Als in der Schweiz noch Rennwagen fuhren
Berner Museum feiert den Grand Prix Suisse

Autorennen auf Rundstrecken sind in der Schweiz seit 1958 verboten. Vorher war die Schweiz ein Mekka für Formel-1-Fans. An diese Zeit erinnert jetzt das Bernische Historische Museum mit der Ausstellung «Grand Prix Suisse 1934–54. Bern im Rennfieber».
Publiziert: 22.08.2018 um 15:20 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 20:41 Uhr
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Rote Boliden prägten die Grand-Prix-Rennen – jetzt stehen sie im Museum. Mit einem solchen Ferrari 500/F2 gewinnt 1953 der Italiener Alberto Ascari den Grossen Preis der Schweiz.
Foto: Christine Moor
Christian Maurer

Seit 60 Jahren gibt es in der Schweiz keine klassischen Autorennen mehr. Im März 1958 verkündete der Bundesrat: «Öffentliche Rundstreckenrennen mit Motorfahrzeugen sind verboten.» Damit reagierte die Schweiz auf die Tragödie von Le Mans (F), wo am 24-Stunden-Rennen von 1955 bei einem Unfall 85 Menschen starben und das Rennen trotzdem weiter lief. Der Entscheid beendete das Traditionsrennen «Grand Prix Suisse». Die Formel-1-Rennen waren damit für die Schweiz definitiv vorbei.

Zuvor hatte die Schweiz zum internationalen Autorenn-Zirkus gehört. Von 1934 bis 1939 und wiederum von 1947 bis 1954 war Bern jedes Jahr im Sommer für einige Tage das Zentrum des internationalen Motorrennsports. Am «Grand Prix der Schweiz» kämpften die weltbesten Autorennfahrer gegeneinander.

Das Autorennen war der grösste Sportanlass der Schweiz

Beim Rundkurs im Bremgartenwald fanden sich bis zu 120'000 Zuschauer. «Der Grand Prix Suisse war damals der grösste Sportanlass der Schweiz», so Jakob Messerli, Direktor des Bernischen Historischen Museums, das jetzt die grosse Nostalgie-Ausstellung «Grand Prix Suisse 1934–54. Bern im Rennfieber» zeigt. 

Der Grand Prix Suisse war ein Sportereignis, das europäische Bedeutung und nach dem Zweiten Weltkrieg weltweite Ausstrahlung hatte, sagen die Ausstellungsmacher. Er gehörte zusammen mit dem Rennen auf dem Nürburgring sowie mit denjenigen in Monte Carlo und Silverstone zu den grossen Klassikern des Motorrennsports.

Der Autorennsport war nicht nur spektakulär, er liess die Menschen auch träumen. Autorennfahrer waren Helden am Steuer, weit weg von der Realität der meisten Bürger. Nur die wenigsten Leute konnten damals Auto fahren, geschweige denn hatten sie schon ein eigenes Auto.

Ein bisschen Rennstrecke ist noch zu sehen

Ein paar Spuren aus dieser Zeit der grossen Automobilbegeisterung haben überlebt. Noch heute sei ein Teil der ursprünglich sieben Kilometer langen Originalrennstrecke zwischen Eymatt und Glasbrunnen im Bremgartenwald zu sehen, weiss Jakob Messerli. Mit Tempo 150 kurvten die Boliden über die für damalige Verhältnisse anspruchsvolle Rennstrecke. 

Inzwischen haben Bäume und Büsche haben die asphaltierte Strasse schmal werden lassen, sie ist heute Fahrrädern und Fussgängern vorbehalten. Alle Versuche, die Auto-Rundstreckenrennen in der Schweiz wieder zuzulassen, sind über die Jahrzehnte gescheitert. Erst im vergangenen Juni gabs wieder einmal eine Ausnahme für das Formel-E-Rennen mit elektrischen Boliden in Zürich.

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