Das dürfen Sie dieses Jahr nicht verpassen!
Das ist 2020 Kult

Langweilig wird das neue Jahr bestimmt nicht. Kulturell hat 2020 nämlich so einiges zu bieten. Das sind unsere Tipps.
Publiziert: 04.01.2020 um 14:13 Uhr
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Aktualisiert: 07.01.2020 um 21:34 Uhr
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«Das grosse Heft» (1986) von Agota Kristof ist eine mehrfach ausgezeichnete, in 30 Sprachen übersetzte, literarisch eindringlichste Beschreibung davon, was Krieg in der Zivilbevölkerung anrichtet. Im September 2020 im Theater Basel.
Foto: S.THEN
Silvia Tschui, Aline Wüst, Livia Fischer und Alexandra Fitz

Theaterfreunde, Bücherwürmer, Serien- und Filmjunkies, Konzertgänger, Ausstellungsliebhaber und Musicalfans, aufgepasst! 2020 jagt ein kulturelles Highlight das nächste. Das sind unsere Top 21.

Theater

  • «Alles meins» von Sibylle Berg Sibylle Berg hat 2019 für ihren Roman «GRM.Brainfuck» verdient den Schweizer Buchpreis gewonnen. Daraufhin hat das Schauspielhaus Zürich sie für eine Reihe von Abenden verpflichtet. Berg lud Gäste ein, statt ein Stück zu schreiben – und das ist (wie ihre Stücke auch) grosse Klasse. Die ersten beiden Abende waren das, was das Programmheft versprach: eine Revue zur Herstellung guter Laune. Der dritte findet im Februar 2020 statt und ist ein Muss. Eine Liebeserklärung an Nerds, an die Unangepassten, die Verstörten, die Einsamen und Liebenswerten, steht im Programmheft. Wer sich das entgehen lässt, ist selbst schuld!

Schauspielhaus Zürich, Pfauen, 25. Februar 2020

  • «Julien. Rot und Schwarz» von Lukas Bärfuss Den Büchner-Preisträger Lukas Bärfuss beschäftigt ein grosser französischer Roman seit mehr als zwanzig Jahren: «Rot und Schwarz» (Stendhal, 1830) zeigt, wie ein intelligenter Mann namens Julien aus armen Verhältnisse es durch Talent, harte Arbeit, aber auch durch Heuchelei und Opportunismus schafft, sozial emporzusteigen, um schliesslich zu fallen. Dass ihm die Figur letztendlich rätselhaft bleibe, der Roman gleichzeitig höchst moderne Themen wie die Rolle der Frau in der Gesellschaft aufnehme, in der Form höchst modern sei – das alles verarbeitet Bärfuss zum Stück, welches die österreichische Regisseurin Nora Schlocker inszeniert.

Theater Basel, 16. Januar 2020

  • Das grosse Heft, Schauspiel nach Agota Kristof «Das grosse Heft» (1986) von Agota Kristof (†2011) ist Jahrhundertliteratur – eine mehrfach ausgezeichnete, in 30 Sprachen übersetzte, literarisch eindringlichste Beschreibung davon, was Krieg in der Zivilbevölkerung anrichtet. Zwei Zwillingsbrüder, eigentlich noch Kinder, finden eigene erbarmungslose Methoden und eine eigene Sprache, um das Kriegsgeschehen und die Verrohung um sie herum zu überleben.

Theater Basel, ab 20. September 2020

Bücher

  • Dad – Nora Gantenbrink Nora Gantenbrink (34) sei eine «Bombe», sagt ihr Verleger. Tatsächlich: Die junge deutsche Journalistin und Autorin hat schon ziemlich abgeräumt – unter anderem den Marion-Dönhoff-Preis und den Axel-Springer-Preis für Journalismus. Auch ihre Kurzgeschichten gewannen Wettbewerbe und diverse Förderpreise. Ihr erster Roman «Dad» spielt von den 1960er-Jahren bis knapp heute in Asien, im Maghreb und in Deutschland und spannt den Bogen von einer deutschen Wurstwarendynastie über irre Drogentrips bis zur HIV-Infektion des Vaters der Erzählerin. Happy End gibts nicht, das literarische Ereignis des Jahres wird der Roman wohl trotzdem.

