Fotografie ist für die 1959 in Sorengo TI geborene schweizerisch-französische Fotografin Hélène Binet kein Event, sie ist ein langsamer Prozess, ein «work in progress». Binet ist denn auch der analogen Technik treu geblieben, einer Technik, die mit grossem Zeit- und Materialaufwand verbunden ist, wie ein kurzer Film im Forum Schlossplatz eindrücklich vor Augen führt.
Für die Retrospektive ihrer fast 30-jährigen Tätigkeit hat Binet, die in Rom aufwuchs und zurzeit in London lebt, Fotografien ausgewählt, die Bauten von ihr geschätzten Architekten interpretieren.
Die Fotografien interpretieren, weil sie zumeist auf ausgewählte Ausschnitte fokussieren, auf Wände, Böden, Räume, deren atmosphärische Essenz im Spiel von Licht und Schatten Binet ganz besonders interessiert.
Ihre Bilder öffnen dem Betrachter einen weiten Spielraum für dessen eigene Interpretation und setzt auch hier erfolgreich auf Dialog.
Ausgestellt hat Binet ihre langjährige Beschäftigung mit fünf Architekten und einer Architektin. Eigene Räume im Forum Schlossplatz erhalten haben Le Corbusier sowie die kürzlich verstorbene Zaha Hadid.
Deren energiegeladene Architektur erinnert Binet an geologische Formationen. Sie hat deshalb Hadids Architektur mit Landschaft in Beziehung gesetzt. Man betrachtet eine Dachlandschaft des Riverside Museums in Glasgow (2011) und gleichzeitig Bilder der Atacama Wüste in Chile (2013). Die formale Ähnlichkeit ist frappant.
Die anderen vier Architekten stellt Binet in je zwei Dialogfeldern vor. Den Bündner Peter Zumthor kombiniert die Fotografin mit Sigurd Lewerentz. Beide Architekten spielen mit Lichteffekten und führen gleichzeitig einen intensiven Dialog mit der natürlichen Umgebung. Mit viel Poesie setzt Binet diese Nachbarschaft in Szene.