Nico Leuenberger (36) ist derzeit fast immer auf den Beinen. Am Montag hat er gemeinsam mit seiner Kollegin Katarina Hagstedt (34) das erste öffentliche Podcast-Studio in der Schweiz eingeweiht. An der Eröffnung des Start-ups Podcast Tower in Zürich tummeln sich private wie professionelle Podcaster aus der ganzen Schweiz, genauso wie solche, die es werden wollen.
Was früher das Radio war, ist heute der Podcast – zumindest bei den unter 30-Jährigen. Podcasts sind Audio- oder Video-Serien, die im Internet konsumierbar sind. Sie sind nicht an vordefinierte Sendeformate gebunden, darum ist hinsichtlich Dauer und Inhalt viel mehr Freiraum vorhanden. Das ermöglicht eine spezifischere Produktion. Auf entsprechenden Apps wie Spotify oder Apple Podcast können sie abonniert und zu beliebiger Zeit gehört werden: «On demand», und nicht mehr zu einem fixen Sendezeitpunkt. Gerade beim Pendeln, während der Arbeit im Haushalt oder zum Sport werden Podcasts immer beliebter.
Die Grenze zwischen Radio-Sendungen, die nach Ausstrahlung online abrufbar bleiben und Podcasts ist fliessend – ähnlich wie bei Online-Artikeln und Blog-Einträgen. Podcasts sind allerdings meist etwas «gesprächiger» und persönlicher.
Was früher das Radio war, ist heute der Podcast – zumindest bei den unter 30-Jährigen. Podcasts sind Audio- oder Video-Serien, die im Internet konsumierbar sind. Sie sind nicht an vordefinierte Sendeformate gebunden, darum ist hinsichtlich Dauer und Inhalt viel mehr Freiraum vorhanden. Das ermöglicht eine spezifischere Produktion. Auf entsprechenden Apps wie Spotify oder Apple Podcast können sie abonniert und zu beliebiger Zeit gehört werden: «On demand», und nicht mehr zu einem fixen Sendezeitpunkt. Gerade beim Pendeln, während der Arbeit im Haushalt oder zum Sport werden Podcasts immer beliebter.
Die Grenze zwischen Radio-Sendungen, die nach Ausstrahlung online abrufbar bleiben und Podcasts ist fliessend – ähnlich wie bei Online-Artikeln und Blog-Einträgen. Podcasts sind allerdings meist etwas «gesprächiger» und persönlicher.
Podcasts sind – neben Mini-Serien wie sie auf Netflix ausgestrahlt werden – die audiovisuelle Erzählform des 21. Jahrhunderts. Leuenberger und Hagstedt wollen mit ihrer Firma Amateuren und Professionellen eine Infrastruktur für die Produktion von Podcasts bieten. Es herrscht Aufbruchstimmung. Leuenberger sagt: «In der Schweiz tut sich punkto Podcasts zurzeit extrem viel. Wir befinden uns in einer Zeit des Umbruchs!»
Der Boom kommt ein paar Jahre verspätet
Podcasts boomen in der Schweiz. Noch vor einem Jahr zeigten sich nur zaghafte Versuche, das Medium massentauglich zu machen. Es fehle an Mut und Innovation, lamentierte etwa das Schweizer Branchenmagazin «Medienwoche» noch im Oktober 2018.
Dabei gibt es das digitale Audioformat schon seit geraumer Zeit. In den USA, in Grossbritannien oder in Deutschland ist das Format längst in der Bevölkerung angekommen. 2019 hören schätzungsweise mehr als die Hälfte aller US-Amerikaner sporadisch einen Podcast. In der Deutschschweiz sind es laut einer aktuellen Datenerhebung der SRG weniger als halb so viele. Das entspricht einem Marktrückstand von etwa vier Jahren. Doch jetzt scheint die Schweiz aufzuholen. Die Branche wächst.
Vernetzen, fördern und Ideen in die Öffentlichkeit bringen
Auch dank Nico Leuenberger und Katarina Hagstedt. Denn die beiden engagieren sich bereits seit längerem für den Aufbau einer Podcast-Community in der Schweiz. Diese umfasst nebst etablierten Medienhäusern wie Ringier, SRF, NZZ oder Tamedia auch Künstler, Komiker, Unterhalter, Unbekannte und Privatpersonen – Podcast, das ist ein sehr demokratisches Format, für alle und für jeden.
