«Dunkelkammern der Fotografie» heisst die Ausstellung treffender Weise. Der Titel spielt mit verschiedenen Aspekten im 40-jährigen Schaffen des gebürtigen Churers: Einerseits geht es um das chemische Experiment in der Dunkelkammer, das den 64 Jahre alten Fotografen schon immer faszinierte und seine künstlerische Abstraktion beflügelte. Zudem wird so auf Danusers Medium verwiesen, das bis heute die analoge Fotografie geblieben ist.
Andrerseits deutet die Betitlung an, welche Eindrücke die Schau in weiten Teilen hervorruft: Dunkel sind viele Bilder im dominierendem Schwarz, düster die wiederholte Thematik von Tod, Bedrohung und Vergänglichkeit.
In Chur gezeigt wird bis 20. August rund ein dutzend Werkgruppen, manche aus mehreren Serien bestehend. Mit dabei die Gruppe «In Vivo», sieben Serien entstanden von 1980 bis 1989, mit der Danuser der Durchbruch als Künstler-Fotograf gelang und die ihn international bekannt machte.
Die 93 Bilder aus Forschung, Medizin, Energiewirtschaft und Goldwirtschaft sind vielfach noch gegenständlich und ohne zusätzliche Informationen lesbar, die Sujets erkennbar als Leichen, apokalyptische Tierversuche, Organe, Atommüll und - Goldbarren.
Die andere Seite des Spektrums von Danusers Schaffen - formal, inhaltlich und zeitlich - bildet das aktuelle Projekt «The Last Analog Photograph - Landschaft in Bewegung». Die Bilder, aufgenommen in Wüstenstürmen dieser Erde und verfremdet im Labor, bilden den Strom der Sandkörner ab in wenig mehr als einem schemenhaften, analogen Bildrauschen. Die Serie gehört zu den zwei farbigen Ausnahmen in der ansonsten monochromen Ausstellung.
Zeitlich dazwischen entstanden sind die verstörenden Serien «Frozen Embryo» und «Strangled Body». Dass erstere nicht wie oft kolportiert die gefrorene Oberfläche konservierter Embryos zeigt, sondern «lediglich» die Kristalle des Stickstoff-Eises, mit dem ungeborenes Leben eingefroren wird, verstärkt nur deren schauderhafte Wirkung.
Noch aufwühlender ist «Strangled Body». Zu sehen sind grossformatig vergrösserte Körperausschnitte von gewaltsam zu Tode gekommener Menschen, bildfüllend nichts als tote Haut. Dass diese anatomisch nicht lokalisierbar ist, verstärkt nur die unheimliche Wirkung dieses zentralen Werkes.
So viel «Abbild, das den Nullpunkt unterschritten hat», wie es ein Kunstkritiker ausdrückte, wäre im unterirdischen Ausstellungsraum des Bündner Kunstmuseums kaum auszuhalten. Luft verschaffen indes die fast schon autobiografischen Aufnahmen aus dem New York des Jahres 1984 oder die Dokumention über Bauten von Peter Zumthor.
Inhaltlich ebenfalls verdauliche Kost, formal indes wuchtig, ist die raumfüllende Installation aus 33 grossen, schweren Fototafeln mit erodierendem Schiefergestein. Auf dem Boden liegend laden sie ein zu einer Meditation über unsere Sehgewohnheiten. Gleichzeitig verweisen sie auf die Vergänglich selbst von Stein - und, so der Künstler, die Erosion westlicher Werte.