Die Geschichte der beliebten Detektive
«Die drei ???» wären fast gestorben

Grosses Jubiläum für eine Grosse Serie:
 Die Drei Fragezeichen Feiern 
bald die 200. Hörspielfolge in 40 jahren. Doch es ist ein Wunder, dass es sie überhaupt noch gibt.
Publiziert: 10.06.2019 um 18:07 Uhr
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Aktualisiert: 11.06.2019 um 15:07 Uhr
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Das einprägsame Logo der Drei ??? prägt sich jedem sofort ein.
Silvia Tschui

Hat man sämtliche Abenteuer von Justus, Peter und Bob aus Rocky Beach in Buchform ­beisammen, stehen insgesamt etwa fünf satte Laufmeter voller Spannung im Bücherregal. Unfass­bare 200 Geschichten handeln von den generationenüber­greifend berühmten «Drei Fragezeichen». ­Pardon: Die Serie schreibt sich richtig «Die drei ???».

In diesen Laufmetern sind aber noch nicht einmal die beliebten Hörspiele einberechnet. 199 an der Zahl, insgesamt mehr als 50 Millionen verkaufte Exem­plare. Im Herbst dieses Jahres soll die 200. Folge ver­öffentlicht werden, die vor ­einigen Monaten als Buch herauskam.

Sie kommen in die Schweiz

«Die drei ???» werden zudem im Original in die Schweiz ­kommen, genauer: Nächsten Frühling, ins Zürcher Hallen­stadion. «Original» bedeutet in diesem Fall: Seit der ersten aufgenommenen Folge sind dieselben drei Sprecher für die allseits beliebten Geschichten um Peter Shaw (Jens Wawrczeck), Bob Andrews (Andreas Fröhlich) und den schlauen, aber auch nervig altklugen Justus Jonas (Oliver Rohrbeck ) verantwortlich.

Die Grossoffensive hat einen Grund: Die Hörspielserie der «drei Fragezeichen» feiert Jubi­läum. 1979, also vor 40 Jahren, erschien die erste Folge, «Der ­Super-Papagei» - und schlug ein wie eine Bombe. Dass die Serie sich aber auch weit nach der Jahrtausendwende noch grosser Beliebtheit erfreuen ­würde, ­hätte sich damals wohl niemand gedacht. Grund für den ursprünglichen Erfolg war – neben den wirklich spannenden Geschichten – ein sehr cleveres Marketing des US-Autors ­Robert Arthur, der die drei jugendlichen Detektive schon 1964 erfand.

Er war mit Alfred Hitchcock bekannt und sicherte sich das Recht, Hitchcocks Namen und Gesicht auf dem Umschlag der Bücher verwenden zu dürfen. Als Gegenzug liess Arthur ihn als ­Nebencharakter auftreten. Als die Lizenz 1980 zu teuer und nicht erneuert wird, ist es einige Jahre später auch mit der Popularität der drei Teenagerdetektive vorbei: In den USA wird die Serie 1991 eingestellt.

Fast wurden sie Opfer eines Verlagsstreits

In Deutschland gelten die ­Lizenzrechte bis 2004. Aber auch hier ist längst eine turbulente Zeit für Justus, Peter und Bob angebrochen – sie heissen zwischenzeitlich nicht mehr «Die drei ???», sondern, in den Hörspielen, «Die Dr3i». Schlimmer noch: Justus Jonas und Peter Shaw kommen plötzlich nicht mehr vor, dafür übernehmen ­komische Doppelgänger namens Jupiter Jones und Peter Cren­shaw.

Grund ist ein Rechtsstreit des Buchverlags Kosmos und des Hörspiellabels Europa. Erst, als die Absätze während dreier ­Jahre sinken, raufen sich die Streithähne aussergerichtlich ­zusammen, um den Fortbestand der Krimiserie für beide Seiten zu sichern. Trotzdem: Die Serie ist schwer angeschlagen.