Anfang 2018 riefen Leuenberger und Hagstedt den Podcast Club Switzerland ins Leben. «Ich verbrachte 2017 einige Zeit in den USA und war begeistert, wie das Podcasting dort organisiert ist», meint Hagstedt, gebürtige Schwedin, rückblickend. «Alle sind sehr gut vernetzt und fördern sich gegenseitig.» Zurück in der Schweiz ergriff sie die Initiative und wollte Ähnliches schaffen. Mittlerweile zählt der Club über 200 Mitglieder.
Der Podcast Club ist primär eine Plattform für den gegenseitigen Austausch von Menschen, die Podcasts produzieren. Die Mitglieder treffen sich regelmässig, erarbeiten gemeinsam neue Konzepte und fördern Bestehendes. Somit soll auch der Öffentlichkeit eine breitere Palette an Podcasts bekannt gemacht werden. Bereits mehr als 100 Podcasts sind auf der Website des Clubs gelistet. Von den SRF-Sendungen wie dem «Echo der Zeit» bis hin zu eigenständigen Produktionen ist alles dabei. Auch die erfolgreichen Podcasts «abverheit» von Nico Leuenberger sowie «My Survival Story» von Hagstedt sind in der Zusammenstellung vertreten.
Erfolgreiche Nischen-Podcasts für unabhängige Produzenten …
Über 100 Podcasts, jeder ein bisschen anders und keiner zu viel. Denn genau hierin liegt die Stärke des Formats: «Podcasts brillieren oft als Nischenprodukt. Sie bedienen ganz spezifische Interessen und binden die Hörerschaft somit eng an das Produkt.» Tatsächlich. Beim Podcast Club gibt es eine Serie über die Geschichte der Rhätischen Bahn, Mutter- und Elternberatung, das politische System der Schweiz oder über Minimalismus.
Damit diese Nischen-Podcasts aber auch wirklich beim Zielpublikum ankommen, sind, nebst einer vielversprechenden Idee, zwei Aspekte wichtig. Einerseits eine einwandfreie Produktion. Leuenberger: «Wenn Formate, die länger als eine halbe Stunde dauern, keinen guten Sound haben, dann ist das auf Dauer extrem störend.» Genau hier soll das Studio im Podcast Tower ansetzen. Gut ausgestattet und kostengünstig steht es für jeden und jede zur Verfügung. Für die Aufnahmen stehen zudem Profis assistierend zur Seite.
Und es brauche – zweitens – ein stärkeres Bewusstsein für Podcasts in der Bevölkerung. Podcasts werden nach wie vor noch vor allem von jüngeren Menschen gehört. In dieser Hinsicht ist wichtig, dass Spotify, einer der grössten Musik-Streamingdienste Europas, vor drei Jahren begann, Podcasts auf der Plattform zu verbreiten. Dort sind schon bestehende Hörer eingeloggt, auch ältere. Und durch die Such-Algorithmen werden so auch kleinere Podcasts einfacher gefunden.
… und grössere Produktionen etablierter Medienhäuser
Weniger Probleme mit der Verbreitung von Podcasts haben traditionelle Medienhäuser. Da geht es auch nicht um Nischen, sondern darum, mit dem digitalen Audioformat vermehrt eine jüngere Leserschaft zu erreichen.
Die «Neue Zürcher Zeitung» hat bereits in den vergangenen Jahren mit Podcasts experimentiert – und das erfolgreich. Erst Anfang November gab die Zeitung zudem die Besetzung einer neuen, eigenständigen Podcast-Redaktion bekannt. Ab 2020 soll ein täglicher Nachrichten- und Hintergrund-Podcast das Angebot in Print und Online ergänzen.
Auch SRF, das Online-Magazin «Republik», der «Tages-Anzeiger» und BLICK (siehe Box) haben eigene Podcast-Formate. Zudem entwickelt die Blick-Gruppe derzeit, zusammen mit Partnern, weitere Formate, die ab 2020 auf Blick.ch zu hören sein werden.
Das Potenzial ist vorhanden – für grosse und kleine Player
Das Potenzial ist gross, Medienhäuser wie auch eigenständige Podcaster haben das nun auch in der Schweiz erkannt. Und Datenerhebungen im In- und Ausland deuten darauf hin, dass sich die Hörerzahlen von Podcasts in den nächsten Jahren in ähnlicher Weise wie in den USA entwickeln werden. Davon geht auch Nico Leuenberger aus: «Wir experimentieren, wir wagen Neues, und wir unterstützen uns gegenseitig.»
Aufbruchstimmung und Pioniergeist, da kann eigentlich nicht mehr viel schiefgehen. Bereits sind erste Buchungen für Produktionen im Podcast Tower eingegangen. Und Nico Leuenberger plant bereits, das Studio im nächsten Jahr auszubauen.