelände geben sie mir Schwung, abwärts sind sie mir eine Stütze. Wer mit Stöcken wandert, weiss auch, dass man bald einen eigenen Rhythmus hat und durch das Aufsetzen des Stockes auf dem Boden und dessen Klang bald in eine Art Trance fällt. Auch das lenkt von der Anstrengung ab. Bei all den Tricks sollte ich nicht vergessen, das Panorama zu geniessen.
Sie fragen sich jetzt wahrscheinlich: «Und wer ist jetzt Maurus?» Bei einer Wanderung ist für mich noch etwas zwingend: das Grüssen. Es gehört in die Bergwelt. Grüessech, Grüezi, Hoi, Hallo, Guete Morge – ganz egal. Und ja, wenn einem an einer Stelle grad zig Wandervögel entgegenkommen, mag es mühsam sein. Aber ich denke immer: Wenn wir alle nett zueinander sind, helfen wir uns im Notfall viel eher. Und viel eher bekommt man dann noch einen guten Tipp mit auf den Weg.
Maurus, irgendein Bengel, etwa acht, sieht das (noch) nicht so. Er kommt den Pfad heruntergehüpft. Ich mache ihm Platz, damit er seinen Weg fortsetzen kann, und sag: «Hoi!» Doch er hopst nur grusslos weiter. Wozu sein Vater meint: «Maurus, das isch aber sehr frech!» – Jo, das find i also au.