Eigentlich tut man es nur einmal im Leben, und man kann es nur zu zweit: heiraten. Viele junge Frauen träumen von dem grossen Tag mit Brautkleid, Ring, Torte und Feier. Aber was, wenn sich dieser Traum nicht erfüllt?
So wie für Selena Gomez (30). «Ich habe immer damit gerechnet, dass ich mit 30 schon verheiratet bin», erzählte die Sängerin im Interview mit dem «Rolling Stone Magazine». Also hat sie sich zum runden Geburtstag einfach selbst eine Hochzeit geschenkt. Zur Party gehörten neben dem rosa Glitzerkleid eine mehrstöckige Torte und ein Stripper – nur der Bräutigam fehlte.
Akt der emanzipierten Selbstliebe
Sie ist nicht die Erste, die ohne ein Gegenüber Hochzeit feiert. Sologamie nennt sich das Phänomen. Meist sind es Frauen in den Dreissigern, die ihren Liebesschwur mit sich selbst verwirklichen. Den Akt der emanzipierten Selbstliebe kannte man bereits in den Hippie-Kommunen der 1970er-Jahre, im Mainstream angekommen ist die Selbsthochzeit spätestens 2003: Damals feierte Filmfigur Carrie Bradshaw (Sarah Jessica Parker, 57) in der Serie «Sex and the City» mit sich selbst – ein Statement gegen die Stigmatisierung von Single-Frauen.
Eine, die sich selber das Jawort gegeben hat, ist auch Luzia Mara Schucan (41) aus Basel. Sie sass bei einem schamanischen Ritual mit einer Rose im roten Kleid vor einem Spiegel: «So lange, bis ich das, was ich immer im Aussen gesucht habe, in mir selber gesehen habe.» Jeder sei auf der Suche nach der anderen Hälfte: «Zuerst geht es darum, die eigene innere Hälfte zu finden und anzunehmen. Dann ist man auch reifer für eine Beziehung.»
Ein Versprechen an sich selbst
Heute führt Schucan als Zeremonien-Gestalterin Taufen, Abschiede und Hochzeiten durch – immer wieder gelangen Frauen mit dem Wunsch nach einer Selbstheirat an sie. Diese wird mit Kleid, Ring und dem Ja zu sich selbst gefeiert. Schucan: «Es geht um ein Versprechen an das eigene Leben, also wozu man sich selber gegenüber verpflichtet.» Es sei eine Phase, in der eine Frau in der Blüte des Lebens steht und das auch feiern will. «Das ist tief in uns verankert und gehört auch ein Stück weit zur Identität als Frau», so Schucan.
Die meisten Frauen feiern ihre Selbstheirat in einem privaten Ritual, andere mit grossem Medienecho. Die bisexuelle Bloggerin Kshama Bindu (25) aus Gujarat (Indien) hat sich im Juni das Jawort gegeben. In Indien, wo die meisten Hochzeiten noch arrangiert werden, sorgte das für eine Kontroverse. Für Bindu war klar, dass sie eine Braut sein wollte – aber nie eine Ehefrau. «Ich will den Leuten zeigen, dass man alleine auf die Welt kommt und sie alleine verlässt. Wen kann man also mehr lieben als sich selbst?»
Emanzipation oder Prinzessinnen-Traum?
Ist die Selbsthochzeit ein Akt der Emanzipation? Für die Paartherapeutin Margareta Hofmann wird eine traditionelle Hochzeit nicht feministisch, indem man einfach den Bräutigam rauskickt: «Er wirkt ja schon jetzt oft als Nebenfigur.» Im Mittelpunkt stehe der Prinzessinnen-Traum. «Das ist ein egozentrischer Tanz um sich selbst und greift zu wenig weit. Denn Wachstum braucht die Reibung an einem Gegenüber.» Genau danach sehne man sich: So wie Selena Gomez, die dachte, dass sie mit 30 bereits verheiratet sein würde. Hofmann: «Damit läuft man auch Gefahr zu überspielen, was man sich tatsächlich wünscht.»
Ob eine pompöse Feier wie die von Hollywood-Star Gomez oder ein schamanisches Ritual – eine spätere «richtige» Heirat wird deshalb nicht ausgeschlossen. Denn eines kann bei der Selbstheirat ziemlich einsam werden: die Hochzeitsnacht.