Erscheint am 18. Februar 2020 bei Rowohlt

  • Fahrplanmässiger Aufenthalt – Franz Hohler Der Kabarettist, Autor und Liedermacher Franz Hohler ist unzweifelhaft eine der künstlerischen Grössen der Schweiz. Unbändige Fabulierlust, liebevolle Komik, Freude am Absurden und politisches Engagement vermischen sich bei ihm zu einer unwiderstehlichen Mischung. So sind auch seine neusten Kurz- und Kürzestgeschichten ein Genuss: Kürzere und längere Reisen – etwa zum Baum im Vorgarten oder zur nächsten Tramhaltestelle inspirierten Hohler zu wunderbaren Texten, die im Kleinen die ganze wunderbare Grösse unserer Welt auftun.

Erscheint am 16. März 2020 beim Luchterhand Literaturverlag

  • Der Baumsammler. Aus der Reihe Naturwunder Manchmal geht man durch den Wald und denkt: schon schön hier. Und möchte, um doch ein bisschen erfassen zu können, was da um einen rum wächst und steht, gern wissen, was denn das da für ein wunderbarer Baum ist, der einen so beeindruckt. Bloss schade, hat man so als Stadtpflanze keinen blassen Schimmer. Doch es gibt Abhilfe: Mit einer neuen Sachbuchreihe, die nicht nur wie ein öder Waldführer Arten bestimmt, sondern dieselben wunderschön illustriert und gleichzeitig mit Schalk auch beschreibt – und zwar von Sage und Aberglaube bis hin zu Kulturgeschichte und Nutzung. Der Auftakt einer wunderbaren Reihe, in der Pilze, Muscheln, Kräuter, Wildblumen folgen sollen.

Erscheint am 24. März 2020 bei Rowohlt Hundert Augen

Netflix-Serien

  • Die Erde bei Nacht Von Löwen, die bei Nacht jagen, bis hin dazu, was Fledermäuse in der Dunkelheit so treiben, zeigt die beliebte Tierdoku-Reihe «Planet Erde» dank des Einsatzes neuster Filmtechnologien, was diverse Tiere so tun, wenn wir Menschen schlafen. Grandiose Aufnahmen wie immer und eine eindrückliche Erinnerung daran, was wir verlieren, wenn wir nicht endlich zu unserer Welt Sorge tragen.

Ab 29. Januar 2020 auf Netflix

  • Space Force Das Universum als neue Kriegsfront? Klingt absurd – ist aber Donald Trumps bitterer Ernst. Im Juni 2018 kündigte der Präsident der Vereinigten Staaten an: Er will eine Weltraum-Armee als neue Streitkraft des US-Militärs gründen. Die Comedy-Serie «Space Force» nimmt Trumps Vorhaben auf die Schippe und zeigt, was hinter den Kulissen der Weltall-Organisation alles so passieren könnte.

Demnächst auf Netflix (Erscheinungsdatum noch unbekannt)

  • Unorthodox Das Buch «Unorthodox» (2012) war bereits kurz nach Erscheinen ein internationaler Erfolg. Nun erscheint die autobiografische Geschichte der US-Autorin Deborah Feldman als Mini-Serie auf Netflix. Im Leben der jungen Deborah sollte alles geregelt verlaufen: Die ultraorthodox erzogene chassidische Jüdin heiratet mit 17 in einer arrangierten Ehe – und bricht alsbald aus, flüchtet von New York nach Berlin. Schon bald aber holt ihre Vergangenheit sie ein. Viel Spannung, viel Drama garantiert.

