E-Bikes erfreuen sich gerade grosser Beliebtheit. Kein Wunder, schliesslich spricht auch vieles dafür. «Man bleibt immer in Bewegung, ohne dabei zu schwitzen. Zudem kann man viel weiter fahren als mit einem herkömmlichen Velo – und ist viel schneller», sagt Anna Bory, Co-Founderin der E-Bike-Marke MILOO. Laut der Unternehmerin gibt es noch viele weitere Gründe, die für ein E-Bike sprechen: «Das E-Bike ist ein grünes Verkehrsmittel und man kann es neben der Freizeit auch für den Transport nutzen. Der Radweg ist ebenso ein grosser Vorteil im Vergleich zu den anderen Verkehrsmitteln.»
Unter anderem war wohl Corona einer der Auslöser für den E-Bike-Boom. Dies spiegelt sich in den Verkaufszahlen von MILOO wider. «Wir bemerken einen Unterschied, weil aufgrund der Pandemie viele Städte ihre Infrastruktur verändert haben und dies einen Einfluss auf die Mobilität hat. Es bringt die Menschen dazu, ihre Gewohnheiten zu überdenken und E-Bikes in Betracht zu ziehen», erklärt Bory.
Mehr Unfälle seit dem E-Bike-Boom
Neben den viele Sonnenseiten bringen E-Bikes aber auch einige Schattenseiten mit sich. «Seitdem die E-Bike-Nachfrage gestiegen ist, passieren leider auch mehr Unfälle im Verkehr», so Daniel Bachofner (59), Leiter Verkehrssicherheit bei Pro Velo Schweiz. Dies bedeute aber nicht, dass E-Bikes gefährlicher seien als mechanische Fahrräder. «Wenn 50'000 Velos im Verkehr sind, gibt es nun mal mehr Unfälle als bei 1000 Velos», erklärt Bachofner.
Trotzdem ist bei E-Bike-Unfällen die Verletzlichkeit der Personen grösser. Laut dem Experten liegt dies daran, dass die E-Bike-Fahrer und -Fahrerinnen durchschnittlich älter sind. «Das Risiko ist im Alter nicht grösser, weil man nicht gut fahren kann, sondern weil man sich schneller eine Verletzung holt», erläutert Bachofner.
Die grössten Gefahren
Die meisten Unfälle im Zweiradverkehr passieren ohne Einwirkungen von anderen Verkehrsteilnehmern. «Ein Velo hat nur zwei Räder und kann kippen, wenn man die Kontrolle auch nur ein bisschen verliert», sagt Bachofner. Überschätzung sei auch ein grosses Problem bei den E-Bikes. Viele ältere Personen wechseln vom herkömmlichen Velo auf das E-Bike und denken, dass sie das Fahren beherrschen.
«Ein E-Bike ist aber etwas anderes, weil es schwerer und schneller ist. Zudem geht es immer noch eine Sekunde, bis der Motor reagiert», warnt Bachofner. Diese Verzögerung merke man beim Anfahren und Anhalten. Fühle man sich nicht so recht sicher und könne man die Nachwirkzeit nicht so rasch berechnen, stürze man demnach auch häufiger.
Mehr Sicherheit erlangen
Nicht jede ältere Person ist in der Lage, ein E-Bike zu fahren. «Nur weil man noch Autofahren kann, heisst es nicht, dass man fit genug für das E-Bike ist. Auf dem E-Bike muss man ebenso sicher sein, wie auf jedem Velo», mahnt Bachofner. Senioren und Seniorinnen, die nicht mehr so sicher sind, sollten laut dem Experten auf keinen Fall ein schnelles E-Bike kaufen. In so einem Fall eigne sich ein E-Bike bis zu 25 Kilometer pro Stunde.
Nach dem Kauf sei es ein wichtiger Punkt, das E-Bike erstmals kennenzulernen und sich nicht gleich in den grossen Verkehr zu begeben. «Man sollte lernen, das E-Bike zu beherrschen, zum Beispiel bremsen und anhalten mit hoher Geschwindigkeit. Wenn man das kann, darf man sich in den Strassenverkehr wagen», weiss Bachofner. Ansonsten gilt dasselbe wie für Autofahrer und Fussgänger: Im Verkehr immer aufmerksam sein und alles im Auge behalten. Einen E-Bike-Kurs empfiehlt der Experte grundsätzlich allen.