Fettes Brot sorgt für fetten Absatz

Unerwartet kommt Hilfe von noch unerwarteter Seite: 1997 bekennen sich die Deutsch­rapper Fettes Brot in einer Talkshow als eingefleischte Fans der Serie – und nehmen 1998 für die ­Platte «Fettes Brot lässt grüssen» sogar ein «Drei ???»-Minihörspiel auf. Und plötzlich nimmt der Absatz wieder Fahrt auf – auch, weil ­Eltern sich an die spannenden Geschichten ihrer Jugend er­innern und diese ihren Kindern weitergeben.

Dabei läuft hinter den Kulissen längst nicht alles in familientauglicher Weise. So werden etwa dem ursprünglichen Hörspielmusiker Carsten Bohn jahrelang keine Tantiemen ausbezahlt, und er muss einen jahrzehntelangen Gerichtsstreit mit dem Label ­Europa ausfechten, um zu seinem Geld zu kommen.

In neueren ­Einspielungen sind seine Kompositionen, die für viele Fans der ersten Stunde einen grossen Teil des Reizes der Serie ausmachten, verschwunden. Die Europa-Labelchefs Andreas Beurmann, Musikwissenschaftler und Labelgründer, und seine Frau Heike­dine Körting, ehemalige Anwältin und mit über 1500 Produktionen die erfolgreichste Märchen-Hörspielproduzentin überhaupt (sagt ­jedenfalls das Guinnessbuch der Rekorde), sollen sich auch sonst oft alles andere als familienfreundlich gebaren – über Verbindungen in die Pornoindustrie ­berichtet etwa der «Spiegel».

Das grösste Problem der Serie: Die Stimmen altern

Die Fans kümmert das nicht. Die wollen – wie seit eh und je – einfach spannende Geschichten. Und weil auch die neueren ­Ergänzungen wie «Die drei ??? Kids» (für ein jüngeres Publikum) oder «Die drei !!!» (speziell für Mädchen) reissenden Absatz finden, werden sie die wohl auch noch lange bekommen. Die ­mittlerweile auf die sechzig ­zugehenden Schauspieler Jens Wawrczeck, Andreas Fröhlich und Oliver Rohrbeck haben wohl auch für die nächsten Jahrzehnte noch Arbeit - auch wenn sich ihnen langsam, aber sicher ein grösseres Problem stellt: Es sei, wie Produzentin Körting sagt, langsam schwierig, für die Rollen der Erwachsenen Stimmen zu finden, die älter klingen als ­Justus, Bob und Peter.

Emil und die Detektive

Vor 1929, als Erich Kästners Roman für ­Kinder erschien, waren Bücher für Kinder entweder Märchen oder Moralgeschichten. Mit der Komödie um Emil Tischbein, seine Cousine Pony Hütchen, eine Berliner Kinderbande und den fiesen Dieb Grundeis räumt der immer grandiose Kästner mit den moralinsauren Geschichten auf - und ­bereitet so den Weg für alle anderen Detektiv­serien. Mit «Emil und die drei Zwillinge» (1934) gibts eine weniger bekannte, aber genauso vergnügliche Fortsetzung.

Vor 1929, als Erich Kästners Roman für ­Kinder erschien, waren Bücher für Kinder entweder Märchen oder Moralgeschichten. Mit der Komödie um Emil Tischbein, seine Cousine Pony Hütchen, eine Berliner Kinderbande und den fiesen Dieb Grundeis räumt der immer grandiose Kästner mit den moralinsauren Geschichten auf - und ­bereitet so den Weg für alle anderen Detektiv­serien. Mit «Emil und die drei Zwillinge» (1934) gibts eine weniger bekannte, aber genauso vergnügliche Fortsetzung.

TKKG

«TKKG» ist eine Jugenddetektivbande, bestehend aus Tarzan (später Tim), Karl, Klösschen und Gabi. Tarzan kann Karate, Karl kann sich Dinge merken wie ein Computer, Klösschen kann Schokolade und Gabi kann - ähm - gut aussehen und Tarzan anhimmeln. Trotz des antiquierten ­Mädchenbilds ist die ­Serie ein Riesen­erfolg: 14 Millionen verkaufte Bücher, 33 Millionen verkaufte Hörspiele, die meis­ten ver-fasst vom Vielschreiber Rolf Kalmu­czak unter dem Namen Stefan Wolf. Kalmuczak starb 2007 im Alter von 68 Jahren und verfügte, dass «TKKG» mit neuen Autoren ­weiterleben sollte. Seit 2012 ist aber keine neue Folge in Buchform mehr erschienen.