Demnächst auf Netflix (Erscheinungsdatum noch unbekannt)

Filme

  • Platzspitzbaby Die offene Drogenszene am Zürcher Platzspitz prägte eine ganze Generation. Michelle Halbheer war eines der Kinder, die damals mit einer drogensüchtigen Mutter aufgewachsen sind. Ihre 2013 veröffentlichte Biografie wurde zum Bestseller. Filmemacher Pierre Monnard («Wilder») liess sich von ihrer Geschichte zum Drama «Platzspitzbaby» inspirieren und gibt damit Kindern süchtiger Eltern ein Gesicht.

Ab 16. Januar 2020 im Kino

  • Keine Zeit zu sterben Daniel Craig, Christoph Waltz und Rami Malek, der für seine Verkörperung von Freddie Mercury im Musik-Biopic «Bohemian Rhapsody» den Oscar als bester Hauptdarsteller erhielt, sorgen schon mal für eine Top-Besetzung. «Keine Zeit zu sterben» ist der 25. James Bond und der fünfte mit Daniel Craig. Der Agent ist in der Zwischenzeit nicht mehr im aktiven Dienst und geniesst das Leben auf Jamaika. Doch dann kommt eben doch wieder ein Auftrag für 007. Hoffentlich kommen noch viele mehr – aber Craig, so heisst es, will mit diesem Teil seine Agentenakte schliessen.

Ab 2. April 2020 im Kino

  • West Side Story Erst das Musical, dann der Film: «West Side Story» ist sozusagen «Romeo und Julia» von William Shakespeare im New York der 1950er-Jahre. Es ist die Liebesgeschichte von Tony und Maria und die eines Bandenkriegs rivalisierender ethnischer Jugendbanden. Nun will der grosse Steven Spielberg den Musicalfilm zu Weihnachten 2020 in die Kinos bringen. Die erste Verfilmung der tragischen Liebesgeschichte gewann im Jahr 1961 zehn Oscars.

Ab 17. Dezember 2020 im Kino

Konzerte

  • Nick Cave Der australische Musiker Nick Cave gilt mit seinen melancholischen, gewaltigen Songs und dem einzigartig dunklem Timbre seiner Gesangsstimme als einer der aussergewöhnlichsten Songschreiber der Gegenwart – er hat es vom Punk-Junkie in Abbruchhäusern in Berlin zur global verehrten Identifikationsfigur jenseits des Mainstreams geschafft.

Hallenstadion Zürich, 8. Juni 2020

  • Die Toten Hosen Ob das noch Punk-Rock ist, fragt man bei den Toten Hosen längst nicht mehr. Die Toten Hosen sind die Toten Hosen. Ihr neues Album «Alles ohne Strom» wird als «ein grosses Stück Akustik-Kunst» gelobt. Bandeigene Lieder wurden eigens für akustische Instrumente neu arrangiert und meist in Stil und Rhythmus verändert, hinzu kommen drei Coversongs. Die Toten Hosen live mit einer Bigband – ein riesiger Konzertmoment 2020.

Hallenstadion Zürich, 10. und 11. Juli 2020 (Zusatzkonzert)

  • Patent Ochsner Das Argovia Fäscht ist wohl nicht der kulturelle Höhepunkt des Aargauer Kulturjahrs. Aber eines der grössten Volksfeste im Kanton. Im Mittelpunkt dieses Jahr: Berner. Denn die Mundartband Patent Ochsner steht dieses Jahr auf der Bühne im Birrfeld ­– erstmals seit sechs Jahren wieder. Ein sicherer Wert für einen emotionalen Sommerabend. Denn auch die Aargauerinnen und Aargauer werden in breitestem Berndeutsch mitsingen, wenn Büne Huber das Lied von der schönen W.Nuss vo Bümpliz anstimmt.

