Fix zur Gesellschaft
Warum das Ende immer so furchtbar ist

Serien sind ein toller Zeitvertreib. Doch wenn sie fertig sind, ist auch Alexandra Fitz, stellvertretende Leiterin SonntagsBlick Magazin, total am Ende.
Publiziert: 17.02.2018 um 13:49 Uhr
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Aktualisiert: 20.05.2019 um 09:29 Uhr
Wenn eine gute Serie endet, fühlt sich das fast wie eine Trennung an.
Foto: Getty Images
Alexandra Fitz

Ich könnte von der letzten Trennung erzählen. Vom Lieblingsmenschen oder zumindest von dem, der es hätte sein sollen. Aber ich möchte ein anderes Ende schildern. Eines, das in meinem Leben sehr häufig vorkommt. Und weil es so oft geschieht, kratzen diese Abschiede an meinem Herzen. Und was bleibt? Ich. Alleine. Nicht ich entscheide, wann es aufhört. Könnte ich das, wäre niemals Schluss.

Es ist furchtbar, wenn Serienenden. Wenn die Welt, in der man es sich gemütlich gemacht hat, zusammenbricht. Ich kann kaum beschreiben, was so ein Serienende mit meinem Gemüt anstellen kann. Meine Gefühlslage wird dann sehr kritisch. Ich spüre einen Druck auf meiner Brust. Es fliessen Tränen, ich schlurfe betrübt und weltvergessen durch die Gegend und bin auch mal kurz davor, den Verantwortlichen ein Hassmail zu schreiben. Denn ich will partout nicht zurück in die Realität. Man könnte jetzt sagen, die Produzenten machten einen guten Job, oder aber, dass ich ein elendiger Suchthaufen bin.

Alexandra Fitz, stv. Leiterin SonntagsBlick Magazin

Da wäre etwa die Serie «Dexter». Acht Staffeln ist man mit dem sympathischen Serienmörder zusammen. Und in der allerletzten Szene sieht man ihn allein, weit weg von der Familie, als Waldarbeiter. Dieses Ende will man nicht. Kein Ende will man, Gopfertami! Schlimmes Herzrasen hatte ich bei der dänisch-schwedischen Produktion «Die Brücke» (unbedingt schauen!). In ­einem Sog gefangen, scherte ich mich gar nicht, wie viele Folgen mir mit den Ermittlern Martin Rohde und Saga Norén blieben. Dann war nach der 3. Staffel Schluss. Aus die Maus. Ich hatte Magenschmerzen und Existenzängste. Nun gibt es doch ein Happy End, der Abschied wird etwas nach hinten geschoben. Ich erfuhr: Bald erscheint eine 4. Staffel.

Bei der Zombie-Serie «The Walking Dead» gibt es gerade eine Pause innerhalb einer Staffel. Die sind irre. Aber schon Ende Februar bin ich wieder mit dem Bogenschützen Deryl zusammen – «und Glenn, Rest in Peace!» Ja, ich weiss, dass die alle bloss erfunden sind.

Warum muss sie bloss enden? Kann diese Serie nicht endlos weiter gehen?
Foto: Getty Images/iStockphoto

Warum meine Generation so auf Serien steht? Weil sie eine Art Flucht sind. Man vergisst alles rundherum und rettet sich in ein zweites Leben. Lebenswichtig, wenn Leben Nummer 1 hart nervt. Das Beste: Man kann es an- und ausmachen, und es läuft nicht ungefragt weiter wie Leben Nummer 1. Miese Stimmung im Büro, katastrophales Date? Ab aufs Sofa oder rein ins Bett. Und schnell die Realität vergessen. Zombies gucken, Kriminalfälle lösen, sich in Figuren verlieben. Ich hasse Enden. Gerade passierte mir so ein Szenario mit einem Buch. Es waren nicht mehr viele Seiten, aber ich zögerte das Ende hinaus. Ich wollte einfach nicht aus der Geschichte gerissen werden. Nicht schon wieder alleine zurückbleiben.

Wie traurig ich bin, hängt von drei Faktoren ab: 1. Länge der Serie, 2. Qualität der Geschichte, 3. Mein Seelenhaushalt. Nach Trennungen etwa, vertiefe ich mich immer in eine neue Serie. Man denkt nicht, grübelt nicht, trauert nicht. Dieses Ende ist ja noch weit weg. Serien sind echte Helfer. Deshalb müssen wir wohl auch darüber hinwegsehen, dass sie ein Ende haben. Und so wie mit Serien ist es auch mit dem Verlust eines Lieblingsmenschen. Nach einer Trennung kommt wieder ein Anfang.

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