«TKKG» ist eine Jugenddetektivbande, bestehend aus Tarzan (später Tim), Karl, Klösschen und Gabi. Tarzan kann Karate, Karl kann sich Dinge merken wie ein Computer, Klösschen kann Schokolade und Gabi kann - ähm - gut aussehen und Tarzan anhimmeln. Trotz des antiquierten ­Mädchenbilds ist die ­Serie ein Riesen­erfolg: 14 Millionen verkaufte Bücher, 33 Millionen verkaufte Hörspiele, die meis­ten ver-fasst vom Vielschreiber Rolf Kalmu­czak unter dem Namen Stefan Wolf. Kalmuczak starb 2007 im Alter von 68 Jahren und verfügte, dass «TKKG» mit neuen Autoren ­weiterleben sollte. Seit 2012 ist aber keine neue Folge in Buchform mehr erschienen.

Die fünf Freunde

Vier Kinder und ein Hund treffen sich im England der 1940er-Jahre jeweils in ihren Internatsferien und werden jedes Mal in einen Detektiv-fall verwickelt. Kritiker und Bibliothekare -mögen die Geschichten, wie im übrigen alles von Enid Blyton, überhaupt nicht: zu reaktionär, zu fremdenfeindlich,
zu elitär, zu strickmusterartig. Den Kindern ists egal: Blytons Geschichten verkaufen sich bis heute insgesamt 600 Millionen Mal. Damit ist die britische Autorin († 1968) seit den 1930er-Jahren eine der weltweit erfolgreichsten Kinderbuch-autorinnen überhaupt - noch vor J. K. Rowling mit «Harry Potter».

Vier Kinder und ein Hund treffen sich im England der 1940er-Jahre jeweils in ihren Internatsferien und werden jedes Mal in einen Detektiv-fall verwickelt. Kritiker und Bibliothekare -mögen die Geschichten, wie im übrigen alles von Enid Blyton, überhaupt nicht: zu reaktionär, zu fremdenfeindlich,
zu elitär, zu strickmusterartig. Den Kindern ists egal: Blytons Geschichten verkaufen sich bis heute insgesamt 600 Millionen Mal. Damit ist die britische Autorin († 1968) seit den 1930er-Jahren eine der weltweit erfolgreichsten Kinderbuch-autorinnen überhaupt - noch vor J. K. Rowling mit «Harry Potter».

Die Knickerbocker-Bande

Dem viel schreibenden (ca. 550 Bücher!) ­Autor Thomas Brezina kommt der Titel um 1990 unter der Dusche in den Sinn: Die vier Helden gewinnen einen Leder­hosen-Design-Wettbewerb, der an Peinlichkeit nicht zu überbieten ist. Auch sonst ist die Serie über-­kandidelt - im besten Sinn: Erfindungen wie die Schreckens­schokolade (explosive Schoggi) zeugen von der Fabulierlust des Autors. Die Leser dankens ihm: Die Reihe mit 71 Erzählungen wurde in 19 Sprachen übersetzt.

Dem viel schreibenden (ca. 550 Bücher!) ­Autor Thomas Brezina kommt der Titel um 1990 unter der Dusche in den Sinn: Die vier Helden gewinnen einen Leder­hosen-Design-Wettbewerb, der an Peinlichkeit nicht zu überbieten ist. Auch sonst ist die Serie über-­kandidelt - im besten Sinn: Erfindungen wie die Schreckens­schokolade (explosive Schoggi) zeugen von der Fabulierlust des Autors. Die Leser dankens ihm: Die Reihe mit 71 Erzählungen wurde in 19 Sprachen übersetzt.

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