Birrfeld, 6. Juni 2020

Ausstellungen

  • Van Gogh So haben Sie Vincent van Gogh noch nie gesehen: Die weltweit äusserst erfolgreiche Multimedia-Ausstellung «Van Gogh Alive» erlaubt es dem Zuschauer, sozusagen in die Sicht von van Gogh einzutauchen: Die wandgross inszenierten Bilder sind im dunklen Raum von hinten beleuchtet und teilweise animiert. Sechs Millionen Besucher haben die aussergewöhnliche Inszenierung bis jetzt gesehen.

Maag Halle Zürich, 18. Februar bis 9. April 2020

  • Olafur Eliasson Moderne Kunst bringt viele Menschen dazu, sich achselzuckend abzuwenden: zu elitär, zu abgehoben, zu unverständlich. Der weltweit äusserst erfolgreiche, isländisch-dänische Künstler Olafur Eliasson ist die Ausnahme: Seine Werke, die oftmals die Elemente und ihre Wirkung auf unsere Sinne thematisieren, berühren unmittelbar, lösen teilweise fast körperliche oder quasi-religiöse Empfindungen aus. Für das Zürcher Kunsthaus entwickelt er auf rund 1000 Quadratmetern eine neue Installation. Hingehen!

Kunsthaus Zürich, 17. Januar bis 22. März 2020

  • Goya 2019 war es Picasso, jetzt kommt Goya nach Basel. Die Fondation Beyeler schafft es jedes Jahr, mit einem hochkarätigen Programm zu überzeugen. Ab Mai widmet sich das Museum in Riehen BL dem spanischen Maler Goya (1746–1828). Goya ist einer der letzten grossen Hofkünstler und der erste Wegbereiter der modernen Kunst. Die Ausstellung entsteht in Zusammenarbeit mit dem Museo Nacional del Prado in Madrid. Über 70 Gemälde werden gezeigt, einige aus spanischem Privatbesitz, andere aus renommierten europäischen und amerikanischen Museen. Ein Höhepunkt der Kunstszene im Jahr 2020.

Fondation Beyeler, 17. Mai bis 16. August 2020

Musicals

  • Les Misérables 123 Millionen Menschen haben das Musical «Les Misérables» bereits gesehen. Dieses Jahr kommt die Broadway-Produktion erstmals in der englischsprachigen Originalversion in die Schweiz. Basierend auf dem gleichnamigen Roman von Victor Hugo wird in imposanten Bühnenbildern und bewegenden Liedern von den Klassenkämpfen des frühen 19. Jahrhunderts in Paris erzählt. Eine Geschichte um Hoffnung, Liebe und Freiheit und eine grosse Anklage gegen Unterdrückung und Ungerechtigkeit – aktueller denn je.

Theater 11 Zürich, 21. Januar bis 23. Februar 2020

  • Traumfrau Mutter mit Viola Tami Alle frisch oder nicht mehr ganz frisch gebackenen Eltern wissen, dass das Leben zwischen – Pardon – verkackten Windeln, Anforderungen im Job, absurden Wutanfällen von Zweijährigen, kaum Paarzeit und trotzdem schlaflosen Nächten nicht nur wahnsinnig anstrengend ist, sondern, mit einer gewissen Distanz betrachtet, auch wahnsinnig absurd und komisch sein kann. Das Musiktheater «Traumfrau Mutter» bringt die Schweizer seit 2006 zum Lachen und wird nun wegen dieses Grosserfolgs wieder aufgenommen.

Maag Halle Zürich, 13. bis 31. Mai 2020

  • Die Wüstenblume Ihre Geschichte hat die ganze Welt berührt. Das somalische Nomadenmädchen, das vor der Zwangsheirat flieht und in London Supermodel wird und sich für die Rechte der Frauen einsetzt. Das autobiografische Buch «Desert Flower» von Waris Dirie wurde 1999 zum Bestseller, jetzt kommt ihre Geschichte als Musicalproduktion in St. Gallen auf die Bühne.

Theater St. Gallen, ab 22. Februar 2020

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