Ferien im Camper
Das sind die heissesten Trends

Entweder unauffällig und kompakt oder ganz und gar imposant und luxuriös – die neusten Trends bei den Wohnmobilen zeigen in diametral entgegengesetzte Richtungen. Doch eines ist die gängige Stossrichtung: Komfort macht sich überall breit – selbst in den kleinsten Modellen.
Publiziert: 11.07.2018 um 15:33 Uhr
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Aktualisiert: 04.12.2018 um 17:49 Uhr
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Trend 1: Alleskönner Kaum mehr als Camper erkennbar: der «Nugget» von Westfalia.
Foto: ZVG
Von Jürg Wick

Wer sich am Caravan Salon in Bern umschaut, wird es bemerken: Kompakte Vans gewinnen an Aufwind! Das Zuhause auf überschaubaren Massen liegt klar im Trend. Ihr grösster Vorteil: Mit zumeist gerade einmal fünf Metern Fahrzeuglänge und zwei Metern Breite bleibt man mit ihnen stadttauglich und findet sogar noch einen Parkplatz parallel zur Strasse.

Bei den Angeboten tun sich vor allem der slowenische Hersteller Adria mit 13 verschiedenen Modellen – alle auf dem Fiat-Chassis – sowie Karmann aus Deutschland mit 19 Modellen hervor. Hans Peter Burri, dem Karmann-Händler in Sihlbrugg ZG, sträuben sich bei dieser grossen Auswahl geradezu die Haare. «Das ist für einen Familienbetrieb kaum mehr zu schultern. Mit jedem Jahrgang wächst die Auswahl, und ich weiss bald nicht mehr, welche Grundrisse ich im Herbst bestellen soll», sagt er.

Trend nr. 1: Kompakte Alleskönner

Burri gehört zu den Stein­zeit-Caravan-Händlern, die seit den 70er-Jahren im Business sind. Er rät den Caravanern deshalb: «Nicht erst ein paar Wochen vor der Ferienfahrt, sondern viele Monate zuvor zum Händler gehen, wenn man auf einen bestimmten Grundriss fokussiert ist.»

Ein weiterer Vorteil der Kompakten ist nämlich nicht nur ihre Grösse und damit ihre Verkehrstauglichkeit, sondern auch ihr immer grosszügiger und geschickter gebautes Inneres. Neben Küche, Sanitärzelle und Schlafmöglichkeiten findet sich heutzutage auf ein paar Quadratmetern fast alles, was es auch in einem «richtigen» Wohnmobil gibt. Mit separatem Aufbau wird so nicht etwa nur ein sogenanntes «Raumbad» möglich, immer häufiger hat man dank architektonischer Raffinessen nun drei trennbare Abteile: Schlafzimmer, Bad/WC sowie Küche und Essraum. Und auch punkto Qualität hat sich vieles getan.

Interessante und fast lücken­lose Van-Angebote gibt es hier bei Hymer, Knaus, Laika, La Strada, Pössl und Westfalia. Der Preisrahmen der Kompakten bewegt sich dabei zwischen 50'000 und 70'000 Franken. Und auch ein Schweizer Hersteller namens Kaiser mischt fleissig mit: Seine in Handarbeit gefertigten – mehrheitlich auf dem Mercedes Sprinter aufgebauten – Wohnmobile sind nicht nur aufwändiger und besser isoliert als jene anderer Hersteller, sondern punkten auch in Sachen Tarnung und Unauffälligkeit. Dank eingebauten Fensterjalousien kann man mit einem Kaiser auch dort übernachten, wo Wohnmobile eigentlich nicht geduldet sind.

Trend nr. 2: Kleine Platzwunder

Ein weiterer Trend und auch kompakt: Wohnmobile mit einem separaten Aufbau auf dem Chassis eines leichten Nutzfahrzeugs à la Ducato. Diese sind etwas breiter als die Vans, dafür aber in der Aus­senlänge minimalisiert. Musterschüler in diesem Segment ist da der neue Van 314 SL von Hymer. Europas zweitgrösster Hersteller von Campingfahrzeugen will mit dem Teilintegrierten eine neue Minimalmarke setzen und stellt auf 5,45 Metern eine fahrbare Behausung vor, in der man sich beim Hantieren weniger in die Quere kommt als in einem normalen Van mit Caravanausbau. Doppelbett, Bad mit Schiebetür und klappbarem Waschbecken – alles geräumig und komfortabel. Leer soll das Platzwunder zudem gerade einmal 2,45 Tonnen wiegen, das ergibt bei einem Gesamtgewicht von 3,5 Tonnen eine rekordverdächtige Zuladung. In der Basis liegt der Preis bei 52'900 Franken.

Eine clevere Alternative hat Adria mit dem Compact SL erfunden: Dank ausfahrbarem Erker (Slide-out-Technologie) im Heck des Teilintegrierten konnte die Aussenlänge für unterwegs reduziert und  zugleich der Wohnbereich nach Bedarf vergrössert werden. Eine echte Innovation in der Branche! Adria zählt übrigens in Slowenien zu einem der wichtigsten Devisenbringer und ist inzwischen, unter Sonja Gole an der Konzernspitze, zum drittgrössten Caravan-Hersteller in Europa gereift.

Trend nr. 3: Imposanter Luxus

Wenige können es sich vorstellen, doch der Markt grosser und luxuriöser Reisemobile wächst weltweit stärker als der Trend zum Caravaning selbst. Jedes Jahr kommt ein neuer Anbieter dazu – so auch etwa das Schweizer Familienunternehmen Maurer Fahrzeugbau aus Roggwil BE, welches mitunter 7 bis 14 Meter lange und luxuriös ausgestattete Fahrzeuge in der Schweiz konstruiert und schliesslich in Portugal produzieren lässt. 2014 machte das Unternehmen gar mit einem rollstuhlgängigen Monstermobil von sich reden.

Auch die deutschen Hersteller machen den Amerikanern, den Spezialisten im Höher-weiter-und-grösser-Bauen, aufgrund mangelnder Exportorientierung mehr und mehr Kon­kurrenz. Darunter Hersteller wie Morelo, Volkner, Niesmann + Bischoff, Concorde, Carthago oder Phoenix. In den überdimensio­nalen Fahrzeugen muss man nicht mal mehr seinen PW mühsam hinten andocken, sondern kann einfach bequem über einen Autolift unter die fahrbare Wohnung einparken. Der volle Luxus inklu­sive Lederpolster, Geschirrspül­maschine und Flachbildschirm im Wohnraum sowie Schlafzimmer mit King-Size-Bett sind ebenfalls selbstverständlich. 

Dieser Luxus hat jedoch durchaus seinen Preis. Schnell steigen die Verkaufspreise der fahrenden Villen auf über eine halbe Million Franken. Doch dies muss nicht zwingend sein: Das fast 8 Meter lange Hymer Duo Mobil zum Beispiel, welches mit extrabreiter Eingangstüre und Rundsitzgruppe mit Panoramafenster im Heck ausgestattet ist, gibt es bereits ab 120'000 Franken.

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